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Erdgasversorgung in Deutschland: Pläne für Wärmewende - Erste Stadt will Gasnetz stilllegen 

Erdgas hat kaum noch eine Zukunft. Deshalb wird vielerorts über eine Stilllegung nachgedacht. Eine erste Großstadt kündigte bereits an, Kunden kein Gas mehr zu liefern. Was bedeutet das für die Wärmeversorgung?

Die Stadt Augsburg will in zehn Jahren seine Gasnetze stilllegen. (Foto) Suche
Die Stadt Augsburg will in zehn Jahren seine Gasnetze stilllegen. Bild: picture alliance/dpa | Marijan Murat

Die Bundesregierung treibt die Wärmewende voran. Bis 2045 will Deutschland per Gesetz Gebäude klimaneutral beheizen. Fossile Brennstoffe wie Gas haben keine Zukunft. Erdgas wird künftig nicht mehr zur Verfügung stehen und auch die Kosten steigen durch den CO2-Preis. Regierung und Netzbetreiber suchen nach Lösungen. Bei den Überlegungen geht es auch um die Stilllegung der Gasnetze. Die Stadt Augsburg geht als eine der ersten Städte voran und will schrittweise sein Gasnetz stilllegen.

Wärmewende in Deutschland: Augsburg will Gasnetz stilllegen

Über das Vorhaben informierte Augsburg seine Kunden per Brief. In zehn Jahren will die bayerische Großstadt den Umstieg wagen - das ist früher als es das Heizungsgesetz vorsieht. Bislang nehmen 80 Prozent der Kunden die Ankündigung gut auf, sagte Ulrich Längle, Vertriebsleiter bei den Stadtwerken Augsburg, dem "Handelsblatt". Die anderen 20 Prozent "lassen sich nicht so leicht überzeugen, in zehn Jahren zu wechseln", sagte Längle. Sie haben erst vor Kurzem eine neue Gasheizung gekauft. Augsburg will die Gasversorgung aber nicht radikal einstellen und Haushalten Zeit für eine Umstellung geben.

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Die Wärmeversorgung soll weiterhin durch alternative Möglichkeiten gewährleistet werden. Dafür analysieren die Stadtwerke Augsburg (SWA) wie der Wärmebedarf der Zukunft aussieht. Die SWA plant einen Ausbau der Fernwärme. "Langfristig wird es einen Technologiemix für die Energieversorgung geben. Neben Fernwärme können auch Wärmepumpen oder Hybridlösungen, wie Wärmepumpen in Kombination mit Gas eine Lösung sein", erklärt Projektmanagerin Annika Schmidt von der SWA.

Habeck-Ministerium plant Rückbau des Gasnetzes?

Die Pläne in Augsburg folgen auf die Berichte des Bundeswirtschaftsministeriums. Das Ministerium plant einen Rückbau des Erdgas-Netzes, wurde zuletzt berichtet. Dabei gebe es gar keine konkreten Pläne, sagte eine Sprecherin dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND). "Die Gasverteilernetze müssen im Rahmen der Transformation sicher weiter betrieben werden. Die Gewährleistung einer jederzeit sicheren und vor allem noch wirtschaftlichen Versorgung bis zum Aufbau entsprechender Versorgungsalternativen ist sicherzustellen." Bislang wurde nur über verschiedene Optionen diskutiert und Fragen zum künftigen Regulierungsrahmen formuliert.

Andere Versorger denken über die Gasversorgung nach. "Wir prüfen, wie viele andere Netzbetreiber auch, systematisch, welche Teile der Leitungsinfrastruktur in Zukunft nicht mehr benötigt werden", zitiert der "Merkur" einen Eon-Sprecher. Laut Stadtwerkeverband VKU sind "etliche Rahmenbedingungen noch offen und finale Entscheidungen für alle Netzbetreiber daher schwierig". Aufgrund der Wärmewende können nicht alle Gasnetze weiterbetrieben werden. Dass es künftig keine neuen Gasanschlüsse mehr geben soll, steht bereits im EU-Gas-und-H2-Binnenmarktpaket. 

Kritik an Gas-Stilllegung: Kann Wasserstoff eine Alternative sein?

Innerhalb der Diskussion um Alternativen wird Wasserstoff angeführt. "Das Heizungsgesetz ermöglicht die Beimischung von sauberen Gasen schon heute. Wer das Netz auf dieser Basis abwickeln will, ist auf dem Holzweg und handelt nicht im Interesse der Kunden", sagt Michael Kruse (FDP) gegenüber der "Bild". Experten warnten aber bereits davor, dass grüner Wasserstoff teurer sei und sich aufgrund seiner schlechteren Wirkungsweise nur teilweise zum Heizen eignet. Unklar sei auch, ob Wasserstoff die Wärmeversorgung von abdecken könnte. Es wird eine große Menge benötigt. Denn bislang heizen 50 Prozent der Haushalte mit Erdgas.  Ob grüner Wasserstoff eine Option sei, müsse die lokale Wärmeplanung vor Ort entscheiden, sagte ein Sprecher des Stadtwerkeverbandes VKU dem RND. Dort, wo Wärmenetze ausgebaut werden sollen, wird es zumindest im Regelfall auf Dauer nicht auch noch Gasnetze geben", so der VKU-Sprecher.

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/bua/news.de

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