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Kinderbonus : 300 Euro Extra? Von wegen! Millionen Familien gehen leer aus

Familien mit Kindern sollen in der Corona-Krise einen Kinderbonus bekommen. Für jedes Kindergeld-berechtigte Kind werden 300 Euro überwiesen. Das Geld kommt aber nicht bei allen Eltern gleichermaßen an. Einige gehen komplett leer aus.

Bei welchen Familien kommt der Kinderbonus an? (Symbolfoto) (Foto) Suche
Bei welchen Familien kommt der Kinderbonus an? (Symbolfoto) Bild: Andreas Gebert/dpa

Die Bundesregierung will mit dem Kinderbonus Familien finanziell unterstützen. Am 4. Juni hat die Bundesregierung ein milliardenschweres Konjunkturpaket beschlossen, indem die Extra-Zahlung verankert wurde. Aber von dieser Finanzspritze dürfte nicht jede Familie profitieren.

Kinderbonus in Deutschland! DIESE Familien gehen leer aus

Die 300 Euro extra pro Kind werden bei der Einkommensteuer mit den Kinderfreibeträgen verrechnet. Das bedeutet: Nicht alle Eltern profitieren von der zusätzlichen Leistung gleichermaßen, erklärt Uwe Rauhöft vom Bundesverband Lohnsteuerhilfevereine (BVL).

Verdienen Eltern mehr, bringen die Kinderfreibeträge über die Einkommensteuerveranlagung normalerweise mehr Entlastung als das im Laufe des Jahres gezahlte Kindergeld. Für 2020 bleibt es jedoch auch für diese Eltern meist beim Kindergeld einschließlich Kinderbonus.

"Erst ab einem Einkommen von mehr als 85.900 Euro wirken sich die Freibeträge für 2020 über das Kindergeld hinaus steuerentlastend aus", sagt Rauhöft. Bei unverheiratete Eltern liegt diese Grenze bei 42.950 Euro. Das bedeutet: "Ab diesem Einkommen wird der zunächst gezahlte Kinderbonus bei der Einkommensteuerklärung 2020 wieder komplett verrechnet", erklärt Rauhöft. "Folglich kommt der vorgesehene Bonus nur Eltern mit geringen und mittleren Einkommen zugute." Nur dann, wenn sie nicht die Einkommensgrenze überschreiten. Ein Beispiel: Eine Familie mit zwei Kindern hat nichts von dem Kinderbonus, wenn sie im Jahr rund 90.000 Euro verdienen. Bei einem monatlichen Einkommen von 3.300 Euro (Brutto) ist diese zu versteuernde Summe bei zwei Vollverdienern schnell erreicht.

Hartz-IV-Empfänger und Geringverdiener profitieren vom Kinderbonus

Freuen können sich Eltern mit niedrigerem Einkommen: "Nicht verheiratete Eltern profitieren bis zu einem Einkommen von rund 33.900 Euro in voller Höhe vom Kinderbonus", hat Rauhöft ausgerechnet. "Verheiratete Eltern profitieren bis zu einer Einkommensgrenze von 67.800 Euro." Auch Empfänger von Sozialleistungen wie Wohngeld und Hartz IV gehen nicht leer aus. Sie erhalten die 300 Euro im vollen Umfang, zusätzlich zu ihren Regelsätzen.

Laut den Plänen erhalten Eltern einmalig 300 Euro pro Kind. Diese Summe soll voraussichtlich in drei Raten ausgezahlt werden. Gekoppelt werden soll die Leistung an das Kindergeld, das sich dann folglich drei Mal um 100 Euro pro Monat erhöht.

Kinderbonus reicht nicht für alle Kinder in Deutschland

Der finanzielle Extra-Bonus stößt auf Kritik. Bundestagsabgeordnete und FDP-Fraktions-Vize Christian Dürr sagte dazu in "Bild": "Der Kinderbonus entpuppt sich als Mogelpackung der Groko. Denn der deutsche Durchschnittsverdiener hat kaum etwas davon. Zwar bekommen alle Familien ab Juli 300 Euro überwiesen, aber am Ende des Jahres zieht ihnen Herr Scholz das Geld bei der Steuererklärung wieder aus der Tasche. Das Geld wäre besser in den Kitaausbau investiert, davon hätten alle Familien etwas."

Dieses Dilemma zeigen auch Zahlen, die der "Bild" vorliegen. In Deutschland sind rund 15,7 Millionen Heranwachsende Kindergeldberechtigt, aber die 4,3 Milliarden aus dem Programm reichen aber nur für 14,33 Mio Kinder.«Nach Schätzung der Bundesregierung werden bei der Günstigerprüfung im Rahmen der nachfolgenden Veranlagung rund 3,1 Millionen Kinder nicht von der Bonuszahlung profitieren, weil der Kinderfreibetrag weiterhin günstiger ist», sagte eine Sprecherin des Bundesfinanzministeriums der «Rheinischen Post» (Donnerstag).

Kinderfreibetrag oder Kindergeld? Finanzamt prüft bei Steuererklärung automatisch

Der Hintergrund: Kindergeld zahlt der Staat auf Antrag bis die Kinder 18 sind oder bis sie ihre Ausbildung beendet haben. Gleichzeitig gibt es für Eltern sogenannte Kinderfreibeträge bei der Steuer (2020: 7812 Euro pro Kind). Diese werden vom zum versteuernden Einkommen abgezogen, wodurch sich die zu zahlende Steuer verringert. Das Finanzamt prüft bei der Steuererklärung, ob die Eltern mehr vom Kindergeld oder vom Freibetrag hätten. Bei Vielverdienern lohnt sich der Freibetrag mehr, sie erhalten dann eine höhere Entlastung. Das Kindergeld wird über die Steuer wieder einkassiert.

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/bua/news.de/dpa