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Coronavirus-News am 29.03.2021: Knapp 9.900 Neuinfektionen - Johnson & Johnson kündigt 10,1 Mio. Impfdosen an

Knapp 9.900 Neuinfektionen sind zum Wochenstart seitens des RKI gemeldet worden. Pandemie-Experten vergleichen die aktuelle Lage mit einem "Pulverfass", selbst Tierärzte könnten bald Corona-Impfungen verabreichen.

Die aktuelle Pandemie-Situation in Deutschland - am 29. März wurden knapp 9.900 Coronavirus-Neuinfektionen binnen 24 Stunden gemeldet - wird von Experten mit einem "Pulverfass" verglichen. (Foto) Suche
Die aktuelle Pandemie-Situation in Deutschland - am 29. März wurden knapp 9.900 Coronavirus-Neuinfektionen binnen 24 Stunden gemeldet - wird von Experten mit einem "Pulverfass" verglichen. Bild: picture alliance/dpa | Frank Rumpenhorst

Die Gesundheitsämter in Deutschland haben dem Robert Koch-Institut (RKI) binnen eines Tages 9.872 Corona-Neuinfektionen gemeldet. Zudem wurden innerhalb von 24 Stunden 43 neue Todesfälle verzeichnet. Das geht aus Zahlen des RKI vom Montag hervor.

Coronavirus-News aktuell: Neuinfektionen und Inzidenz weiter gestiegen

Vor genau einer Woche hatte das RKI binnen eines Tages 7.709 Neuinfektionen und 50 neue Todesfälle verzeichnet. Die Daten geben den Stand des RKI-Dashboards von 05.20 Uhr wieder, nachträgliche Änderungen oder Ergänzungen des RKI sind möglich.

Der Inzidenzwert ist demnach weiter gestiegen: Die Zahl der binnen sieben Tagen gemeldeten Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner lag laut RKI am Montagmorgen bundesweit bei 134,4 - und damit erneut höher als am Vortag (129,7).

Fast 76.000 Todesopfer durch Covid-19 in Deutschland seit Pandemie-Beginn

Das RKI zählte seit Beginn der Pandemie 2.782.273 nachgewiesene Infektionen mit Sars-CoV-2 in Deutschland. Die tatsächliche Gesamtzahl dürfte deutlich höher liegen, da viele Infektionen nicht erkannt werden. Die Zahl der Genesenen gab das RKI mit etwa 2.494.800 an. Die Gesamtzahl der Menschen, die an oder unter Beteiligung einer nachgewiesenen Infektion mit Sars-CoV-2 gestorben sind, stieg auf 75.913.

Der bundesweite Sieben-Tage-R-Wert lag laut RKI-Lagebericht vom Sonntagabend bei 1,17 (Vortag 1,19). Das bedeutet, dass 100 Infizierte rechnerisch 117 weitere Menschen anstecken. Der Wert bildet jeweils das Infektionsgeschehen vor 8 bis 16 Tagen ab. Liegt er für längere Zeit unter 1, flaut das Infektionsgeschehen ab; liegt er anhaltend darüber, steigen die Fallzahlen.

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Corona-Meldungen am 29.03.2021 im News-Ticker

+++ Erste Impfstoff-Lieferungen von Johnson & Johnson Mitte April +++

Die ersten Lieferungen des vierten zugelassenen Corona-Impfstoffes von Johnson & Johnson für Deutschland sollen ab Mitte April kommen. In der Woche vom 12. April werden 256.800 Dosen erwartet, in der Woche vom 26. April weitere 444.000 Dosen, wie aus einer Lieferprognose des Herstellers hervorgeht, die der Deutschen Presse-Agentur vorliegt. Zuerst berichtete "Bild" (Montag) darüber. Im Mai sollen 2,3 Millionen Dosen folgen, im Juni 7,1 Millionen, so dass im zweiten Quartal 10,1 Millionen Dosen zusammenkommen sollen.

Im dritten Quartal werden demnach 22 Millionen Dosen erwartet, im vierten Quartal dann noch 4,6 Millionen Dosen. Der Impfstoff von Johnson & Johnson war am 11. März in der Europäischen Union zugelassen worden. Bei dem Präparat reicht eine Spritze, eine zweite Impfung ist nicht nötig. Bereits in Deutschland eingesetzt werden die Mittel von Biontech/Pfizer, Moderna und Astrazeneca.

