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Ukraine-Krieg im News-Ticker:      Ukraine-Krieg im News-Ticker - alle aktuellen Geschehnisse am 06.07.2023 im Überblick

Russland wird nicht müde, die Ukraine zu bombardieren. (Foto) Suche
Russland wird nicht müde, die Ukraine zu bombardieren. Bild: picture alliance/dpa/AP | Mykola Tys

 

+++ Rumänien will ukrainische Piloten an F-16-Kampfjets ausbilden +++

Rumänien will Militärpiloten aus Nato-Partnerstaaten und der Ukraine an US-Kampfjets vom Typ F-16 ausbilden. Dafür ist ein Ausbildungszentrum geplant, das gemeinsam von Bündnispartnern und dem Hersteller der Flugzeuge betrieben werden soll, teilte am Donnerstag das Büro von Staatspräsident Klaus Iohannis mit. Rumänien ist dabei, seine F-16-Flotte auszubauen. Das Land besitzt derzeit 17 aus Portugal gebraucht gekaufte F-16-Kampfjets. Nach und nach sollen innerhalb von drei Jahren 32 weitere gebrauchte Maschinen aus Norwegen hinzukommen. Im Mai hatte Rumänien seine verbliebenen alten MiG-Jets aus sowjetischer Produktion endgültig stillgelegt.

Rumänien hatte zudem schon im April beschlossen, hochmoderne Kampfjets vom Typ F-35 aus den USA zu kaufen. Doch mit einem Abschluss des Geschäfts wird nicht vor dem Jahr 2030 gerechnet.

+++ US-Regierung prüft Lieferung von Streumunition an Ukraine +++

Die US-Regierung von Präsident Joe Biden prüft die Lieferung von Streumunition an die Ukraine. Er habe derzeit aber keine Ankündigung zu machen, sagte ein Sprecher des Weißen Hauses am Donnerstag auf die Frage eines Journalisten dazu. «Derzeit liegt unser Fokus darauf, die Ukraine weiterhin mit einer breiten Palette an Munition auszustatten», sagte er. US-Generalstabschef Mark Milley hatte vergangene Woche bereits angedeutet, dass die US-Regierung diesen Schritt in Erwägung zieht. Die Ukraine fordert bereits seit längerem die Lieferung von Streumunition, um sich gegen den russischen Angriffskrieg zu verteidigen.

Als Streumunition werden Raketen und Bomben bezeichnet, die in der Luft über dem Ziel bersten und viele kleine Sprengkörper - sogenannte Submunition - verstreuen oder freigeben. Sie wird kritisiert, weil ein erheblicher Prozentsatz ihrer Sprengkörper nicht detoniert, sondern als Blindgänger vor Ort verbleibt und so die Bevölkerung gefährdet.

Deutschland hat einen Vertrag zur Ächtung von Streumunition unterzeichnet. Die USA haben das Abkommen hingegen nicht unterschrieben. Die Vereinigten Staaten gelten als wichtigster Verbündeter der Ukraine im Abwehrkampf gegen die russische Invasion. Nach Pentagon-Angaben haben die USA seit dem Kriegsbeginn Ende Februar 2022 militärische Hilfe im Umfang von mehr als 40 Milliarden US-Dollar für Kiew bereitgestellt oder zugesagt.

+++ Überschrift: Hochrangiger russischer Politiker inspiziert besetztes AKW in Ukraine +++

Der Vizechef der Kremlverwaltung, Sergej Kirijenko, hat am Donnerstag das von Moskau besetzte ukrainische Atomkraftwerk Saporischschja begutachtet. Kirijenko habe sich gemeinsam mit Jewgeni Balizki, dem russischen Besatzungschef von Saporischschja, vom störungsfreien Betrieb der Nuklearanlage überzeugt, berichtete die staatliche Nachrichtenagentur Tass. Zuletzt hatten Kiew und Moskau sich gegenseitig vorgeworfen, einen Anschlag auf das AKW zu planen. Der ehemalige Regierungschef Kirijenko ist in seiner aktuellen Position einer der wichtigsten Köpfe der russischen Politik, auch in Bezug auf die besetzten Gebiete der Ukraine.

