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Neujahrsansprache von Angela Merkel 2019/20: Die Silvester-Ansprache der Bundeskanzlerin im Wortlaut

Es ist eine Tradition in der Bundesrepublik, dass sich der amtierende Bundeskanzler in einer Neujahrsansprache an die Bevölkerung wendet. Auch zu Silvester 2019 hielt Angela Merkel wieder eine Rede, die hier im Wortlaut nachzulesen ist.

Auch 2019 wird sich Bundeskanzlerin Angela Merkel in ihrer traditionellen Neujahrsansprache äußern. (Foto) Suche
Auch 2019 wird sich Bundeskanzlerin Angela Merkel in ihrer traditionellen Neujahrsansprache äußern. Bild: John Macdougall / AFP POOL / picture alliance / dpa

In nahezu allen Bevölkerungsschichten nutzt man das Jahresende, um die Höhen und Tiefen der vergangenen Monate Revue passieren zu lassen und sich auf einen Neuanfang am Neujahrstag einzustellen. Für zahlreiche Bundesbürger gehört die Neujahrsansprache der Bundeskanzlerin traditionell dazu - bevor das neue Jahr eingeläutet wird, richtet sich Kanzlerin Angela Merkel am Silvestertag an die deutsche Bevölkerung, um ein Fazit des vergangenen Jahres zu ziehen.

Bundeskanzlerin Angela Merkel hält Neujahrsansprache zu Silvester 2019/20

Diese Tradition wird sich auch 2019 nicht ändern, denn zu Silvester wird auch in diesem Jahr die Rede von Bundeskanzlerin Angela Merkel auf die deutschen TV-Bildschirme übertragen. Wer sich die salbungsvollen Worte der Kanzlerin kurz vor dem Jahreswechsel anhören möchte, muss nur den Fernseher zur richtigen Zeit einschalten.

Neujahrsansprache der Bundeskanzlerin Angela Merkel 2019/2020 im Live-Stream und TV - Alle Sendetermine

Das ZDF zeigt die Neujahrsansprache von Bundeskanzlerin Angela Merkel am Dienstag, dem 31.12.2019 ab 19.15 Uhr im Free-TV sowie parallel dazu in der ZDF-Mediathek online. Um 20.10 Uhr ziehen dann weitere öffentlich-rechtliche Sender nach und strahlen die aufgezeichnete Neujahrsansprache der Bundeskanzlerin aus - somit haben Sie nicht nur im Live-Stream der ARD-Mediathek, sondern auch im Ersten, im NDR (Norddeutscher Rundfunk), WDR (Westdeutscher Rundfunk), SR/SWR (Südwestrundfunk), HR (Hessischer Rundfunk), RBB (Rundfunk Berlin-Brandenburg) und bei Tagesschau24 die Möglichkeit, die Neujahrsansprache der Bundeskanzlerin 2019/2020 zu verfolgen.

Neujahrsansprache 2019/2020 verpasst? Rede von Angela Merkel als Wiederholung

Sollten Sie am Silvesterabend keine Möglichkeit haben, die Neujahrsansprache von Bundeskanzlerin Angela Merkel in TV oder Live-Stream zu sehen und zu hören, lohnt sich ein Blick in die Online-Angebote der Öffentlich-Rechtlichen. Die Neujahrsansprache 2019/2020 wird voraussichtlich nach der TV-Ausstrahlung in den Mediatheken abrufbar sein. Außerdem finden Sie die aufgezeichnete Ansprache zum neuen Jahr 2020 auch auf der offiziellen Internetseite der Bundeskanzlerin.

Merkel ruft zu Zuversicht auf - "20er Jahre können gute Jahre werden"

Zum Beginn des neuen Jahrzehnts hat Bundeskanzlerin Angela Merkel die Bürger zu Mut, Zuversicht und neuem Denken aufgerufen. "Die 20er Jahre können gute Jahre werden. Überraschen wir uns einmal mehr damit, was wir können", sagte die CDU-Politikerin in ihrer am Montag veröffentlichten Neujahrsansprache. Deutschland müsse dazu seine Stärken nutzen und auf das Verbindende setzen.

Merkel wies auf die Herausforderungen des digitalen Fortschritts für das Leben aller Menschen in allen Bereichen hin. Sie nannte insbesondere die Arbeitswelt und betonte, die Menschen sollten auch in Zukunft einen guten und sicheren Arbeitsplatz und im Alter eine verlässliche Rente haben.

"Dazu brauchen wir mehr denn je den Mut zu neuem Denken, die Kraft, bekannte Wege zu verlassen, die Bereitschaft, Neues zu wagen, und die Entschlossenheit, schneller zu handeln, in der Überzeugung, dass Ungewohntes gelingen kann - und gelingen muss, wenn es der Generation der heute jungen Menschen und ihren Nachkommen noch möglich sein soll, auf dieser Erde gut leben zu können", sagte Merkel.