+++ Laschet verteidigt Länderkurs in der Corona-Pandemie +++

 

Der CDU-Vorsitzende Armin Laschet hat das Vorgehen der Länder in der Corona-Pandemie gegen die Kritik von Kanzlerin Angela Merkel (CDU) verteidigt. "Jeder will, dass die Infektionszahlen runtergehen, und jeder hat für sein Land entsprechende Maßnahmen gemacht", sagte Laschet am Montag in Berlin nach einer Sitzung des CDU-Präsidiums. Er räumte ein, dass diese Maßnahmen "sehr unterschiedlich" seien.

Ausdrücklich verteidigte der CDU-Chef auch das unter anderem in Berlin geplante Konzept, Einkaufsmöglichkeiten mit Terminvergabe und Vorlage eines negativen Coronatests zu schaffen. Das sei eine Möglichkeit unter vielen, mehr infizierte Menschen zu entdecken und Infektionsketten zu durchbrechen.

Dagegen hatte Merkel am Vorabend in der ARD-Sendung "Anne Will" gesagt: "Ich weiß jetzt wirklich nicht, ob Testen und Bummeln, wie es jetzt in Berlin heißt, die richtige Antwort auf das ist, was sich zur Zeit abspielt." Merkel kritisierte in dem Interview, dass manche Länder die vereinbarte Notbremse bei Sieben-Tage-Inzidenzen über 100 nicht umsetzen.

Wörtlich sagte die Kanzlerin: "Wir müssen mit einer großen Ernsthaftigkeit jetzt die geeigneten Maßnahmen einsetzen. Und einige Bundesländer tun das, andere tun es noch nicht." Merkel deutete in der ARD an, dass der Bund über das Infektionsschutzgesetz national einheitliche Regelungen schaffen könnte.

Laschet wies die Kritik für sein Land zurück. "Nordrhein-Westfalen hat die Notbremse flächendeckend verpflichtend für alle Landkreise per Verordnung umgesetzt."

Laschet betonte, es helfe nicht weiter, wenn die SPD die Pandemie parteipolitisch nutze und die Bundesminister der Union kritisiere und öffentlich beschimpfe. "Und es hilft uns auch nicht weiter, wenn Bund und Länder sich gegenseitig die Verantwortung zuschieben. Und es hilft erst recht nicht weiter, wenn Ministerpräsidenten über andere Länder und über andere Kolleginnen und Kollegen urteilen. Es darf nicht zum allgemeinen Ton werden, anderen Ministerpräsidenten ihre Infektionszahlen oder gar Todeszahlen vorzuhalten."

Der CDU-Vorsitzende und NRW-Regierungschef forderte, die nächste, für den 12. April angesetzte Ministerpräsidentenkonferenz wieder in Präsenz und nicht als Videokonferenz zu veranstalten. "Es ist die Auffassung des CDU-Präsidiums, dass eine Ministerpräsidentenkonferenz wie die letzte so nicht mehr stattfinden kann." Auch müsse die Teilnehmerzahl wieder deutlich reduziert werden "Dass 60, 70, 80 Leute an einer solchen Konferenz beteiligt sind, trägt nicht zur Effektivität und zum Krisenmanagement in diesen Zeiten bei."

+++ Hans: Saarland hält an Öffnungsplan mit Tests fest +++

Trotz Kritik hält das Saarland an seinem geplanten Modellprojekt für Lockerungen durch massenhaftes Testen fest. "Wir werden diese Strategie weiterverfolgen", sagte Ministerpräsident Tobias Hans (CDU) am Montag. Es handele es sich "im Übrigen um eine sehr vorsichtige Strategie", die ab dem 6. April schrittweise umgesetzt werden solle. "Wir sorgen mit dem Saarland-Modell dafür, dass Aktivitäten, die im Moment drinnen stattfinden, im Verborgenen, ins Freie kommen", sagte er.

Im Freien gebe es ein niedrigeres Risiko, sich zu infizieren. "Und wenn draußen im eigenen Garten zehn Personen zusammenkommen, oder auch in einem Biergarten sich hinsetzen mit einem negativen Test, ist das eben besser, als wenn man heute in den Kellern, sozusagen im Verborgenen und an der Verordnung vorbei, zusammenkommt", sagte Hans. Deswegen sei die Strategie "ein Beitrag dazu, die Infektionszahlen nach unten zu bringen und ein Beitrag zur Vorsicht in Deutschland".