Zuletzt reiste Kirijenko Anfang Juni nach der Zerstörung des Kachowka-Staudamms und der Überflutung der umkämpften Region Cherson in die Südukraine. Das darauffolgende Auslaufen des Kachowka-Stausees erhöhte die internationalen Sorgen um die Sicherheit des nahe gelegenen AKWs. Das Kühlbecken des Kraftwerks wurde zuvor mit dem Wasser aus dem inzwischen ausgetrockneten See versorgt.

Das mit sechs Reaktoren größte AKW Europas liegt im umkämpften Gebiet Saporischschja, das teils von der Ukraine, teils von Russland kontrolliert wird. Die Reaktoren sind schon seit September 2022 heruntergefahren. Russische Truppen haben die Nuklearanlage in der Stadt Enerhodar bereits kurz nach Kriegsbeginn im März vergangenen Jahres besetzt. Immer wieder warfen sich die Kriegsparteien gegenseitig Beschuss der Anlage vor.

Warnungen vor einem möglichen Kontrollverlust und einer nuklearen Katastrophe gibt es seit langem. Angesichts der weltweiten Aufmerksamkeit ließ Russland im vergangenen Jahr Inspektionen der Internationalen Atomenergie-Organisation (IAEA) zu. Seither halten sich dort dauerhaft Experten auf, um die Lage zu überwachen. Sie beklagten kürzlich allerdings, keinen umfassenden Zugang zu allen Bereichen zu haben.

+++ Bulgariens Regierung sichert der Ukraine mehr Unterstützung zu +++

Bei einem Besuch des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj in Bulgarien hat die neue prowestliche Regierung in Sofia der von Russland angegriffenen Ukraine weitere Unterstützung zugesagt. Selenskyj zählte nach einem Gespräch mit Ministerpräsident Nikolaj Denkow am Donnerstag in Sofia die Bereiche auf, in denen eine verstärkte Zusammenarbeit vereinbart wurde: bei der Verteidigung der Ukraine, der Behandlung und Rehabilitation ukrainischer Soldaten sowie der Ausbildung medizinischen Personals in Bulgarien.

"Bulgarien, danke für die Unterstützung unseres Volkes", sagte Selenskyj laut der bulgarischen Übersetzung einer im staatlichen Fernsehen übertragenen Pressekonferenz. Die liberal-konservative Regierung unter Denkow, die erst seit einem Monat in dem EU- und Nato-Land im Amt ist, hatte bereits im Juni ein neues militärisches Hilfspaket für die Ukraine gebilligt. Bulgarien hat seit Kriegsbeginn zudem Zehntausende ukrainische Kriegsflüchtlinge aufgenommen.

Knapp eine Woche vor dem Nato-Gipfel in Vilnius unterzeichneten Selenskyj und Denkow eine Erklärung über Bulgariens Unterstützung für die euro-atlantische Integration der Ukraine nach Kriegsende. Zudem wurde von den zuständigen Ministern beider Länder ein Memorandum über Zusammenarbeit im Energiebereich unterzeichnet. Unterdessen gab das bulgarische Parlament «grünes Licht» für den Verkauf von zwei Atomreaktoren russischer Bauart an die Ukraine. Diese kann Bulgarien nicht gebrauchen, da Sofia ein mit Russland geplantes Projekt für ein Kernkraftwerk bei Belene abgesagt hatte.

Selenskyj traf sich zudem mit dem als prorussisch geltenden Staatschef Rumen Radew. Dieser lehnte es in einem live im TV übertragenen, konfliktgeladenen Gespräch mit Selenskyj ab, dass Rüstungsgüter und Munition an die Ukraine gehen sollen. Er begründete dies damit, dass die Vorräte der eigenen Streitkräfte nicht verringert werden sollten.

