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Anne Will am 20.9.: "Menschenverachtend!" So scharf kritisiert Twitter den Corona-Talk

Auch Deutschland bleibt von der Rückkehr der Corona-Pandemie nicht verschont. Grund genug für Anne Will, mit ihren Gästen über das Thema zu diskutieren. Besonders die Aussagen von Virologe Streeck stießen bei Twitter dabei auf großen Widerstand.

"Ein halbes Jahr Corona-Pandemie" war das Talk-Thema am Sonntag bei Anne Will. Bei Twitter ging es hoch her. (Foto) Suche
"Ein halbes Jahr Corona-Pandemie" war das Talk-Thema am Sonntag bei Anne Will. Bei Twitter ging es hoch her. Bild: dpa/picture alliance

Bei Anne Will diskutierten die Gäste am vergangenen Sonntag über die Rückkehr der Corona-Pandemie. Eingeladen waren Virologe Hendrik Streeck, Autorin Marina Weisband, Ärztechef Frank Ulrich Montgomery, die Ministerpräsidentin von Rheinland-Pfalz, Malu Dreyer, und der Wissenschaftsjournalist Ranga Yogeshwar. Erwartungsgemäß waren die Talk-Gäste einander nicht immer einig. Einige Aussagen brachten den Kurznachrichtendienst Twitter fast zum Explodieren.

Marina Weisband und Ranga Yogeshwar mit Hendrik Streeck nicht einer Meinung

Während Marina Weisband dafür plädiert, dass Kinder und Schulen Priorität haben sollten, findet Hendrik Streeck, dass wir allgemein mutiger werden sollten. Er findet es "unseriös", auf eine Impfung zu hoffen und meint, dass wir "lernen müssen, mit dem Virus zu leben."

Ranga Yogeshwar bittet darum, "differenziert hinzuschauen". Er findet, dass je nach Infektionsgeschehen die Regeln gestrafft oder gelockert werden sollten. Das, was Streeck vorhat, ist für Yogeshwar nichts anderes als ein Experiment, da der Ausgang unbekannt bleibt.

Ärztechef Montgomery warnt: Keine medizinischen Tests an der Bevölkerung durchführen

Auch Montgomery warnt, dass man vor Studien wie diesen die Menschen vorher über die Risiken aufklären muss.

"Bei medizinischen Tests gibt es bestimmte Regeln. Das nennt sich Studien. Die Testpersonen müssen darüber informiert werden. Das wollte ich nur mal festhalten. Aber das meinten Sie ja sicher anders?", erklärt Montgomery gegenüber Streeck. Dennoch findet er: Unter dem richtigen Hygienekonzept ist vieles möglich.

Auch bei Twitter wird wild diskutiert - nicht nur über das Thema, sondern vor allem über die Aussagen der Talk-Gäste bei Anne Will.

Karl Lauterbach stimmt auf Twitter Ranga Yogeshwar zu

So schreibt der Harvard-Epidemiologe Karl Lauterbach auf Twitter:"(1) Bei #annewill ist es @RangaYogeshwar der den wichtigsten Punkt bringt: Bisher war die gesamte Coronabekämpfung im milden Frühling und Sommer. Jetzt kommt die kalte Jahreszeit. Ich würde schätzen, eine Studie gibt es dazu nicht, dass 90% der Infektionen drinnen stattfinden.

(2) Somit kommt die eigentliche Herausforderung in den nächsten Monaten. Da in den Räumen bisher kaum Masken getragen werden, kann man nicht mit leichteren Infektionen rechnen, selbst wenn „Infektion trotz Maske" leichter verliefe. Und selbst dieser Punkt ist bisher Spekulation."

Marina Weisband: "Jedes belegte Intensivbett ist eines zu viel" - Twitter stimmt zu

Marina Weisband kritisiert, dass sie es gefährlich findet, wenn mit leeren Intensivbetten argumentiert wird. "Denn jedes belegte Intensivbett ist eines zu viel." Sie weist auf die noch immer unerforschten Langzeitfolgen von Covid-19 hin. Frau Weisband selbst zählt zu den Risikopatientinnen. Auf die Frage von Anne Will, was sie denn für eine Krankheit habe, antwortet Weisband: "Ich spreche nicht über Diagnosen, aber es ist schon so, dass ich das nicht bekommen will und es mir nicht empfohlen wird, es zu bekommen. So wie übrigens die meisten Menschen."

Sie fährt fort: "Wir dürfen die nicht vergessen, die mediale keine so große Stimme haben." Damit meint Frau Weisband Risikopatienten, Behinderte, Kinder usw. Auch weist sie auf die Kaperung der Anti-Corona-Bewegung durch Rechtsextreme hin.