Sie betonte die Notwendigkeit, den Klimawandel aufzuhalten. "Die Erwärmung unserer Erde ist real. Sie ist bedrohlich. Sie und die aus der Erderwärmung erwachsenden Krisen sind von Menschen verursacht. Also müssen wir auch alles Menschenmögliche unternehmen, um diese Menschheitsherausforderung zu bewältigen. Noch ist das möglich." Diese Überzeugung trage auch das soeben von Bund und Ländern beschlossene Klimaschutzprogramm.

Sie selbst werde mit ihren 65 Jahren nicht mehr alle Folgen des Klimawandels erleben, die sich bei einem Nicht-Handeln der Politik einstellen würden, sagte Merkel. "Es sind ja unsere Kinder und Enkel, die mit den Folgen dessen leben müssen, was wir heute tun oder unterlassen. Deshalb setze ich all meine Kraft dafür ein, dass Deutschland seinen Beitrag leistet - ökologisch, ökonomisch, sozial - den Klimawandel in den Griff zu bekommen."

Dabei könnten die Menschen in Deutschland auf dem aufbauen, was sie schon immer stark gemacht habe: "unseren Ideen, unserem Erfindergeist, unserem Fleiß und unserer Hartnäckigkeit, unseren Handwerkern, Ingenieuren und Fachkräften, unseren staatlichen und ehrenamtlichen Strukturen, unserer Art des Zusammenlebens in Familien und Vereinen, der Wertschätzung für diejenigen, die zum Beispiel in der Pflege für andere Menschen und mit anderen Menschen arbeiten".

Die Kanzlerin forderte Europa auf, seine Stimme stärker in der Welt einzubringen. Deutschland werde sich dafür im kommenden Jahr in seiner EU-Ratspräsidentschaft einsetzen, etwa durch einen Gipfel aller Mitgliedstaaten mit China und ein Treffen mit den Staaten Afrikas. "Die Zusammenarbeit mit Afrika liegt auch in unserem eigenen Interesse. Denn nur wenn Menschen die Chance auf ein friedliches und sicheres Leben haben, werden Flucht und Migration abnehmen."

Merkel dankte denjenigen, die in Deutschland politische Verantwortung übernehmen, insbesondere Kommunalpolitikern. "Sie - wie alle Menschen in unserem Land - vor Hass, Anfeindungen und Gewalt, vor Rassismus und Antisemitismus zu schützen, ist Aufgabe des Staates, eine Aufgabe, der sich die Bundesregierung besonders verpflichtet fühlt."

Die vollständige Neujahrsansprache von Bundeskanzlerin Angela Merkel im Wortlaut

Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger,

heute Abend stehen wir nicht nur am Beginn eines neuen Jahres, sondern auch eines neuen Jahrzehnts. Ich bin überzeugt: Wir haben gute Gründe, zuversichtlich zu sein, dass die in wenigen Stunden beginnenden 20er Jahre des 21. Jahrhunderts gute Jahre werden können - wenn wir unsere Stärken nutzen, wenn wir auf das setzen, was uns verbindet, wenn wir uns daran erinnern, was wir in den letzten Jahrzehnten gemeinsam erreicht haben.

Im nächsten Jahr wird Deutschland seit 30 Jahren in Frieden und Freiheit wiedervereint sein. In diesen 30 Jahren haben wir Großartiges geschafft. So hatten zum Beispiel noch nie so viele Menschen Arbeit wie heute. Dennoch bleibt auch im nächsten Jahrzehnt noch mehr zu tun, als wir vor 30 Jahren gedacht haben.

Zugleich erleben wir täglich, wie sehr der digitale Fortschritt unser Leben in allen Bereichen verändert, natürlich auch unser Arbeitsleben. Darauf müssen wir neue Antworten finden. Denn wir wollen, dass alle Menschen Zugang zu der Bildung haben, die sie für diesen Wandel brauchen. Wir wollen, dass sie auch in Zukunft einen guten und sicheren Arbeitsplatz haben – und im Alter eine verlässliche Rente.

Dazu brauchen wir mehr denn je den Mut zu neuem Denken, die Kraft, bekannte Wege zu verlassen, die Bereitschaft, Neues zu wagen, und die Entschlossenheit, schneller zu handeln, in der Überzeugung, dass Ungewohntes gelingen kann – und gelingen muss, wenn es der Generation der heute jungen Menschen und ihren Nachkommen noch möglich sein soll, auf dieser Erde gut leben zu können.