Radew, früherer Kampfjetpilot und Ex-Chef der Luftstreitkräfte, sagte zudem: "Ich behaupte weiterhin, dass dieser Konflikt keine militärische Lösung hat.» Selenskyj stellte klar, dass es nicht um einen "Konflikt", sondern um einen "Krieg" gehe.

+++ Ukraine und Russland tauschen insgesamt 90 Gefangene aus +++

Die Ukraine und Russland haben erneut jeweils 45 Gefangene ausgetauscht. Auf ukrainischer Seite handele es sich um Soldaten, Nationalgardisten und Zivilschutzangehörige, teilte der Chef des Präsidentenbüros in Kiew, Andrij Jermak, bei Telegram mit. Das Verteidigungsministerium in Moskau bestätigte, dass 45 russische Soldaten aus der Gefangenschaft zurückgekehrt seien.

Zudem seien auch zwei Kinder von russischer Seite an ihre ukrainischen Eltern übergeben worden. Kiew wirft dem Kreml vor, Tausende Minderjährige aus den russisch besetzten Gebieten der Süd- und Ostukraine nach Russland «verschleppt» und teils zur Adoption freigegeben zu haben. Der Internationale Strafgerichtshof in Den Haag hat daher gegen den russischen Präsidenten Wladimir Putin und die Kinderbeauftragte Maria Lwowa-Belowa einen internationalen Haftbefehl ausgestellt.

Ukrainischen Angaben nach ist es bereits der 47. Austausch. Dabei seien insgesamt fast 2600 Ukrainer aus russischer Gefangenschaft zurückgekehrt.

Die Ukraine wehrt seit über 16 Monaten eine russische Invasion ab. Während nach dem Stopp der Verhandlungen im vergangenen Frühjahr über eine friedliche Lösung des Konflikts der Kontakt auf fast allen diplomatischen Ebenen abgebrochen ist, tauschen Kiew und Moskau weiter regelmäßig Kriegsgefangene und Leichen aus.

+++ Lukaschenko bestätigt Verlegung von Atomwaffen nach Belarus +++

Wenige Tage vor dem Nato-Gipfel in Litauen hat Belarus' Machthaber Alexander Lukaschenko die Verlegung russischer taktischer Atomwaffen in sein Land bestätigt. Eine bestimmte Anzahl von Atomsprengköpfen sei auf belarussisches Territorium gebracht worden, sagte Lukaschenko am Donnerstag nach Angaben der staatlichen Nachrichtenagentur Belta bei einer Pressekonferenz in Minsk. "Sie befinden sich unter sicherem Schutz."

Die Staats- und Regierungschefs der Nato kommen am Dienstag und Mittwoch (11./12. Juli) in der litauischen Hauptstadt Vilnius zu ihrem Gipfeltreffen zusammen. Litauen grenzt an Russland und Belarus.

Nach Ansicht Lukaschenkos ist der "Krieg in der Ukraine, die militärische Spezialoperation" kein Grund für einen Atomschlag "von irgendeiner Seite". Sollte es aber eine "Nato-Aggression" gegen Belarus oder Russland geben, etwa einen Einmarsch, dann werde Russland im Verbund mit Belarus gemäß seiner nationalen Sicherheitsdoktrin "Vergeltung üben", drohte er.

Lukaschenko ist einer der engsten Verbündeten von Russlands Präsident Wladimir Putin. Putin hatte im Juni angekündigt, die Vorbereitung der Stationierung taktischer Atomwaffen in Belarus am 7. und 8. Juli abzuschließen. Anschließend werde die Verlegung beginnen. Nach Lukaschenkos Aussagen sind die Nuklearsprengköpfe nun schon früher als geplant in Belarus eingetroffen. Taktische Atomwaffen sind wie konventionelle Waffen für den Einsatz in einer Schlacht gedacht. Ihre Sprengkraft und Reichweite sind deutlich geringer als die strategischer Atomwaffen.