Dafür bedankt man sich auf Twitter wie beispielsweise dieser Herr. "Danke Frau Weisband. Endlich sagte es mal jemand in solchen Runden, dass der Rechtsterrorismus sich unter die "Coronademos" nicht nur mischt, sondern vernetzt, organisiert und ausnutzt. Ganz vorne dabei, die sogenannte AfD. Nachweislich."

Twitter-Nutzer findet Streecks Strategie "menschenverachtend"

Folgender Twitter-Nutzer stimmt zu Marina Weisband zu und kritisiert: "Das muss jetzt mal heraus: Dass der Herr #Streeck immer mit den noch freien Intensivbetten argumentiert finde ich sowohl menschenverachtend als auch sachlich falsch. Zu "menschenverachtend" sollte ich eigentlich nichts sagen müssen, aber jemanden, der ohne mit der Wimper zu zucken in Kauf nehmen will, dass hunderte Menschen so schwer erkranken, dass sie Wochen auf der Intensivstation verbringen müssen oder durch #LongCovid monatelang schwer beeinträchtigt sind, kann man wohl schon menschenverachtend nennen. [...]"

Akzeptanz der Corona-Maßnahmen in Deutschland nach wie vor hoch

Als es in der Talkrunde um die Akzeptanz der Corona-Maßnahmen in Deutschland geht, berichtet Anne Will von der letzten Umfrage von Infratest dimap. Laut dieser sind 66 Prozent mit den Corona-Maßnahmen zufrieden, 18 Prozent der Deutschen könnten sich sogar noch verschärftere Maßnahmen vorstellen. Darauf twittert ein Nutzer: "Ich gehöre zu den 18 Prozent: die Maßnahmen reichen nicht aus. Wer noch?" Mehr als 300 Nutzer liken seinen Tweet.

Hendrik Streeck wiederholt dennoch erneut seinen Vorschlag zum Strategiewechsel. Er möchte, dass wir uns nicht an Infektionszahlen orientieren, sondern mehr an den Kapazitäten der Intensivbetten.

Auch Karl Lauterbach sieht das kritisch. Er schreibt: "(1) Ich muss zugeben, dass ich den von @hendrikstreeck bei #annewill vorgeschlagenen intelligenten Strategiewechsel weg von den Infiziertenzahlen nicht verstehe. 1. Unsere bisherige Strategie war erfolgreich. 2. Der Fokus auf freie Intensivbetten ist für nicht nachvollziehbar (2) Jeder Fall, der auf der Intensivstation landet, ist eine menschliche Katastrophe. In 25-40% stirbt man. Auch wenn es noch so viele freie Betten gibt. Und dazu erkranken viele schwer, auch mit Dauerschäden, die nicht auf die Intensivstation müssen [...]"

"Herr Streeck möchte ausprobieren... Am lebenden Objekt!Gruselig!#Neuinfektionen", ist eine Userin besorgt.

"Die Gefahr ist "abstrakt". Wir sollten in den Medien mehr Bilder von den Intensivstationen Frankreichs und Spaniens wieder zeigen, insbesondere auch über die Langzeitfolgen einer Covid19-Infektion berichten. #AnneWill", fordert dieser Nutzer.


Auf den Punkt bringt es dieser Nutzer, der den Dialog zwischen Streeck und Will wiedergibt:

"Streeck: "Wir müssen Trial und Error machen!"
Will: "Testen an Menschen, ist das ethisch vertretbar? Das heißt Sie riskieren, dass 13 000 Menschen sich anstecken?"
Streeck: "Sollen wir ständig mit angezogener Handbremse fahren?"

"„Wir haben großartige Wissenschaftler wie Herrn Drosten", sagt Herr Yogeshwa und Herr Streeck sitzt ihm gegenüber und schluchzt", scherzt ein anderer Nutzer.

Streeck vergleicht Corona mit HIV - Twitter rastet aus

Als der HIV-Spezialist Streeck die Corona-Pandemie mit der HIV-Pandemie vergleicht, platzt Twitter endgültig der Kragen.

"Streeck bringt HIV ins Spiel. Das kann man doch nun überhaupt nicht mit Covid vergleichen", schreibt einer.

Auch ein anderer Nutzer explodiert fast vor Wut. Er schreibt: "Es ist unglaublich! #Streeck vergleicht erneut die Pandemie #COVIDー19 mit der HIV-Pandemie. Schätzchen: ob ich mit jemandem ungeschützt Geschlechtsverkehr habe oder mit einem Kuddeldaddeldu ohne Maske in der Bahn sitze, ist ein gewaltiger Unterschied! #AnneWill"

"Wir sind seit 38 Tagen bei mehr als 1.000 Neuinfektionen pro Tag. Das war immer die Grenze, aber die Gesundheitsämter sagten, sie können die Fälle nicht mehr nachvollziehen. Aber hey. Lasst uns tausende von Menschen in Fußballstadien schicken. #annewill", schimpft ein weiterer.

Wir dürfen gespannt sein, wessen Strategie sich am Ende als die Bessere erweisen wird.

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