Die Erwärmung unserer Erde ist real. Sie ist bedrohlich. Sie und die aus der Erderwärmung erwachsenden Krisen sind von Menschen verursacht. Also müssen wir auch alles Menschenmögliche unternehmen, um diese Menschheitsherausforderung zu bewältigen. Noch ist das möglich.

Diese Überzeugung trägt auch das Klimaschutzprogramm, das Bund und Länder vor wenigen Tagen verabschiedet haben. Ich weiß sehr wohl, dass die darin beschlossenen Maßnahmen den einen Angst machen, dass sie sie überfordern könnten, und den anderen noch lange nicht ausreichen.

Und es stimmt ja auch: Ich bin mit meinen 65 Jahren in einem Alter, in dem ich persönlich nicht mehr alle Folgen des Klimawandels erleben werde, die sich einstellen würden, wenn die Politik nicht handelte.

Es sind ja unsere Kinder und Enkel, die mit den Folgen dessen leben müssen, was wir heute tun oder unterlassen. Deshalb setze ich all meine Kraft dafür ein, dass Deutschland seinen Beitrag leistet - ökologisch, ökonomisch, sozial - den Klimawandel in den Griff zu bekommen. Das gerade beschlossene Gesetz bietet dazu den – im Wortsinne – Not-wendigen Rahmen.

Dabei können wir aufbauen auf dem, was uns schon immer stark gemacht hat: unseren Ideen, unserem Erfindergeist, unserem Fleiß und unserer Hartnäckigkeit, unseren Handwerkern, Ingenieuren und Fachkräften, unseren staatlichen und ehrenamtlichen Strukturen, unserer Art des Zusammenlebens in Familien und Vereinen, der Wertschätzung für diejenigen, die zum Beispiel in der Pflege für andere Menschen und mit anderen Menschen arbeiten.

Und dabei tragen uns die Werte des Grundgesetzes von Freiheit, Solidarität und der Achtung der Würde jedes einzelnen Menschen sowie die Prinzipien der sozialen Marktwirtschaft. Sie bleiben unser Kompass auch im nächsten Jahrzehnt.

Das heißt, auch im digitalen Zeitalter hat die Technik dem Menschen zu dienen – und nicht umgekehrt. Die Würde des Menschen setzt die Grenzen, denn sie ist unantastbar.

Das ist der Kern unserer freiheitlichen Demokratie, die jeden Tag mit Leben zu füllen ist. Ich danke den Frauen und Männern, die in unserem Land politische Verantwortung übernehmen, ganz besonders denen in den Kommunen. Sie - wie alle Menschen in unserem Land - vor Hass, Anfeindungen und Gewalt, vor Rassismus und Antisemitismus zu schützen, ist Aufgabe des Staates, eine Aufgabe, der sich die Bundesregierung besonders verpflichtet fühlt.

Ich danke den vielen, die sich für unser Gemeinwesen einsetzen, haupt- und ehrenamtlich: den Polizisten, Feuerwehrleuten und all denen, die ihren Mitmenschen in schweren Situationen beistehen. Sie alle bilden das Rückgrat unserer Demokratie.

Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger,

in den vergangenen Jahren habe ich oft gesagt, dass es auch Deutschland auf Dauer nur dann gut geht, wenn es auch Europa gut geht. Denn nur in der Gemeinschaft der Europäischen Union können wir unsere Werte und Interessen behaupten und Frieden, Freiheit und Wohlstand sichern.

Europa muss seine Stimme stärker in der Welt einbringen. Dafür werden wir uns auch während der deutschen EU-Ratspräsidentschaft im kommenden Jahr einsetzen, zum Beispiel durch einen Gipfel aller Mitgliedstaaten mit China und ein Treffen mit den Staaten Afrikas.

Die Zusammenarbeit mit Afrika liegt auch in unserem eigenen Interesse. Denn nur wenn Menschen die Chance auf ein friedliches und sicheres Leben haben, werden Flucht und Migration abnehmen. Nur wenn wir Kriege durch politische Lösungen beenden, wird sich nachhaltige Sicherheit einstellen.

Unsere Sicherheit und unser Wohlstand hängen wesentlich davon ab, dass es auch in unserer Nachbarschaft sicher wird und wirtschaftlich aufwärts geht. Deshalb danke ich heute Abend sowohl unseren Soldatinnen und Soldaten, den Polizistinnen und Polizisten als auch den zivilen Helferinnen und Helfern, die fern der Heimat ihren Dienst tun.

Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger,

ein neues Jahrzehnt liegt vor uns. Die 20er Jahre können gute Jahre werden. Überraschen wir uns einmal mehr damit, was wir können. Veränderungen zum Guten sind möglich, wenn wir uns offen und entschlossen auf Neues einlassen.

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen und Ihren Familien ein gesundes, frohes und gesegnetes neues Jahr 2020.

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/news.de/dpa

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