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Waldbrand-Gefahr aktuell: Höchste Waldbrandwarnstufen durch Extrem-Hitze - Brandenburger Wald in Flammen

Das sommerliche Wetter lässt Sonnenanbeter frohlocken - doch gleichzeitig steigt die Waldbrandgefahr in vielen Regionen. In Brandenburg stehen 10 Hektar Wald in Flammen, Entspannung ist erst nach Unwettern in Sicht.

Die Waldbrandgefahr nimmt aktuell in vielen Teilen Deutschland zu. (Foto) Suche
Die Waldbrandgefahr nimmt aktuell in vielen Teilen Deutschland zu. Bild: picture alliance/dpa | Julian Stratenschulte

Hohe Temperaturen, wenig Regen: So schön das Sommerwetter für die Menschen in Deutschland ist, für Wälder birgt es aktuell die steigende Gefahr von Bränden. Der Waldbrandgefahrenindex des Deutschen Wetterdienstes (DWD) zeigte für das Wochenende ab Freitag (18.06.2021) alarmierende rote bis dunkelrote Flecken. Der Index rase auf die höchste Waldbrandwarnstufe zu, sagte ein DWD-Sprecher.

Höchste Waldbrandwarnstufe! Heißes Sommerwetter erhöht Waldbrandgefahr

Die Wetterexperten sehen vor allem im Nordosten Deutschlands eine hohe Gefahr für Waldbrände. Dort seien die obersten Bodenschichten zu trocken. Auch immer wieder aufkommender Wind könnte einen möglichen Brand schnell größer werden lassen. DWD-Waldbrandexperte Christopher Böttcher fasst es so zusammen: Luftfeuchtigkeit, Windgeschwindigkeit, Niederschläge, Temperatur und Sonneneinstrahlung sind wichtige Faktoren.

Überwiegend dunkelrot eingefärbt ist der Osten Deutschlands, für sämtliche östlichen Länder von Mecklenburg-Vorpommern über Berlin bis Thüringen gilt zu großen Teilen die höchste Warnstufe. Auch im Fall von Niedersachsen, Hessen, Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg gab es am Freitag dunkelrote Flecken auf der Gefahrenkarte.

Waldbrand-Hotspot Brandenburg: Deshalb steigt das Risiko hier besonders

Brandenburg ist Jahr für Jahr besonders stark von Waldbränden betroffen, denn häufig regnet es in dem Bundesland nicht, wenig oder nur sehr lokal. Kommen die Winde aus dem Norden, sorgen Skandinaviens Gebirge dafür, dass nur noch eine trockene Strömung in Brandenburg ankommt, wie ein DWD-Meteorologe erklärte. Aus dem Südwesten stauten sich Gewitter meist über dem Mittelgebirge, Wolken regneten sich ab, nur noch ein kleiner Restniederschlag komme in Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg an. Das Land um Berlin leidet zudem unter den sandigen Böden, die den Regen nicht lange halten können.

Bislang hatte das Land Brandenburg in diesem Jahr bereits mit mehr als 80 Waldbränden zu kämpfen - Tendenz steigend. Mehr als 15 Hektar Wald sind betroffen. Mit Blick auf die vergangenen Jahre ist das vergleichsweise noch nicht viel: 2020 zählte das Umweltministerium zu dieser Zeit bereits mehr als 160 Brände. Doch die Gefahr wächst mit steigenden Temperaturen und wenig Regen.

Ein Löschhubschrauber wirft Wasser über einem brennenden Waldstück nordwestlich von Berlin ab. (Foto) Suche
Ein Löschhubschrauber wirft Wasser über einem brennenden Waldstück nordwestlich von Berlin ab. Bild: picture alliance/dpa | Christian Guttmann

10 Hektar Wald bei Bötzow in Flammen: Bisher größter Waldbrand der Saison in Brandenburg

Bei dem bisher größten Waldbrand seit Beginn der Saison kämpften Feuerwehrleute am Samstag (19.06.2021) auf einer Fläche von zehn Hektar bei Bötzow (Oberhavel) nordwestlich von Berlin gegen die Flammen. Es gebe mehrere Brandstellen, die Feuerwehr sei derzeit mit 43 Einsatzkräften vor Ort, sagte ein Sprecher der Regionalleitstelle. Weitere Kräfte sollen hinzugezogen werden.

