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Rente mit 70: Arbeiten bis zum Umfallen! Banker fordern Anhebung des Rentenalters

Deutschlands Arbeitnehmer werden künftig womöglich noch länger arbeiten müssen, bevor sie in Rente gehen können. Die Bundesbanker fordern, das Rentenalter auf fast 70 Jahre anzuheben. Das stößt auf heftige Kritik und wenig Zustimmung. Müssen wir wirklich arbeiten bis zum Umfallen?

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Gibt es Rente bald erst ab 70 Jahren? Bild: Stephanie Pilick / picture alliance / dpa

Die Bundesbank befeuert die Debatte um eine weitere Anhebung des Rentenalters auf fast 70 Jahre. "Durch die demografische Entwicklung gerät die umlagefinanzierte gesetzliche Rentenversicherung künftig unter erheblichen Druck, insbesondere ab Mitte der 2020er Jahre", stellt die Notenbank in ihrem Monatsbericht Oktober fest. Um das System stabil zu halten, bestehe "Anpassungsbedarf bei den zentralen Stellgrößen der Rentenversicherung", schreiben die Bundesbank-Ökonomen. "Ein wichtiger Ansatzpunkt für weitere Reformen ist das Rentenalter."

Rente bald erst ab 70? Bundesbank-Vorschlag sorgt für Diskussion

Seit 2012 wird die Altersgrenze für den Bezug der gesetzlichen Rente schrittweise von 65 auf 67 Jahre im Jahr 2031 angehoben. Doch das wird nach Expertenansicht nicht ausreichen, weil ab Mitte der 2020er Jahre die geburtenstarken Jahrgänge das Rentenalter erreichen.

Die Bundesbank regt daher an, das Rentenalter bis 2070 auf 69 Jahre und vier Monate anzuheben. Auch internationale Organisationen wie EU-Kommission, IWF und OECD hätten nahegelegt, "das Rentenalter mit steigender Lebenserwartung weiter anzuheben".

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Bundesbank: Rente ab 70 würde Rentenkasse entlasten

Nach Bundesbank-Berechnung würde der Geburtsjahrgang 2001 ab Mai 2070 mit 69 Jahren und vier Monaten regulär in Rente gehen. Eine solche Anpassung würde nicht nur die Rentenkasse entlasten, argumentierte die Notenbank am Montag. "Sie würde über eine höhere Erwerbstätigkeit auch das gesamtwirtschaftliche Potenzial stärken und damit die Bemessungsgrundlagen für Steuern und Sozialbeiträge stützen."

Das jüngste Rentenpaket der Bundesregierung sichert bis 2025 das Absicherungsniveau bei 48 Prozent ab - dieses markiert das Verhältnis der Rente zum Durchschnittslohn. Zudem soll bis 2025 der Beitragssatz zur Rentenversicherung nicht über 20 Prozent des Einkommens steigen. Experten rechnen danach mit einem sinkenden Rentenniveau und steigenden Beiträgen, wenn nicht gegengesteuert wird.

Kritik an Rente ab 70 bei Grünen und Linken

Bei Grünen und Linken stieß der Bundesbank-Vorstoß auf wenig Gegenliebe. "Wir brauchen eine Strategie für ein gesünderes längeres Arbeiten und keine Rente mit 69 für alle", erklärte Markus Kurth, Sprecher für Rentenpolitik der Grünen im Bundestag. "Ohne Lösung für die Menschen, die nicht bis 67 im Beruf durchhalten, ist eine Diskussion um die Rente mit 69 eher gefährlich als hilfreich."

Linken-Fraktionschef Dietmar Bartsch forderte, die Beitragsbasis für die Rentenkasse zu verbreitern: "Statt ein höheres Eintrittsalter zu fordern, müssen die Einnahmen der Rentenkasse erhöht werden. Dann hat die Rente eine sichere und langfristige Zukunft." Man müsse hinterfragen, warum es für Beamte, Selbstständige und Politiker Extra-Systeme zur Altersvorsorge gebe, sagte Bartsch.

DGB gegen Anhebung des Rentenalters - Arbeitgeber und FDP dafür

Bereits die Anhebung von 65 auf 67 Jahre sei "ein Fehler" gewesen, sagte das DGB-Vorstandsmitglied Annelie Buntenbach der "Neuen Osnabrücker Zeitung" (Dienstag). "Wer schwer arbeitet, hat ein höheres Sterblichkeitsrisiko als der Durchschnitt aller Erwerbstätigen. Wer also das Renteneintrittsalter anhebt, kürzt all diesen Menschen eiskalt deren Rente."

Für den Arbeitgeberverband BDA dagegen ist entscheidend, dass bei wachsender Lebenserwartung auch das gesetzliche Rentenalter steigt. "Die gewonnene Lebenserwartung muss auch zu einer längeren Erwerbsphase führen und darf nicht nur einen immer längeren Ruhestand bedeuten", sagte BDA-Hauptgeschäftsführer Steffen Kampeter der Zeitung.

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FDP begrüßt Anhebung des Rentenalters auf 70 Jahre

Auch FDP-Vizefraktionschef Michael Theurer begrüßte die Forderung der Bundesbank. Sie sei "ein wichtiger Impuls in der Debatte um Generationengerechtigkeit", sagte er dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (Dienstag). "Ein flexibles Renteneintrittsalter würde den Fehler der großen Koalition korrigieren, das Alter für den Eintritt in den Ruhestand abzusenken." Andernfalls werde die durch Umlagen finanzierte Rente sehr bald an ihre Grenzen stoßen.

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/news.de/dpa

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