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Unwürdige Arbeitsbedingungen?: Schwere Vorwürfe gegen Drogeriemarkt Rossmann

Wegen den Arbeitsbedingungen bei einem Subunternehmer gerät das Drogerieunternehmen Rossmann aktuell in heftige Kritik. Mitarbeiter klagen über schlechte Löhne und unwürdige Arbeitsbedingungen.

Das Drogerieunternehmen Rossmann muss sich aktuell schwere Vorwürfe gefallen lassen. (Foto) Suche
Das Drogerieunternehmen Rossmann muss sich aktuell schwere Vorwürfe gefallen lassen. Bild: dpa

Der Drogerieunternehmer Dirk Roßmann gerät wegen der Arbeitsbedingungen bei einem Subunternehmen in die Kritik. Beschäftigte, die in Rossmann-Filialen die Regale einräumen, klagen über schlechte Löhne und teils unwürdige Arbeitsbedingungen.

Das berichtet das Hamburger Magazin "stern". Mehrere tausend Regaleinräumer werden der Rossmann-Kette per Werkverträgen von dem Potsdamer Unternehmen promota.de zur Verfügung gestellt, das bis vor Kurzem als Instore Solutions Services GmbH (ISS) firmierte. Werkverträge sind schon länger umstritten. Arbeitsministerin Andrea Nahles (SPD) will die Praxis deswegen einschränken.

Löhne bei Rossmann über 10 Euro?

Während Dirk Roßmann öffentlich immer wieder auf die guten Löhne und Arbeitsbedingungen in seinem Unternehmen verweist, sind ISS und ihre Tochterunternehmen Impuls One und Tempus wegen der Behandlung ihrer Mitarbeiter umstritten. Ehemalige und heutige Beschäftigte äußerten sich gegenüber dem "stern" teils sehr kritisch über die Firma. "Ich fühlte mich wie ein Sklave behandelt", sagte eine ehemalige Teamleiterin, die in Rossmann-Filialen in Nordbayern gearbeitet hatte. Nach dem "stern" vorliegenden Unterlagen zahlte das Unternehmen bis Ende 2014 in Westdeutschland an Regaleinräumer teils lediglich 6,63 Euro pro Stunde, im Osten 6,12 Euro.

Unzufriedene Mitarbeiter sind nur Einzelfälle

Erst seit der Einführung des gesetzlichen Mindestlohns sind es nach dem "stern" vorliegenden Unterlagen verbreitet 8,50 Euro, auch in teuren Städten wie München. Roßmann sagte gegenüber dem "stern", sein Subunternehmer zahle im Raum München Löhne von "über 10 Euro". Eine ungewöhnlich große Unzufriedenheit der Mitarbeiter habe man nicht feststellen können. Auch die Firma ISS sprach von zufriedenen Mitarbeitern und einem "guten Betriebsklima". Probleme gebe es aus ihrer Sicht nur in Einzelfällen.

Die Rossmann-Drogeriemärkte nutzen überdies die Dienste der ISS in deutlich größerem Umfang als bisher bekannt. Allein im Jahr 2012 überwies Rossmann dafür 33,7 Millionen Euro an das Subunternehmen. Das geht aus einem internen Prüfbericht hervor, der dem "stern" vorliegt.

49 Prozent der ISS gehören der Rossmann Beteiligungs GmbH. Nach Recherchen des "stern" hielt die Roßmann-Firma ihre Anteile an ISS zehn Jahre lang über einen Strohmann. Über den Treuhänder, laut dem"Stern" vorliegenden Notarprotokollen, ein Gärtner aus Soltau namens Volker Kastner, hält Roßmann bis heute Anteile an der mit ISS verbundenen Firma Instore Solutions Personnel GmbH. Der Rossmann-Konzern bestätigte gegenüber dem "Stern", dass Dirk Roßmann zunächst Kastner als Treuhänder bei den Firmen eingesetzt habe, um ihre "Seriosität" zu prüfen.

Arbeitsbedingungen über "über den gesetzlichen und tariflichen Bestimmungen"

Danach, so Roßmann zum "stern", habe man "vergessen", die Treuhandverbindung zu beenden. "Ich weiß, dass das unglaubwürdig klingt", räumte der Unternehmer ein. Bei ISS beendete Roßmann das Treuhand-Modell im Jahr 2012, nachdem die Verbindung zwischen ihm und ISS publik geworden war. Das Strohmann-Konstrukt war bisher unbekannt.

ISS beschäftigt ihre Mitarbeiter bis heute auf der Basis von Tarifverträgen mit der umstrittenen Gewerkschaft DHV aus dem Christlichen Gewerkschaftsbund (CGB). Diese Tarifverträge unterlaufen teilweise gängige Standards, etwa bei der Abrufarbeit. ISS versicherte dennoch, die Arbeitsbedingungen lägen "über den gesetzlichen und tariflichen Bestimmungen". Schon im Juni 2015 urteilte das Arbeitsgericht Hamburg, dass die DHV "nicht tariffähig" sei. Anfang Mai entscheidet dort das Landesarbeitsgericht. Verliere die DHV endgültig vor Gericht, so der Arbeitsrechtler Peter Schüren gegenüber dem "stern", "sind die Tarifverträge nichtig".

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/gea/news.de

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