Belarus erhält damit nach der freiwilligen Abgabe seiner Atomwaffen nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion erstmals seit den 1990ern Jahren wieder nukleare Raketen. Eigenständig seien die belarussischen Streitkräfte nicht in der Lage, Atomwaffen einzusetzen, sagte Lukaschenko. Es werde immer zusammen mit Russland gehandelt.

+++ Kreml weiß angeblich nichts über Aufenthaltsort Prigoschins +++

Der Kreml ist nach eigenen Angaben nicht über den Aufenthaltsort von Söldnerführer Jewgeni Prigoschin unterrichtet. "Nein, wir verfolgen die Standortwechsel Jewgeni Prigoschins nicht, dafür fehlen uns die Möglichkeiten und der Wille", sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow am Donnerstag der Nachrichtenagentur Interfax zufolge. Nach dem gescheiterten Aufstand von Prigoschins Privatarmee Wagner gegen Russlands Militärführung vor knapp zwei Wochen war eine der Bedingungen für eine Amnestie die Ausreise des Oligarchen nach Belarus.

Diese Bedingung sei weiter in Kraft, bestätigte Peskow. Zuvor hatte Belarus' Machthaber Alexander Lukaschenko erklärt, Prigoschin sei seines Wissens nach in der russischen Millionenstadt St. Petersburg. «Auf dem Territorium von Belarus ist er nicht», sagte Lukaschenko auf einer Pressekonferenz. In St. Petersburg befinden sich die Zentrale von Prigoschins Firmenimperium Concord und sein Wohnsitz.

In russischen Medien kursierten derweil seit Mittwoch Fotos von Prigoschins Wohnsitz. Diese wurden bei den Hausdurchsuchungen am Tag der Revolte gemacht. Zu sehen sind neben der luxuriösen Einrichtung der Immobilie auch Waffen, Gold und größere Geldmengen, die dort lagerten. Prigoschin soll diese Besitztümer allerdings inzwischen wieder zurückbekommen haben. Die Veröffentlichung der Fotos dient offenbar dazu, das von ihm selbst aufgebaute Image eines einfachen Mannes aus dem Volke zu beschädigen.

Prigoschins Söldnertruppe war lange Zeit an Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine beteiligt. Ende Juni behauptete er, dass seine Kämpfer überraschend - auf Befehl von Russlands Verteidigungsminister Sergej Schoigu - in ihren Lagern von der russischen Armee angegriffen worden seien. Daraufhin ließ er seine Söldner in der südrussischen Millionenstadt Rostow am Don einmarschieren und setzte zugleich eine Militärkolonne Richtung Moskau in Marsch. Nach Verhandlungen mit dem Kreml, in denen Lukaschenko als Vermittler agierte, rief Prigoschin erst kurz vor der russischen Hauptstadt seine Truppen zurück.

+++ Ukrainischer Präsident Selenskyj zu Besuch in Bulgarien eingetroffen +++

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj ist am Donnerstag zu einem ersten Besuch im Nato- und EU-Mitgliedstaat Bulgarien eingetroffen. Das teilte die Regierungspressestelle in Sofia mit. Selenskyjs Besuch erfolgt auf Einladung der neuen prowestlichen Regierung in Bulgarien. Selenskyj wird zum Auftakt seines Besuchs mit Ministerpräsident Nikolaj Denkow und der Vizeregierungschefin und zugleich Außenministerin Maria Gabriel zusammentreffen. Der Platz vor dem Regierungssitz und dem Präsidialamt in der Hauptstadt Sofia wurde aus Sicherheitsgründen für den Straßenverkehr geschlossen.

