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Straf-Zinsen auf Guthaben: Erspartes in Gefahr! Sparbücher entwerten sich immer mehr

Das Zinstief im Euroraum freut Kreditnehmer. Doch für Sparer ist die Entwicklung bitter. Die Straf-Zinsen auf Guthaben belasten die Bankkunden. Auch Sozialkassen bekommen Negativzinsen zu spüren. 

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Ist Ihr Erspartes in Gefahr? Bild: AdobeStock/lovelyday12

Zinsflaute und Strafzinsen im Euroraum belasten Sparer und Sozialversicherungen. Laut einer Umfrage des Internet-Vergleichsportals Biallo verlangen immer mehr Banken und Sparkassen in Deutschland von vermögenden Privatkunden Negativzinsen fürs Verwahren von Guthaben, wie die "Süddeutsche Zeitung" berichtete. Zugleich fielen bei Sozialkassen im vergangenen Jahr Negativzinsen in zweistelliger Millionenhöhe an - unter anderem für die Anlage der Gelder, wie die zuständigen Stellen am Montag bestätigten. Zuvor hatte der "Tagesspiegel" darüber berichtet.

Wert von Sparbüchern gesunken - Ein Verlust von 3,2 Prozent!

Laut Informationen der Allianz Versicherung schmolz seit Januar 2009 die Kaufkraft von 10.000 Euro Sparbuch-Guthaben bis Beginn 2019 auf 9.676 Euro. Das ist in zehn Jahren ein Verlust von 3,2 Prozent. Außerdem prognostizieren die Ökonomen der Allianz laut "Bild"-Informationen weitere düstere Aussichten für Sparer. Mit einem Ersparten von 10.000 Euro heute auf einem Sparbuch hätte man demnach Ende 2028 nur noch eine Kaufkraft im Wert von 8685 Euro übrig. Das wäre ein Minus von 13,2 Prozent! Für ihre Rechnung gingen die Experten von konstanten 1,5 Prozent Inflation und einem Effektivzins von 0,1 Prozent aus.

Geschäftsbanken zahlen Zinsen auf geparktes Geld bei der Europäischen Zentralbank

Seit Mitte Juni 2014 müssen Geschäftsbanken Zinsen zahlen, wenn sie Geld bei der Europäischen Zentralbank (EZB) parken. Aktuell sind es 0,4 Prozent. Die Währungshüter wollen die Institute dazu bringen, mehr Kredite zu vergeben. Dies soll die Wirtschaft ankurbeln und zugleich die Inflation anheizen.

Straf-Zinsen auf Guthaben: Banken legen Ausgaben auf die Sparer um

Einzelne Häuser geben die Strafzinsen der EZB bereits seit einiger Zeit an Unternehmen und vermögende Privatkunden weiter. Aktuell befragte das Vergleichsportal nach eigenen Angaben etwa 1200 Geldinstitute. Von den gut 160, die antworteten, gaben 107 Banken und Sparkassen an, Negativzinsen zu berechnen. Darunter verlangten fast alle von ihren Firmenkunden Strafzinsen. 30 Institute forderten demnach auch von Privatkunden Geld für die Verwahrung von Einlagen, in der Regel von einer Summe von 100.000 Euro an.

Schlechte Nachricht für Sparer: Zinserhöhung rückt in weite Ferne

Angesichts düsterer Wirtschaftsaussichten und schwacher Inflation hatte die EZB jüngst die Tür für eine weitere Lockerung der Geldpolitik geöffnet. Eine von Sparern erhoffte und Kreditnehmern befürchtete Zinserhöhung rückt damit in die Ferne. Ökonomen rechnen vielmehr damit, dass die EZB den Strafzins weiter verschärfen könnte.

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Strafzinsen auf Guthaben bei allen Banken und Sparkassen?

Horst Biallo, Gründer und Chef des gleichnamigen Finanzportals, rechnet aber nicht damit, dass nun Banken und Sparkassen in großem Stil auch von Privatkunden mit kleineren Vermögen Strafzinsen kassieren wollen: "Das würde dem Image zu sehr schaden, weil man damit Kunden verprellt", zitierte ihn die "Süddeutschen Zeitung". Er geht vielmehr davon aus, dass die Geldinstitute die Gebühren für Girokonten erhöhen.

Negativzinsen belasten Sozialkassen

Die Zinspolitik belastet auch die Sozialversicherungen in Deutschland. Für die Reserve der Rentenversicherung, die Nachhaltigkeitsrücklage, fielen 2018 Negativzinsen in Höhe von 0,018 Prozent der Gesamtausgaben von 302 Milliarden Euro an, wie die Rentenversicherung mitteilte. Das waren rund 54 Millionen Euro. "Die Rentenversicherung kann sich der Zinsentwicklung auf den Finanzmärkten nicht entziehen", erklärte die Rentenversicherung.

Die Nachhaltigkeitsrücklage - im Juni 38,0 Milliarden Euro - werde überwiegend in Form von Termingeldern entsprechend den gesetzlichen Vorgaben mit einer Laufzeit von maximal zwölf Monaten angelegt, so die Rentenversicherung. Da die laufenden Ausgaben grundsätzlich aus den laufenden Beitragseinnahmen und den Bundeszuschüssen finanziert werden, spiele die Zinsentwicklung aber eine untergeordnete Rolle.

Negativzinsen auch beim Gesundheitsfonds der gesetzlichen Krankenversicherung

Auch beim Gesundheitsfonds in der gesetzlichen Krankenversicherung wurden Negativzinsen fällig - für die Anlage seiner Gelder und sein Giroguthaben bei der Bundesbank 2018 in Höhe von 9,2 Millionen Euro, wie das Bundesversicherungsamt mitteilte. Beim bestehenden Ausgleichsfonds der Pflegeversicherung betrugen die Negativzinsen unterm Strich rund 3,5 Millionen Euro.

Bundesagentur für Arbeit hat Rücklagen in Höhe von 21,5 Milliarden Euro

Dagegen hat die Bundesagentur für Arbeit die Zahlung von Negativzinsen bisher weitgehend vermeiden können. So hätten sich 2018 die angefallenen Zahlungen gerade mal auf 3.418 Euro belaufen, teilte ein Bundesagentur-Mitarbeiter am Montag mit. Im Jahr davor habe man noch ein Verwahrungsentgelt von einigen Tausend Euro gezahlt, dieses aber im Laufe von 2019 "wegverhandeln" können, sagte der Finanzexperte der Bundesbehörde. Derzeit verfügt die Bundesagentur über eine Rücklage von 21,5 Milliarden Euro.

Darüber hinaus würden Gelder der BA "im Rahmen des aktiven Rücklagenmanagements im großem Umfang in Festgeldanlagen geführt", erläuterte der BA-Mitarbeiter. Hierdurch konnten in der Vergangenheit Bestände auf negativverzinsten Konten gering gehalten werden.

/bua/news.de/dpa

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