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Coronavirus bei Kindern: Lähmungen, Muskelschmerzen, Gehirnnebel! Immer mehr Kinder erkranken schwer

Bislang galten Kinder bei einer Covid-19-Erkrankung als ungefährdet. Aus Großbritannien häufen sich nun jedoch die Berichte von Kindern, die mit schweren Corona-Beschwerden zu kämpfen haben. Untersuchungen ergaben, dass mehr Kinder erkranken können als gedacht.

In Großbritannien häufen sich die Meldungen von Kindern mit schweren Covid-19-Symptomen sowie mit Long Covid. (Foto) Suche
In Großbritannien häufen sich die Meldungen von Kindern mit schweren Covid-19-Symptomen sowie mit Long Covid. Bild: (Symbolbild) andriano_cz/AdobeStock

Allgemein wird angenommen, dass das Coronavirus harmlos für Kinder sei. Zwar stecken sich diese ebenso häufig wie Erwachsene mit Sars-CoV-2 an, doch nur selten äußert sich eine Covid-19-Erkrankung bei unseren Kleinen durch schwere Symptome - so dachte man jedenfalls. Ein Blick nach Großbritannien zeigt: Auch für Kinder ist eine Ansteckung mit dem Coronavirus alles andere als eine Lappalie.

Long Covid bei Kindern mit Krampfanfällen, Lähmungen, Muskelschmerzen

Wie der britische "Mirror" berichtet, häufen sich Berichte von Kindern, die aufgrund ihrer Coronavirus-Infektion mit langfristigen Beschwerden zu kämpfen haben. Demnach leiden die Kinder unter Symptomen von Long Covid, darunter Müdigkeit, Gehirnnebel, Muskelschmerzen, Krampfanfälle und sogar Lähmungen. In Großbritannien sind bereits 74.000 Kinder von Long Covid betroffen.

Long Covid kann langfristige Gesundheitsprobleme zur Folge haben

Experten fürchten nun, dass Kinder, die sich mit Sars-CoV-2 infizieren, unter langfristigen Gesundheitsproblemen leiden können. Eltern beklagen, dass Hausärzte die Krankheit bei Kindern nicht ernst nehmen, da die Mehrheit der infizierten Kinder keine oder nur wenige Symptome aufweist.

Eine betroffene Mutter, Nichola Careless, sagte gegenüber dem "Mirror", ihr 12-jähriger Sohn Mani sei "vom Rugby- und Fußballspieler zum Rollstuhlfahrer geworden", nachdem er im September 2020 Covid-19 bekommen hatte.

Auch Mutter Charlie Mountford-Hill berichtet, dass ihre fünf Kinder unter Herzschmerzen, Atemproblemen, Hautausschlägen, Nasenbluten und Geschwüren im Mund leiden würden. Sie "waren nicht mehr dieselben Kinder", nachdem sie sich mit dem Coronavirus infizierten, so die Mutter.

13 Prozent der Kinder haben Long Covid

Experten wünschen sich Impfprogramme für Kinder sowie neue Maßnahmen in den Schulen, wenn die Schüler im März in England und nach dem Halbjahr in Schottland und Wales an die Schulbänke zurückkehren.

Eine Studie des Amtes für nationale Statistiken hat ergeben, dass 15 Prozent der 12- bis 16-Jährigen und 13 Prozent der 2- bis 11-Jährigen fünf Wochen nach einem positiven Corona-Test immer noch Symptome haben. Es ist bekannt, dass fast 500.000 britische Kinder Covid-19 hatten - was darauf hindeutet, dass rund 74.000 Long Covid hatten. Allerdings ist die Dunkelziffer der Infizierten bei Kindern vermutlich höher, da Kinder aufgrund ihrer Symptomarmut seltener auf Sars-CoV-2 getestet werden als Erwachsene.

Besorgniserregende Hochrechnungen: 1,3 Millionen Kindern können in GB betroffen sein

Anthony Costello, Kinderarzt und ehemaliger Direktor der WHO, sagte, "es gibt viel zu befürchten", und die Hälfte der Kinder könnte Covid-19 entwickeln, wenn sie nicht geimpft werden. Er schilderte: "Es gibt 19 Millionen Kinder. Wenn wir sie ungeimpft lassen und die Hälfte infiziert wird, sind das neuneinhalb Millionen. Wenn 15 Prozent anhaltende Symptome bekommen, könnte dies 1,3 bis 1,5 Millionen bedeuten."

Das NHS - das Gesundheitssystem von Großbritannien - bietet Tests für Erwachsene mit anhaltenden Symptomen an, jedoch nicht für Kinder.

Junge leidet wegen Long Covid unter Lähmung

Nichola Careless (44) schilderte dem "Mirror", wie Sohn Mani unter so starken Schmerzen ins Krankenhaus eingeliefert wurde, dass er "vom Nacken abwärts gelähmt" war. Sie fügte hinzu: "Er zuckte, hatte überall Hautausschläge, sein Gesicht war gerötet und die Haut schälte sich von seinen Händen und Füßen ab." Ein medizinischer Berater sagte der Familie von Mani aus Newcastle, er habe wahrscheinlich Long Covid. Charlie Mountford-Hill (37) aus Milton Keynes sagte, es hätte sie "für immer verändert", ihre Kinder Mimi (5), Indy (10), Beck (12), Emmett (8) und Nico (15) leiden zu sehen.

Eltern und Kinder mit Symptomen nicht ernst genommen

Sammie Macfarland von der Kampagne "Long Covid Kids" vergleicht Corona mit "russischem Roulette". Man kann vorher nicht wissen, welches Kind Long Covid bekommt. "Es gibt 1.200 Mitglieder unserer Gruppe und 76 Prozent der Kinder fühlen sich seit der ersten Welle unwohl, doch die Eltern werden nicht ernst genommen", so die Expertin. "Man sagt ihnen, ihre Kinder hätten nur Angst und ahmen Symptome nach."

Überreaktion des Immunsystems auf Sars-CoV-2 trifft auch Gesunde

Die genaue Ursache für die schweren Corona-Verläufe ist unklar, doch Wissenschaftler haben bereits herausgefunden, dass einige Patienten Antikörper haben, die ihr eigenes Gewebe angreifen - Mediziner sprechen hierbei von einem sogenannten Zytokinsturm. Es ist kaum vorherzusehen, wessen Immunsystem auf diese Art und Weise reagieren wird.

Gabriel Scally, Gastprofessor für öffentliche Gesundheit an der Universität von Bristol, forderte die Regierung auf, mit der Impfung von Kindern unter 18 Jahren zu beginnen, um ihr "sich noch entwickelndes" Gehirn und ihren Körper zu schützen. Und Sarah Saul von SafeEdForAll sagte, es gebe eine "große Menge", was getan werden könne, um die Sicherheit der Schüler in der Schule zu gewährleisten, einschließlich der Reduzierung der Klassengröße.

Kinder könnten zu "größten Opfern" der Pandemie gehören

Das Gesundheitsministerium sagte, neue spezialisierte NHS-Kliniken sollen Kindern helfen, die "unter den schwächenden langfristigen gesundheitlichen Auswirkungen dieses Virus" leiden.

Auch der britische Premierminister Boris Johnson wird aufgefordert, Kinder von nun an in den Mittelpunkt der Pandemie zu stellen. Jon Ashworth von der Labour-Partei sagte: "Kinder sind vielleicht nicht das Gesicht der Pandemie, aber sie könnten zu den größten Opfern gehören."

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/loc/news.de

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