Die seit 6. Juni amtierende liberal-konservative Regierung in Sofia will die von Russland angegriffene Ukraine stärker unterstützen als das von ihr abgelöste Übergangskabinett, das Staatschef Rumen Radew vor der Neuwahl vom 2. April eingesetzt hatte. Die Regierung unter Denkow billigte im Juni ein neues "militärisches und militärtechnisches" Hilfspaket für die Ukraine.

Es war vorerst unklar, ob Selenskyj in Sofia auch mit Staatschef Radew zusammentreffen wird. Der frühere Kampfjetpilot und Chef der Luftstreitkräfte seines Landes gilt als russlandfreundlich. Zuletzt lehnte Radew eine Beteiligung Bulgariens an der EU-Initiative zur Lieferung von Munition an die Ukraine ab.

+++ Tote und Verletzte durch russischen Beschuss im Gebiet Cherson +++

Im südukrainischen Gebiet Cherson sind durch russischen Beschuss mindestens zwei Menschen getötet und zehn weitere verletzt worden. 84 russische Artillerieangriffe seien am Mittwoch registriert worden, teilte der ukrainische Militärgouverneur Olexander Prokudin am Donnerstag auf Telegram mit. Betroffen seien auch Wohngebiete. Allein 38 Geschosse seien auf die Stadt Cherson abgefeuert worden.

Cherson kämpft ebenso wie das gleichnamige Gebiet in der Südukraine weiterhin mit den Flutfolgen nach der Zerstörung des Kachowka-Staudamms Anfang Juni. Dabei steht die Gebietshauptstadt immer wieder unter russischem Beschuss.

Nach Angaben des ukrainischen Generalstabs konzentrieren die russischen Truppen ihre Hauptangriffe weiterhin auf die Richtungen Lyman, Bachmut, Awdijiwka und Marjinka im Osten des Landes. Luftangriffe habe es auch in den Gebieten Sumy und Charkiw gegeben.

Bei Bachmut hätten ukrainische Truppen russische Angriffe im Gebiet Donezk erfolgreich abgewehrt. Gleichzeitig habe das ukrainische Militär seine Offensiven südlich und nördlich von Bachmut fortgesetzt und seine Stellungen befestigt.

In den Gebieten Saporischschja und Cherson im Süden versuche der Gegner, das Vorrücken der ukrainischen Truppen zu verhindern. Mehr als 40 Ortschaften seien in der Region mit Artillerie beschossen worden. Die ukrainischen Verteidigungskräfte setzten sich auf neu erreichten Positionen fest. Die Angaben ließen sich nicht unabhängig prüfen.

+++ Mysteriöse Mordserie an russischen Soldaten in Mariupol +++

Mindestens acht russische Soldaten sollen in den vergangenen zwei Wochen in der besetzten ukrainischen Stadt Mariupol getötet worden sein. Das berichtet die Stadtverwaltung Mariupols unter Berufung auf russische Telegramkanäle.

Sechs tote Soldaten wurden erstochen, zwei weitere sollen mit einem Schuss in den Hinterkopf "hingerichtet" worden sein, berichtet die Stadtverwaltung. Wer hinter den Morden steckt, ist nicht bekannt – russische Telegramkanäle behaupten, es könnten Einwohner der Hafenstadt verantwortlich sein, die mit der russischen Besatzung unzufrieden sind.

+++ Vier Tote bei Raketenangriff auf westukrainische Stadt Lwiw +++

Bei einem Raketenangriff auf ein Wohngebiet der westukrainischen Stadt Lwiw (Lemberg) sind in der Nacht zum Donnerstag nach Angaben des Innenministeriums vier Menschen getötet worden. Mindestens neun Menschen seien verletzt worden, teilte das Ministerium bei Telegram mit. Eine Such- und Rettungsaktion sei im Gang. Mehr als 60 Menschen wurden den Angaben zufolge aus den zerstörten Häusern evakuiert. Sieben Personen seien aus den Trümmern gerettet worden.