Das Saarland will ab 6. April Kinos, Theater, Fitnessstudios und die Außengastronomie wieder öffnen: Voraussetzung für Gäste, Besucher und Nutzer ist ein tagesaktueller negativer Schnelltest. Weitere Öffnungen könne es nach dem 18. April geben, hatte Hans zuvor angekündigt: In der Gastronomie, beim Ehrenamt, in den Schulen.

Das "Saarland-Modell" sei "kein Experiment, das in Kauf nimmt, dass mehr Menschen erkranken oder gar sterben", sagte Hans. "Wir werden, wenn exponentielles Wachstum kommt, im Geleitzug aller Länder auch wie immer dann auch Öffnungsschritte zurücknehmen müssen."

Kanzlerin Angela Merkel (CDU) hatte am Sonntagabend allen geplanten Lockerungen und Modellprojekten in der Pandemie angesichts der dritten Corona-Welle eine klare Absage erteilt. Die von Merkel ins Gespräch gebrachte Übernahme von Kompetenzen durch den Bund sei "ein falsches Signal", sagte Hans.

+++ Kreise: Hans und andere verteidigen Corona-Vorhaben +++

Nach der Kritik von Kanzlerin Angela Merkel (CDU) am Vorgehen verschiedener Länder in der Corona-Pandemie haben mehrere CDU-Spitzenpolitiker ihre Maßnahmen verteidigt. Nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur aus Teilnehmerkreisen bekannte sich Parteichef und NRW-Ministerpräsident Armin Laschet am Montag in Online-Beratungen des CDU-Präsidiums klar zu mehr Tests als Instrument in der Krise. Er habe betont, dass es in Nordrhein-Westfalen eine landesweite "Notbremse" gebe.

Merkel sprach demnach in der Sitzung mit Blick auf die jüngste Ministerpräsidentenkonferenz, nach der sie die gemeinsam beschlossene Osterruhe zurückgezogen hatte, erneut von einer Zäsur. Das Verfahren müsse sich ändern. Nach diesen Informationen sprachen sich der schleswig-holsteinische Ministerpräsident Daniel Günther und dessen Saar-Amtskollege Tobias Hans dafür aus, das nächste Mal in der Runde der Ministerpräsidenten in Präsenz mit der Kanzlerin zu tagen.

Die Kanzlerin hatte am Sonntagabend allen geplanten Lockerungen und Modellprojekten in der Pandemie angesichts der dritten Corona-Welle eine klare Absage erteilt. In der ARD-Sendung "Anne Will" übte sie massiven Druck auf die Länder aus, um diese zum Umsetzen der Notbremse und noch schärferer Maßnahmen zu bewegen. Merkel deutete auch an, dass der Bund tätig werden könnte, wenn die Länder nicht die nötigen Maßnahmen ergreifen sollten. Kritik äußerte sie unter anderem auch am Vorgehen von Laschet und Hans.

Hans erklärte laut Teilnehmerangaben im CDU-Präsidium, im Saarland würden nicht Beschränkungen durch Lockerungen ersetzt. Stattdessen würden Testauflagen an die Stelle von Beschränkungen gesetzt. Damit bringe man die Menschen dazu, im Freien getestet zusammenzukommen, statt im Verborgenen ohne Tests und Maßnahmen. Es handele sich nicht um ein Experiment, das Infektionen in Kauf nehme, sondern im Gegenteil um ein Modell zur Entdeckung von Infektionen. Natürlich gebe es einen klaren Exit, wenn exponentielles Wachstum mit hohen Belegungszahlen in den Krankenhäusern eintreten werde.

Der niedersächsische CDU-Chef Bernd Althusmann plädierte demnach im Präsidium ebenfalls für die Erprobung testgestützter Modell. Gesundheitsminister Jens Spahn habe zudem darauf hingewiesen, dass die Länder nun massiv beim Impfen zulegen müssten, nachdem viele Chargen Impfstoff geliefert würden.

+++Experte vergleicht Corona-Lage mit "Pulverfass" +++

Anders als zu Weihnachten ist die Corona-Lage vor Ostern aus Sicht eines Wissenschaftlers brisanter. Vor allem die in Deutschland inzwischen vorherrschende Virusvariante B.1.1.7 breite sich stärker in Familien aus. Zudem seien die Zahlen derzeit ansteigend, sagte der Saarbrücker Pharmazie-Professor Thorsten Lehr der Deutschen Presse-Agentur. "Das ist ein Pulverfass, auf dem wir sitzen."

