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Schock-Vorfall in Berlin-Mitte: Brandanschlag auf jüdische Gemeinde - Scholz fordert stärkeren Schutz

Schock-Vorfall in der Hauptstadt: In der Nacht zu Mittwoch hat es einen Brandanschlag auf eine jüdische Gemeinde in Berlin-Mitte gegeben. Berichten zufolge warfen Unbekannte Molotow-Cocktails auf das Gebäude.

Unbekannte haben versucht, ein jüdisches Gemeindezentrum in Berlin in Brand zu setzen. (Foto) Suche
Unbekannte haben versucht, ein jüdisches Gemeindezentrum in Berlin in Brand zu setzen. Bild: Adobe Stock/ Bildgigant

Schockierender Vorfall in Berlin-Mitte: In der Nacht zu Mittwoch haben Unbekannte zwei Molotow-Cocktails auf ein jüdisches Gemeindezentrum in der Brunnenstraße geworfen. Bestätigt wurde der Brandanschlag von der Gemeinde Kahal Adass Jisroel via X, ehemals Twitter. Zuerst hatte der Berliner "Tagesspiegel" über den Anschlag berichtet.

Brandanschlag auf jüdische Gemeinde in Berlin - Täter werfen Molotow-Cocktails auf Gebäude

"Heute Nacht (18.10.) wurde ein versuchter Brandanschlag auf unsere Gemeinde Kahal Adass Jisroel verübt. Unbekannte warfen dabei 2 Molotow-Cocktails von der Straße aus in Richtung unseres Gemeindezentrums in der Brunnenstraße in Berlin-Mitte", heißt es in dem Post der jüdischen Gemeinde. Laut "Tagesspiegel" gab es keine Verletzten. Die Brandflaschen seien jedoch funktionsfähig gewesen und hätten gebrannt.

Das Gebäude sei jedoch nicht in Brand geraten, da die Angreifer es verfehlt hätten. Die Brandsätze seien nur bis auf den Bürgersteig geflogen und dort erloschen, schrieb die Zeitung unter Berufung auf die Polizei. Objektschützer der Polizei waren demnach am Ort, konnten den Anschlag jedoch nicht verhindern und die Täter auch nicht festhalten.

Polizei sperrt Tatort in Berlin-Mitte ab

Wie der "Tagesspiegel" weiter schreibt, befinden sich mehrere jüdische Einrichtungen in dem Gebäude in der Brunnenstraße, darunter eine Talmud-Thora-Schule und eine Synagoge. Zu den Tätern ist bislang nichts bekannt. Die Polizei hat den Tatort abgesperrt. Die Ermittlungen dauern derzeit an.

Zuvor hatte es in Berlin nach einer verheerenden Explosion in einem Krankenhaus im Gazastreifen mit mutmaßlich Hunderten Toten spontane Proteste und teils Ausschreitungen gegeben.

Scholz: Nach Brandanschlag verstärkte Sicherheitsvorkehrungen

Bundeskanzler Olaf Scholz hat verstärkte Sicherheitsvorkehrungen nach dem Brandanschlag auf das jüdisches Gemeindezentrum in Berlin angekündigt. "Es ist ganz klar, dass wir nicht hinnehmen werden und niemals hinnehmen werden, wenn gegen jüdische Einrichtungen Anschläge verübt werden", sagte der SPD-Politiker vor Journalisten in Kairo. Auch gewalttätige und mit antisemitischen Parolen begleitete Veranstaltungen seien nicht zu akzeptieren.

"Da müssen die Versammlungsbehörden das ihre tun, zum Schutz der jüdischen Einrichtungen die Polizei. Und das werden wir auch machen und alles verstärken", sagte Scholz. Er sei persönlich empört über den Anschlag und die antisemitischen Parolen. "Und das ist eine Haltung, von der ich überzeugt bin, dass ich mir da einig bin mit den Bürgerinnen und Bürgern Deutschlands."