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj kündigte an, dass es "definitiv eine Antwort auf den Feind" geben werde. "Eine spürbare", schrieb er bei Telegram. Auf Videos sind stark beschädigte und teilweise fast ganz zerstörte Wohnhäuser eines ganzen Straßenzugs zu sehen. Selenskyj schrieb dazu: "Folgen des nächtlichen Angriffs durch russische Terroristen."

Der Bürgermeister von Lwiw, Andrij Sadowyj, sprach von dem schwersten Angriff auf die zivile Infrastruktur von Lwiw seit Beginn des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine vor mehr als 16 Monaten. Mehr als 50 Häuser seien zerstört worden.

In Lwiw halten sich auch viele Flüchtlinge aus den umkämpften Gebieten im Osten der Ukraine auf. Bis Juni war es in der Stadt im Westen des Landes längere Zeit relativ ruhig geblieben. Dann aber wurde sie wieder Ziel von Luftangriffen. Die Ukraine hatte Anfang Juni eine Gegenoffensive begonnen.

+++ Selenskyj macht Druck vor Nato-Gipfel +++

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat den anstehenden Nato-Gipfel im litauischen Vilnius als entscheidend für die künftige Sicherheit Europas bezeichnet. "Noch eine Woche bis zu einem Schlüsselmoment für unsere gemeinsame Sicherheit in Europa", sagte er am Mittwoch in seiner täglichen Videoansprache. Kiew dringt seit Monaten darauf, dass die Militärallianz das von Russland angegriffene Land aufnimmt.

"Wir arbeiten so weit wie möglich mit unseren Partnern zusammen, damit unsere gemeinsame Sicherheit in Vilnius gewinnt", sagte Selenskyj. Es hänge aber alles von den Partnern ab, sagte er mit Blick auf eine Aufnahme seines Landes ins Bündnis. Erst am Dienstag hatte Selenskyj auch noch einmal mit Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg telefoniert, dessen Amtszeit gerade verlängert wurde.

+++ Selenskyj: Hätte mir früheren Beginn der Gegenoffensive gewünscht +++

Präsident Selenskyj hätte sich einen "sehr viel früheren" Beginn der Gegenoffensive zur Rückeroberung besetzter Gebiete gewünscht. Dafür, dass es anders kam, machte er zwar nicht direkt die westlichen Unterstützer seines Landes verantwortlich. In einem CNN-Interview sagte er aber, den USA und den europäischen Partnern habe er mitgeteilt, "dass wir unsere Gegenoffensive gerne früher starten wollen und dass wir all die Waffen und das Material dafür brauchen". Seine Truppen benötigten von den USA etwa Raketen mit größerer Reichweite, um russische Ziele weit hinter der Frontlinie angreifen zu können. Zudem gebe es Engpässe bei der Ausrüstung mit Artillerie.

+++ Außenausschuss-Chef Roth: Teile der Ukraine in Nato aufnehmen +++

Zumindest teilweise wird Kiew Entgegenkommen signalisiert: Vor dem Nato-Gipfel nächste Woche plädiert der Vorsitzende des Auswärtigen Ausschusses des Bundestags, Michael Roth, dafür, die vertraglichen Grundlagen für eine Nato-Mitgliedschaft der Ukraine etwas weiter auszulegen. "Das heißt, ich würde einen perfekten Frieden nicht zur Bedingung einer Aufnahme machen", sagte der SPD-Politiker der Wochenzeitung "Die Zeit".

Roth schlug vor, etwa zu sagen: "Diejenigen Teile der Ukraine, die unter zuverlässiger Kontrolle der demokratischen Kiewer Regierung stehen, sollten schnellstmöglich zum Nato-Gebiet gehören." Für diese gelte dann auch die Beistandspflicht nach Artikel 5, sagte er weiter. Für andere Gebiete der Ukraine würde diese Beistandspflicht noch nicht gelten, die Ukraine würde aber als ganzes Land aufgenommen. Man müsse "doch irgendwie aus dem furchtbaren Dilemma heraus, die Nato-Mitgliedschaft womöglich auf den Sankt-Nimmerleins-Tag verschieben zu müssen", so Roth.