Anders als Ende 2020 seien zwar inzwischen viele Menschen aus der besonders gefährdeten hohen Altersgruppe geimpft. Allerdings liege der Anteil bei den Über-70-Jährigen erst bei gut einem Viertel, sagte Lehr. "Bis die Wirkung richtig einsetzt, dauert es auch ein paar Wochen." Daher könne hier noch keine Entwarnung gegeben werden. "Wir haben also ein bisschen Entschärfung durch die Impfung, aber eine Verschärfung durch die Mutanten", bilanzierte er.

Der Professor für klinische Pharmazie an der Universität des Saarlandes verantwortet einen Covid-19-Simulator, der Vorhersagen der Corona-Infektionen samt Krankenhausbettenbelegung, intensivmedizinischer Behandlung, Beatmung und Todesraten in den einzelnen Bundesländern und die Abschätzung von nicht-pharmazeutischen Interventionen ermöglichen soll.

+++ Epidemiologin erwartet mehr schwere Corona-Fälle bei Jüngeren +++ 

Die Präsidentin der Deutschen Gesellschaft für Epidemiologie, Eva Grill, erwartet bei wachsenden Corona-Zahlen mehr schwere Krankheitsverläufe bei jüngeren Menschen. "Das Problem ist, dass bei einem weiteren Ansteigen der Fallzahlen auch der Anteil der Virusvariante B.1.1.7 weiter ansteigen wird", sagte Grill der Deutschen Presse-Agentur. Die zuerst in Großbritannien entdeckte Mutante sei sowohl deutlich ansteckender als auch gefährlicher, "da sie wohl mit schwereren Krankheitsverläufen einhergeht".

Bei Hochaltrigen gehe die Zahl neuer Todesfälle zurück, erläuterte die Präsidentin der Gesellschaft mit Sitz in Ulm, die auch Professorin für Epidemiologie an der Ludwig-Maximilians-Universität München ist. "Das deutet darauf hin, dass es zunehmend gelingt, die besonders vulnerablen Gruppen durch Impfung zu schützen." Aber auch bei den 60- bis 69-Jährigen sei das Sterberisiko der Infizierten noch bei etwa vier Prozent. Das bedeute, dass eine stark steigende Fallzahl auch zu mehr Erkrankten und schwer Erkrankten führen werde, so Grill. "Nur eben dann in den jüngeren Altersgruppen."

+++ Immunologen: Dosen für Zweitimpfungen nicht weiter zurücklegen +++ 

Die Deutsche Gesellschaft für Immunologie fordert angesichts der steigenden Corona-Zahlen, Dosen für Zweitimpfungen nicht mehr zurückzulegen. "Impfstoff zurückzulegen, ist angesichts der aktuellen Situation nicht mehr tragbar und kostet Menschenleben", sagte Generalsekretär Carsten Watzl der "Augsburger Allgemeinen" (Montag). "Es würde jetzt viel helfen, alles zu verimpfen, was da ist und die Zweitimpfung dann zu machen, wenn die spätere Lieferung erfolgt." Laut Watzl wird nach wie vor in vielen Bundesländern und Impfzentren die zweite Impfdosis zurückgelegt. "Das heißt, wir verimpfen oft nur die Hälfte dessen, was möglich ist."

+++ Tierärzte wollen in Impfkampagne einbezogen werden +++ 

Die deutschen Tierärzte fordern die Politik auf, sie in die Impfkampagne einzubinden. "In den USA impfen jetzt auch Tierärzte wie selbstverständlich mit. Dieser pragmatische Ansatz trägt dort zum großen Erfolg bei", sagte der Präsident des Bundesverbands der praktizierenden Tierärzte, Siegfried Moder, der "Neuen Osnabrücker Zeitung". Auch in Frankreich können voraussichtlich bald Tierärzte Impfungen gegen das Coronavirus verabreichen. Die oberste Gesundheitsbehörde des Landes empfahl dies in einer Stellungnahme vom Freitag.

Dabei warf Moder der Berliner Politik Versäumnisse vor: "Wir haben bereits Anfang Dezember der Bundesregierung unsere Unterstützung bei der Corona-Schutzimpfung angeboten, aber unser Hilfsangebot wurde (...) bis heute ignoriert. Das kann man machen, wenn man die Lage im Griff hat. Angesichts der dritten Welle und der täglichen Hiobsbotschaften halten wir diese Ignoranz jedoch für grob fahrlässig." Laut Moder könnten die Tierarztpraxen pro Monat ohne weiteres zwei Millionen Menschen impfen.

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/news.de/dpa

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