Gefährliche Löscharbeiten: Explosionsgefahr durch Waldbrand in Brandenburg

Eine weitere große Gefahr kommt nach Auskunft des Sprechers hinzu: Die brennende Fläche sei munitionsbelastet. Dies kann etwa Explosionen zur Folge haben. Deshalb sei ein Löschhubschrauber der Bundespolizei angefordert worden, die Feuerwehrleute könnten vom Boden nicht überall löschen. Die Hilfe soll im Laufe des Tages eintreffen. Der Landeplatz sei vorbereitet, Wasser werde aus einem nahen See entnommen, so der Sprecher.

Bis auf drei Kreise galt in Brandenburg am Samstag nach Angaben des Umweltministeriums landesweit die höchste Gefahrenstufe fünf. In den Landkreisen Prignitz, Ostprignitz-Ruppin und Teltow-Fläming wurde die zweithöchste Waldbrandwarnstufe ausgerufen. In diesen Gebieten sei die Luftfeuchte durch aufkommende Gewitterfronten höher, erklärte der Walbrandbeauftragte des Landes, Raimund Engel. Die hohe Gefahrenlage habe sich aber im Vergleich zum Vortag nicht verändert. Zudem könne der derzeit wehende frische bis böige Wind Brände noch anfachen.

Waldbrandgefahr steigt im Juni 2021: Diese Regionen sind besonders gefährdet

Auch in anderen Ländern wie Bayern, Sachsen und Niedersachsen nimmt die Gefahr von Waldbränden mit jedem Tag zu. Dort wurden bereits die Gefahrenstufen vier und teilweise auch fünf ausgerufen. Wärme allein sage noch nichts über die Gefahr aus, entscheidend sei die fehlende Feuchtigkeit, erläuterte Knut Sierk, Sprecher der Landesforsten in Niedersachsen.

"Die überwiegende Mehrheit der Waldbrände werden durch fahrlässiges Verhalten verursacht", berichtete Renke Coordes, Sprecher das Staatsbetriebes Sachsenforst. Deshalb sei es wichtig, in diesen Gebieten nicht zu rauchen, zu grillen oder Lagerfeuer zu entzünden. Ein besonderes Problem sind Einweggrills, die vielfach zurückgelassen werden. "Das ist wirklich ein Fluch", erklärte Sierk, "die Stulle für die Wanderung ist besser als das Steak im Wald zu grillen."

Die Waldbrandzentralen in den Ländern sind ab Gefahrenstufe 3 besetzt und überwachen mit Sensoren das Geschehen. In Brandenburg etwa arbeiten zwei solcher Zentralen in Zossen (Teltow-Fläming) und Eberswalde (Barnim). Innerhalb weniger Minuten können die Mitarbeiter Informationen über Brände an die jeweiligen Leitstellen in den Regionen weitergeben. Diese Sensoren, die die Waldbrände so genau orten, waren ursprünglich für Weltraummissionen gedacht, unter anderem sollte das System Staubwolken auf dem Mars analysieren, wie der Brandenburger Waldbrandbeauftragte Raimund Engel berichtete.

Höchste Waldbrandwarnstufen in Deutschland: Wann entspannt sich die Lage?

Entspannung ist nach DWD-Angaben aktuell erst am Wochenende mit zunehmender Gewitterwahrscheinlichkeit in Sicht. Eine großflächige Gewitterfront, die der aktuellen Hitzewelle ein Ende bereite, werde aber erst Anfang der Woche erwartet und berge auch Unwetterrisiken.

Unwetter-Warnung nach der Tropenhitze: Heftige Gewitter im Westen und Nordwesten prognostiziert

In der Nacht zum Sonntag (20.06.2021) breitet sich demnach bis Mitternacht im Westen und Nordwesten ein größeres Gewittergebiet mit erhöhter Unwettergefahr aus. Es kann staffelartige Gewitter mit schwerem Sturm oder orkanartigen Böen geben, die bis zu 100 Stundenkilometern erreichen. Binnen kurzer Zeit kann es zwischen 25 und 40 Liter pro Quadratmeter regnen. Die Meteorologen rechnen zudem mit größerem Hagel. Die Tiefstwerte liegen in der Nacht bei 22 bis 15 Grad, im Nordwesten bei 15 bis 12 Grad.

Auch am Sonntag müssen sich die Menschen auf Unwetter einstellen. Am Nachmittag kann es zunehmend schwere Gewitter mit heftigem Starkregen, großem Hagel und eventuell Orkanböen geben. Im Nordwesten sowie zwischen Vorpommern und Ostsachsen ist die Gewittergefahr laut DWD geringer. Es wird schwülheiß bei Höchstwerten von 27 bis 37 Grad, an der Nordseeküste etwas kühler.

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/news.de/dpa

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