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"hart aber fair" am 08.05.: Klamroth zerlegt SPD-Ministerin bei Bau-Streit

Der Montagabend war für Bauministerin Klara Geywitz (SPD) kein leichter. Als Gast bei "hart aber fair" wurde sie nicht nur von weiteren anwesenden Gästen zerlegt - auch Moderator Louis Klamroth ließ ihr keine Ausrede durchgehen.

Moderator Louis Klamroth bei "hart aber fair". (Foto) Suche
Moderator Louis Klamroth bei "hart aber fair". Bild: picture alliance/dpa | Carsten Koall

Bei "hart aber fair" ging es am Montagabend, den 08.05.2023, um das Thema: "Menschen suchen ein Zuhause: Wer ist schuld an der Wohnungsnot?" Neben Linke-Parteisprecherin für Mieten-, Bau- und Wohnungspolitik Caren Lay,WohnungsbauunternehmerDirk Salewski, "SZ"-Journalist Gerhard Matzig und Industriekaufmann Erdal Balci war auch SPD-Bauministerin Klara Geywitz Teil der Talkrunde. Die bekam jedoch ihr Fett weg - vor allem von Moderator Louis Klamroth.

"hart aber fair" am 08.05.: Louis Klamroth zerlegt SPD-Bauministerin Klara Geywitz

Der Talkmaster konfrontierte sie gleich zu Beginn der Sendung mit einem Wahlplakat der SPD, mit dem Olaf Scholz als "Kanzler für soziales Wohnen" angepriesen wurde und mit der Frage, ob man diesen noch suche. Klara Geywitz' Konter: "Wir geben extrem viel Geld aus für den sozialen Wohnungsbau. Früher wurde in diesem Bereich zu wenig investiert." Doch nicht nur an dieser Stelle, sondern auch im Verlauf des Gesprächs ließ Louis Klamroth sie mit Ausreden nicht durchkommen. 400.000 neue Wohnungen pro Jahr habe die SPD versprochen, jedoch nur geschätzte 280.000 realisiert. Laut Geywitz seien die Schätzungen des Moderators "etwas schwierig", auf Nachfrage konnte sie die Zahl jedoch nicht korrigieren. Man könne erst Ende Mai Genaueres sagen.

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Bauministerin Geywitz: Bedingungen für den Baubereich haben sich verschlechtert

"Man darf natürlich auch nicht vergessen, dass die Situation, als das Plakat entstand, eine Situation war mit besten Bedingungen für den Baubereich. Mit niedrigsten Zinsen und einem sehr starken Hochlauf des Kapazitätsausbaus", rechtfertigte die Bauministerin die noch immer katastrophale Wohnungslage in Deutschland. Doch auch hier gönnte Klamroth ihr keine Pause: "Das heißt, müsste man da eigentlich immer so bei Wahlplakaten ein kleines Sternchen ranmachen? Und sagen: Wenn die Situation so bleibt, wie sie jetzt gerade ist?"

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Geywitz sah keinen Fehler ein. Es habe einen "historischen Zinssprung" gegeben, sie halte trotz dessen an ihrem Ziel fest: "Da hätte man sagen können: Mit diesem Ereignis sind diese Wünsche überhaupt nicht mehr realisierbar. Ich mache das nicht. Ich sage: Das Ziel ist notwendig, weil wir jetzt noch mehr als 400.000 bräuchten, weil wir zusätzliche Menschen aufgenommen haben!", spielte sie wohl unter anderem auf die Aufnahme zahlreicher ukrainischer Flüchtlinge im vergangenen Jahr an. Klamroth sah ihre Argumente jedoch offenbar als schwache Rechtfertigungsversuche. Es erinnere ihn an einen Fußballer, der nach einem verlorenen Spiel die Schuld beim schlechten Platz oder dem Schiedsrichter suche, nicht aber bei sich selbst.

"hart aber fair"-Runde lässt SPD-Bauministerin Klara Geywitz immer wieder auflaufen

Neben dem historischen Zinssprung argumentierte Geywitz im Verlauf der Sendung auch mit einem Riesen-Reformstau, der den Wohnungsbau erschwere. Caren Lay erinnerte da jedoch an das Zutun des aktuellen Bundeskanzlers: "Ich muss schon sagen, dass mich das wirklich empört hat mit diesem 'Kanzler für bezahlbares Wohnen'! An diesem Reformstau war die SPD ganz entscheidend beteiligt! Vor wenigen Jahren ist der soziale Wohnungsbau um ein Drittel gekürzt worden. Finanzminister war Olaf Scholz." Geywitz' Idee, dem Wohnungsmangel mit industriell vorgefertigten Fertighäusern und einem seriellen Wohnungsbau entgegenzuwirken, wurde zudem von Bauunternehmer Dirk Salewski gleich wieder in den Boden gestampft. Bei 10760 Städte und Gemeinden in Deutschland mit jeweils eigenem Bebauungsplan sei ein serieller Wohnungsbau ein "bisschen schwierig". Neben neuen Fertigwohnungen und -Häusern stellt sich Geywitz vor, dass Menschen, die im Alter häufig in für sie zu großen Wohnungen lebten, ihre Räumlichkeiten teilen. Im besten Fall solle man dies sogar beim Wohnungsbau bereits mit einplanen, zwei Eingänge sowie zwei komplette Bäder anlegen. Journalist Matzig erinnerte sie jedoch: "Aber wir können nicht den alten Menschen jetzt ihre Wohnungen wegnehmen." Das dürften sich wohl auch einige Zuschauer gedacht haben, die von Geywitz' Neuerungen betroffen wären.

Bau-Debatte bei "hart aber fair" sorgt auf Twitter für Diskussionen

Die Debatte um den Wohnungsmangel und -Bau in Deutschland sorgte auch auf Twitter für Wirbel. "Ich ackere, zahle beschissen viel Steuern + Abgaben u. jetzt soll ich mir noch erzählen lassen, wie groß meine Wohnung sein darf. Düsseldorfer Tabelle - oder was? Ich glaub' es hackt!", zeigte sich eine Userin empört.

"Wenn man wissen will, welche Häme dem Mittelstand in Deutschland entgegenschlägt - und wie viel Unwissen über Unternehmen in Bevölkerung und Regierung herrscht, muss man Dirk Salewski nur 45 Sek. zuhören. Und dabei mal Panel und Publikum beachten. #hartaberfair", hieß es in einem anderen Tweet.

Vielen Usern fehlte in der "hart aber fair"-Debatte zudem der Punkt, dass durch die Flüchtlingskrise Millionen Menschen nach Deutschland eingewandert sind und ebenfalls Wohnungen benötigen. "Die werden es bei #hartaberfair tatsächlich schaffen, 60 Min. #Wohnungsnot in Deutschland zu diskutieren, ohne das Wort Masseneinwanderung u Großfamilien auch nur in den Mund zu nehmen", bemängelte ein Zuschauer.

Die werden es bei #hartaberfair tatsächlich schaffen, 60 Min. #Wohnungsnot in Deutschland zu diskutieren ohne das Wort Masseneinwanderung u Großfamilien auch nur in den Mund zu nehmen.

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/bos/news.de

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