+++ Gegenseitige Vorwürfe um AKW Saporischschja +++

Sorgen bereitet derweil weiter die Lage um das von russischen Kräften besetzte Atomkraftwerk Saporischschja in der Südukraine. Beide Kriegsparteien werfen sich geplante Anschläge auf die Nuklearanlage vor. Vorwürfe aus Kiew vom Dienstag, wonach die Russen Sprengsätze an den Dächern von Reaktorblöcken angebracht haben sollen, erwiderte Moskau einen Tag später: "Die Gefahr einer Sabotage vonseiten des Kiewer Regimes ist groß, was von den Folgen her katastrophal sein kann", sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow am Mittwoch der russischen Nachrichtenagentur Interfax zufolge.

+++ AKW-Betreiber in Saporischschja: Zunächst kein nukleares Desaster +++

Der Chef des ukrainischen Atomkonzerns Enerhoatom hält angesichts von Vorwürfen möglicher Angriffe oder Sabotageakte am AKW Saporischschja eine Atomkatastrophe zum derzeitigen Zeitpunkt für ausgeschlossen, nicht aber einen kleineren atomaren Zwischenfall. Sollten Sprengsätze auf der Anlage im Süden der Ukraine gezündet werden, so "müssten wir zunächst nicht mit einem nuklearen Desaster rechnen, sondern mit einem technischen Desaster", sagte Enerhoatom-Leiter Petro Kotin den Zeitungen der Funke Mediengruppe (Donnerstag).

Ohne die Anlage wieder hochzufahren, sei es den Russen nicht möglich, eine große nukleare Katastrophe zu verursachen, so Kotin. Alle sechs Reaktoren sind seit vergangenem September heruntergefahren. Zugleich warnte Kotin vor den Folgen einer Sprengung von Brennelementen, die in der Anlage zwischengelagert seien. «Das würde zu radioaktiver Verseuchung führen», sagte er. Da die Anlage seit September nicht mehr in Betrieb sei, sei die Strahlung des Brennstoffs aber nicht mehr so stark. Deswegen seien derzeit auch keine Evakuierungsmaßnahmen nötig.

+++ IAEA fordert mehr Zugang für Inspektionen im AKW Saporischschja +++

Die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA) fordert von den russischen Besatzungstruppen erweiterten Zugang für seine in Saporischschja stationierten Beobachter. Die IAEA-Experten hätten in den vergangenen Tagen und Wochen Teile der Anlage inspiziert - darunter Abschnitte des großen Kühlbeckens - und auch regelmäßige Rundgänge durch das Kernkraftwerk gemacht, teilte die IAEA am Mittwoch mit. Dabei seien bisher keine sichtbaren Hinweise auf Minen oder Sprengstoffe festgestellt worden, sagte IAEA-Direktor Rafael Grossi. Die Experten hätten nun zusätzlichen Zugang beantragt, um zu prüfen, ob sich daran etwas geändert habe. Insbesondere sei der Zugang zu den Dächern der Reaktoreinheiten 3 und 4 sowie zu Teilen der Turbinenhallen und einigen Teilen des Kühlsystems der Anlage von entscheidender Bedeutung, fügte Grossi hinzu.

+++ Britische Botschaft in Moskau rät zur Ausreise aus Russland +++

Die britische Botschaft in Moskau hat derweil alle Landsleute zur Ausreise aus Russland aufgefordert. "Die Invasion (in der Ukraine) bedeutet, dass die Lage hier in Russland unberechenbar ist", sagte Botschafterin Deborah Bronnert in einer Videobotschaft, die am Mittwochabend auf dem Telegram-Kanal der diplomatischen Vertretung veröffentlicht wurde. Wenn der Aufenthalt in Russland nicht zwingend erforderlich sei, rate sie, das Land zu verlassen.

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