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Attila Hildmann bei "Stern TV": "Peinlich für deutsche Behörden!" Reporter spüren Rechtsextremisten in Türkei auf

Seit längerem wird Attila Hildmann per Haftbefehl gesucht. Er ist in der Türkei untergetaucht. Da er keine türkische Staatsbürgerschaft besitzt, könnte er ausgeliefert werden. Nun wurde der rechtsextreme Verschwörungserzähler von "Stern TV" aufgespürt.

Attila Hildmann ist in der Türkei untergetaucht. Obwohl er per internationalem Haftbefehl gesucht wird, passierte scheinbar nichts. Nun wurde er von einem Reporter-Team aufgespürt. (Foto) Suche
Attila Hildmann ist in der Türkei untergetaucht. Obwohl er per internationalem Haftbefehl gesucht wird, passierte scheinbar nichts. Nun wurde er von einem Reporter-Team aufgespürt. Bild: picture alliance/dpa | Bernd von Jutrczenka

Seit mehr als einem Jahr sucht Interpol den untergetauchten Attila Hildmann. Nun wurde der rechtsradikale Verschwörungserzähler in der Türkei aufgespürt. Nach monatelangen Recherchen sollen eine Gruppe von Hobby-Detektiven, die sich "Hildbusters" nennt, sowie Reporter der Zeitschrift "Stern" Hildmann in der Stadt Kartepe gefunden und mit ihm gesprochen haben. Ein Video zeigte die Begegnung.

Attila Hildmann in Türkei aufgespürt! "Stern TV" berichtet von Suche nach rechtsextremen Verschwörungserzähler

In der neuen Ausgabe von "Stern TV" berichten die Reporter von der Suche nach Attila Hildmann. Die Aufnahmen zeigen, wie eine Reporterin den 41-Jährigen beim Spazierengehen mit seinem Hund völlig überrascht. "Herr Hildmann, warum verbreiten Sie denn weiterhin Antisemitismus und Hass im Netz?", will sie von dem rechtsextremen Verschwörungserzähler wissen. "Ich würde mal sagen, dass das einfach die Wahrheit ist über Deutschland", stammelt Hildmann. Auf die Frage, ob die türkischen Behörden wüssten, wo er lebe und ob er von ihnen geschützt werde: "Selbstverständlich. (...) Das sieht man doch. Ich lebe doch frei hier." Ob er einen türkischen Pass habe, unklar. Er antwortete lediglich: "Ich bin Türke."

"Sind die zu blöd dafür?" Deutsche Behörden blamieren sich mit Suche nach Attila Hildmann

Im Netz stößt die erfolgreiche Suche nach Hildmann auf Empörung. "Die entscheidende Frage ist doch: Wollen die deutschen Behörden diesen notorischen Antisemiten nicht dingfest machen, oder sind sie nur zu blöd dafür? #Hildmann", schreibt der Journalist Nikolaus Blome auf Twitter. "Heiliger Bimbam ist der #Hildmann ein unfasslicher Vollidiot. Wirklich unglaublich und alles auf Kamera. #Querdeppen", ist in einem anderen Tweet zu lesen. "Peinlich für die deutschen Behörden.Sie konnten #Hildmann nicht finden. #SternTV und ein paar Privatdetektive konnten ihn finden", spottet ein anderer Twitter-Nutzer. "Unglaublich, wie überzeugt #Hildmann von sich und seinem Geschwafel ist", heißt es in einem Tweet."Ich hatte ja vorhin getweetet, an die kruden Fantasien von #Putin kommt noch nicht mal #Hildmann ran. — Ich muss mich da definitiv korrigieren. So eine ekelhafte antisemitische Scheisse toppt sogar jede Kreml Propaganda Show in Russland", schreibt ein wütender Twitter-Nutzer.

Einige wittern jedoch eine Verschwörung. "Die Sache stinkt zum Himmel. Vier Leute springen aus einem Auto, stellen sich vor ihn und er gibt sofort bereitwillig und gut gelaunt ein Interview. Fake und inszeniert. #Hildmann", heißt es in einem Tweet. "Wenn Du per internationalem Haftbefehl gesucht wirst und die drei Fragezeichen Dich finden.. ... #Hildmann #Stern Klingt auch wie ein Verschwörungstheorie...", fasst ein Twitter-Nutzer zusammen.

"Hildbusters" analysierten Fotos und Videos von Hildmann

Hildmann wurde in West-Berlin als Kind türkischer Eltern geboren, er wuchs jedoch bei deutschen Adoptiveltern auf. Er war im Dezember 2020 in die Türkei geflohen und wurde ab Februar 2021 mit einem internationalen Haftbefehl gesucht. Die "Hildbusters" recherchierte sehr lange und aufwendig im Internet und in Chatkanälen und analysierte von Hildmann gepostete Videos und Fotos, um ihn aufzuspüren. Der "Stern" begleitete die Gruppe, recherchierte nach eigener Darstellung parallel selber und gelangte in seine abgeschottete Chatgruppe. Schließlich wurde er in der Stadt Kartepe aufgespürt, wo er seit diesem Sommer leben soll. Zuvor wohnte er in Gömec, einem Küstenort im Westen der Türkei.

Behörden verständigt! Wird Attila Hildmann bald nach Deutschland ausgeliefert?

Der Anführer der "Hildbusters" habe nach der Begegnung sofort das deutsche Generalkonsulat in Istanbul informiert und der Bundespolizei Hildmanns Adresse sowie das Nummernschild seines Autos mitgeteilt, so der "Stern". Ob die Bundesregierung inzwischen ein Auslieferungsgesuch an die Türkei gestellt hat, ist nicht bekannt. Beteiligt sein sollen nach Medienberichten das Bundeskriminalamt, das Bundesamt für Justiz, das Auswärtige Amt sowie die türkischen Behörden.

Die Staatsanwaltschaft ermittelt seit längerem gegen Hildmann, der sich selbst als "ultrarechts" und einen Verschwörungsprediger bezeichnet, wegen Volksverhetzung, des Verdachts der öffentlichen Aufforderung zu Straftaten und des Widerstands gegen die Polizei. Die Berliner Staatsanwaltschaft wollte sich am Mittwoch nicht zu dem Fall äußern. Erst kürzlich war bekannt geworden, dass Hildmann nur die deutsche Staatsbürgerschaft besitzt. Die Berliner Staatsanwaltschaft hatte lange angenommen, er habe auch die türkische Staatsbürgerschaft und könne deswegen nicht ausgeliefert werden. Seit April sei der tatsächliche Status von Hildmann bekannt, die Fahndung wegen des internationalen Haftbefehls sei erweitert worden, hieß es kürzlich von der Staatsanwaltschaft.

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/gom/news.de/dpa

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