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Coronavirus-News mit Lothar Wieler: RKI-Chef fleht Menschen an, sich zu schützen

Die Lage auf den Intensivstationen in Deutschland spitzt sich immer weiter zu. Die Intensivmediziner fordern einen sofortigen Lockdown. "Es brennt", warnt Divi-Chef Marx. "Die Lage ist sehr dramatisch." Auch RKI-Chef Wieler richtet eine flehende Bitte an die Bürger.

Lothar Wieler richtete eine flehende Bitte an die Menschen in Deutschland, sich zu schützen. Die Intensivmediziner fordern verzweifelt nach einen sofortigen Lockdown.  (Foto) Suche
Lothar Wieler richtete eine flehende Bitte an die Menschen in Deutschland, sich zu schützen. Die Intensivmediziner fordern verzweifelt nach einen sofortigen Lockdown.  Bild: picture alliance/dpa | Kay Nietfeld

Deutschlands Intensivmediziner haben einen harten und umgehenden Lockdown von zwei bis drei Wochen gefordert. Die Lage in den Kliniken sei zutiefst besorgniserregend, sagte Gernot Marx, Präsident der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin, am Freitag. RKI-Chef Lothar Wieler richtete bei der Pressekonferenz des Robert Koch-Instituts am Freitag deutliche Worte an die Menschen in Deutschland. Da die Politik die Verantwortung an den Einzelnen abgegeben habe, sei es wichtig, sich selbst zu schützen.

RKI-Chef: Regionale Lockerungen bei hohen Inzidenzen "bedenklich"

Der Präsident des Robert Koch-Instituts (RKI) hat regionale Lockerungen der Maßnahmen in der Corona-Pandemie trotz hoher Fallzahlen kritisiert. "In einigen Regionen wird aktuell bei Sieben-Tage-Inzidenzen um 100 gelockert", sagte Lothar Wieler am Freitag in Berlin. Angesichts der sich zuspitzenden Lage in den Krankenhäusern und auf den Intensivstationen sei das "bedenklich - zumindest solange wirksame zusätzliche Konzepte der Pandemie-Eindämmung fehlen".

Wieler warnt Bürger eindringlich: "Denken Sie daran"

Wieler sagte in Richtung der Bürger: "Denken Sie daran: Unter diesen Umständen bedeuten Lockerungen nicht, dass die Menschen nun einem niedrigeren Infektionsrisiko ausgesetzt sind." Es bedeute vielmehr, dass die Verantwortungsträger die Verantwortung der Pandemiebewältigung an den Einzelnen abgäben. "Umso wichtiger ist es, dass wir uns alle schützen." Wieler sagte zunächst nicht, auf welche Regionen sich seine Kritik bezieht.

Intensivmediziner fordern Sofort-Lockdown

Die Lage in den Kliniken sei zutiefst besorgniserregend, sagte Gernot Marx, Präsident der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin, am Freitag. "Es brennt. Die Lage ist sehr dramatisch. Jeder Tag zählt." Es gebe einen ungebremsten und dramatischen Anstieg von Covid-Patienten. Ihr Alter liege nun zumeist zwischen 40 und 70. Bei den unter 50-Jährigen sterbe jeder fünfte Intensivpatient, bei den Älteren im Schnitt jeder zweite, sagte Marx.

"Die Kliniken gehen in einen katastrophenähnlichen Zustand"

Wenn nicht umgehend Maßnahmen ergriffen würden, wachse die dritte Pandemiewelle über die zweite hinaus, mahnte Marx. Bereits Ende April rechnet die Divi bundesweit mit mehr als 5.000 Covid-Patienten. "Die Kliniken gehen in einen katastrophenähnlichen Zustand", sagte Christian Karagiannidis, wissenschaftlicher Leiter des DIVI-Intensivregisters. 500 Kliniken in Deutschland könnten bereits jetzt schon keine Covid-Patienten mehr aufnehmen.

Beim Impfen sei die Bundesrepublik auf der Zielgeraden, sagte Marx. Deutschland dürfe aber nicht auf den letzten Metern Menschen gefährden - kurz bevor sie durch eine Impfung geschützt werden könnten, sagte Marx. "Wir brauchen aber mehr Zeit fürs Impfen."

Intensivmediziner enttäuscht über Absage von Corona-Gipfel

Über die Absage des Corona-Gipfels von Bund und Ländern zeigten sich die Intensivmediziner enttäuscht. Das Treffen war für Montag geplant gewesen. Es werde in der kommenden Woche gar keine Ministerpräsidentenkonferenz mit Kanzlerin Angela Merkel (CDU) geben, teilte die stellvertretende Regierungssprecherin Ulrike Demmer am Freitag in Berlin mit. "Das ist eine enttäuschende neue Situation", sagte Marx. Er könne nur hoffen, dass es stattdessen zeitnahe alternative politische Entscheidungen gebe.

Da Kliniken darüber hinaus planbare Eingriffe absagen, um Intensivbetten freizuhalten, gebe es für andere Kranke bereits so etwas wie einen "Lockdown im OP", sagte Frank Wappler, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Anästhesiologie und Intensivmedizin.

Spahn: Parteienstreit runterfahren und in Lockdown gehen

Bundesgesundheitsminister Jens Spahn hat eindringlich für konsequente und bundeseinheitliche Maßnahmen gegen die steigenden Corona-Infektionszahlen geworben. "Ich empfehle uns allen, den Parteienstreit - Wahljahr hin oder her - herunterzufahren und uns auf das Wesentliche zu konzentrieren, die Bekämpfung der Pandemie", sagte der CDU-Politiker am Freitag in Berlin. "Es braucht einen Lockdown, um die aktuelle Welle zu brechen."

"Wenn manche die Einschätzung der Lage nicht teilen, wird es schwierig"

Eine Bund-Länder-Runde sei eigentlich das richtige Format, um neue Maßnahmen zu beschließen. "Aber wenn manche schon die Einschätzung der Lage nicht teilen, dann wird es natürlich schwierig", kritisierte Spahn. Die für Montag geplante Bund-Länder-Runde zu verschieben und nur eine kurze Rücksprache zu halten, reiche angesichts der Infektionslage jedenfalls nicht aus.

Spahn betonte, die aktuellen Infektionszahlen seien bereits sehr hoch, spiegelten wegen der Oster-Feiertage aber womöglich noch nicht einmal das wirkliche Infektionsgeschehen wider. In den Krankenhäusern zeige sich, wie ernst die Situation tatsächlich sei.

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/loc/news.de/dpa

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