Entsetzen über Brandsätze vor Haus mit jüdischen Einrichtungen

Auch weitere Politiker haben mit Entsetzen reagiert und mehr Engagement gegen Antisemitismus gefordert. "Das ist einfach ein Wahnsinn, was sich hier gerade Bahn bricht", sagte die Parlamentarische Geschäftsführerin der Grünen-Bundestagsfraktion, Irene Mihalic, am Mittwoch in Berlin. "Wir haben in Deutschland ein Problem mit Antisemitismus und mit israelbezogenem Antisemitismus", konstatierte Mihalic. Dies sei in den vergangenen Jahren oft nicht ernst genug genommen worden. Hier müsse, unter anderem über politische Bildungsarbeit, viel mehr getan werden. Man müsse alles tun, damit Jüdinnen und Juden in Deutschland sicher leben könnten. "Es ist unerträglich", kommentierte die FDP-Bundestagsfraktion auf X den Vorfall. "Jüdisches Leben ist fester Bestandteil unseres Landes. Diese Gewalt hat hier nichts verloren!", schrieb sie weiter.

Vor dem Hintergrund pro-palästinensischer Kundgebungen in Deutschland hat die SPD im Bundestag zu einem verstärkten Kampf gegen Antisemitismus aufgerufen. Die Demonstrationen würden teilweise die Gewalt der Hamas verherrlichen und hätten starke antisemitische Züge, sagte die Parlamentarische Geschäftsführerin Katja Mast am Mittwoch in Berlin. Völlig klar sei, "dass das nur eine Antwort haben kann, nämlich die volle Härte unseres Rechtsstaats, weil wir Antisemitismus, egal ob offen ausgetragen oder nicht, bei uns nicht dulden".

Zentralrat zu versuchtem Anschlag auf Synagoge: "Psychischer Terror"

Der Zentralrat der Juden hat den versuchten Brandanschlag auf eine Synagoge in Berlin scharf verurteilt. Zwei Brandsätze seien in der Nacht zum Mittwoch geworfen worden und hätten sich entzündet, das Gebäude selbst sei nicht in Brand geraten, erklärte der Zentralrat. "Dieser Brandanschlag ist die konsequente Fortsetzung der Verherrlichung des Hamas-Terrors auf deutschen Straßen. Der "Tag des Zorns" ist nicht nur eine Phrase. Es ist psychischer Terror, der in konkrete Anschläge mündet."

Der Zentralrat kritisierte, dass deutsche Medien die Nachricht der Hamas verbreitet hätten, die den Raketentreffer auf ein Krankenhaus in Gaza der israelischen Armee zugeschrieben habe. Es sei schnell klar geworden, dass "mit großer Wahrscheinlichkeit eine verunglückte Terrorrakete für den tragischen Treffer verantwortlich war". Der Zentralrat fügte hinzu: "Wir haben alle eine Verantwortung dafür, dass unschuldige tragische Opfer nicht für widerwärtige Terrorpropaganda missbraucht werden."

Israels Botschaft: Strenge Strafverfolgung nach Anschlag auf Synagoge

Die israelische Botschaft in Berlin hat nach dem Brandanschlag auf eine Synagoge scharfe Konsequenzen angemahnt. "Wir vertrauen darauf, dass die deutschen Strafverfolgungsbehörden diesen Fall mit unnachgiebiger Strenge behandeln werden", erklärte die Botschaft am Mittwoch. "Dies ist ein entscheidender Moment für jede Demokratie." Entweder man stehe an der Seite jener, die Terror bekämpfen, oder man schweige und lasse die Taten der Terroristen zu - "sei es im Nahen Osten oder im Herzen Europas".

Stiftung sieht Berliner Holocaust-Mahnmal ausreichend geschützt

Nach pro-palästinensischen Demonstrationen im Umfeld des Berliner Holocaust-Mahnmals sieht die zuständige Stiftung das Denkmal für die ermordeten Juden Europas ausreichend geschützt. Am Dienstagabend hatten massive Polizeikräfte das große Stelenfeld in der Nähe des Brandenburger Tors vor möglichen Übergriffen bewahrt.

Nach Angaben der Stiftung war die Sicherung ausreichend. Es sei nicht zu Übergriffen oder Beschädigungen am Mahnmal gekommen. Bisher werde keine Notwendigkeit gesehen, das Sicherheitskonzept nachzubessern, hieß es. Dazu gebe es einen engen Austausch mit der Polizei. Das 2005 eröffnete Mahnmal erstreckt sich über ein gut 19.000 Quadratmeter großen Feld, auf dem nach einem Entwurf des New Yorker Architekten Peter Eisenman 2710 Betonstelen installiert sind. Das Denkmal ist die zentrale Holocaustgedenkstätte in Deutschland.

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/news.de/dpa

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