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"Gendergaga" bei Audi: Autobauer bittet um geschlechtsneutrale Sprache - Twitter ruft zum Boykott auf

Audi möchte fortan auf geschlechtsneutrale Sprache setzen und rät seinen Angestellten zur Schreibweise "Audianer_innen". Auf Twitter entbrennt ein Shitstorm. Nutzer sprechen von "Gendergaga" und rufen zum Boykott des Autoherstellers auf.

Nachdem Audi verkündete, dass das Unternehmen ab sofort auf gendersensible Sprache setzen werde, riefen zahlreiche Nutzer im Netz zum Boykott des Autobauers auf. (Foto) Suche
Nachdem Audi verkündete, dass das Unternehmen ab sofort auf gendersensible Sprache setzen werde, riefen zahlreiche Nutzer im Netz zum Boykott des Autobauers auf. Bild: (Symbolbild) Ivan Kurmyshov/AdobeStock

Cancel Culture, nur andersrum - das erlebt gerade der Autokonzern Audi. Bei der Cancel Culture werden Unternehmen oder Personen boykottiert, nachdem sie sich wiederholt menschenfeindlich (zum Beispiel rassistisch) geäußert haben und trotz Kritik auf ihren Standpunkten beharren. Nun wird jedoch ein Unternehmen ausgerechnet dafür gecancelt, dass es ausdrücklich nicht menschenfeindlich sein möchte: Der Autobauer Audi rief in einer Broschüre zur gendergerechten Sprache in seinem Unternehmen auf. Auf Twitter entbrannte eine heiße Debatte um das "Gendergaga" bei dem Ingolstädter Autokonzern.

Audi setzte auf "gendersensible" Sprache mit Gender Gap

Wie die "FAZ" unter Berufung auf die "Augsburger Allgemeine" berichtet, bemüht sich der Autokonzern Audi ab sofort um mehr Gendergerechtigkeit in der Sprache. Dabei soll die sogenannte Gender Gap (zu Deutsch: Geschlechtslücke) zum Einsatz kommen, die in der gesprochenen Sprache als kurze Pause mitgesprochen wird. In einer Broschüre bittet Audi alle Angestellten um die Verwendung von geschlechtsneutralen Begriffen, beispielsweise könnten sie sich selbst als "Audianer_innen" bezeichnen.

Audi-Angestellte als Audianer_innen umfasst nicht-binäre Geschlechtsidentitäten

Antonia Wadé, Mitglied der Projektgruppe "Gendersensible Sprache" bei Audi erklärt: "Der Gender Gap schafft Raum für alle nicht-binären Geschlechtsidentitäten." Vielen bereits bekannt sein dürfte das Gendersternchen, das jedoch zu Leseproblemen in IT-Programmen führen kann und deshalb für Audi keine Option war.

Das Gendern an sich sei für Audi jedoch eine Selbstverständlichkeit. Audi-Personalchefin Sabine Maaßen meint, dass eine gendersensible Kommunikation eine "Frage des Respekts und Ausdruck einer Haltung gegen Diskriminierung und für Vielfalt" sei.

Twitter diskutiert wild über "Gendergaga" bei Audi

Kurz nach Bekanntwerden der Pläne von Audi entbrannte auf dem Kurznachrichtendienst Twitter eine heftige Diskussion über gendergerechte Sprache. Der Hashtag #Gendergaga schaffte es innerhalb kürzester Zeit auf Platz 1 der Twittertrends. Auch "#Audi" trendete und schaffte es in Tausende Tweets. Zahlreiche (vor allem männliche) Twitter-Nutzer kritisierten den "Gendergaga" bei Audi. "Genderclown statt Autos bau'n", schreibt etwa ein Herr. Ein anderer User mit "AfD" im Nutzernamen geht sogar noch weiter und erklärt: "Ich werde dann wohl nie mehr Audi kaufen."

Einige Twitter-Herren wenig begeistert von Audis geschlechtsneutralen Sprache

Auch dieser Mann scheint wenig begeistert von der Idee des Autokonzerns, geschlechtsneutrale Sprache verwenden zu wollen. "#audi #VW #Gendergaga Wie kommt irgendeine arme Seele darauf, dass es für diesen Nonsens eine breite Zustimmung gäbe? Es ist eine Verunstaltung der Sprache. Menschen fürchten um ihre Existenz aber wir stecken Geld in Gendergagaforschung...", meint er.

Ein weiterer Nutzer findet: "Nur 14 Prozent geben klares "Ja" zu gendergerechter Sprache (Umfrage: Yougov mit 2000 Befragten).#Gendergaga ist und bleibt linke Ideologie."

Eine Frau schreibt: "Das ist ein guter Moment um noch einmal Grundwissen aufzufrischen, also: Es gibt nur 2 Geschlechter. Männer = spermienproduzierend mit XY Chromosomen und Frauen = eizellenproduzierend mit XX Chromosomen. Danke für Ihre Aufmerksamkeit."

Gegner von genderneutralen Sprache "weiße cis-Männer"

Doch auf Twitter finden sich auch zahlreiche Befürworter:innen (oder Befürworter_innen) des Vorstoßes von Audi, etwas mehr Geschlechtergerechtigkeit an den Arbeitsplatz zu bringen.

"Die meisten können sich doch auch ohne Probleme 158 Fußballer mit Vor - und Nachnamen merken. Wo ist da gendern dann 'zu kompliziert' ?? Hier geht's nicht um Komplikationen, sondern um Ignoranz", findet etwa diese Userin. 

Etwas härter formuliert es folgende Nutzerin: "Fast nur weiße, cis männliche Boomer und/oder Nazis, die keine Ahnung haben, reden von #Gendergaga. Wenn Gendergaga die Inklusion aller Geschlechter und das Ziel dabei Geschlechtergerechtigkeit bedeutet, bin ich sehr gerne #Gendergaga!!"

Twitter-Nutzer scherzt zu Audi-Boykott: "Das muss wohl diese Cancel Culture sein" 

Ein weiterer Nutzer kritisiert die Doppelmoral der Konservativen: "Ich liebe es, dass Konservative von Cancel Culture sprechen, wenn Menschen die Konsequenzen von ihren teils menschenfeindlichen Aussagen tragen müssen, aber nun Audi boykottieren/canceln möchten, weil dort jetzt gendergerechte Sprache verwendet werden soll." "Audi etabliert gendergerechte Sprache. Twittermob faselt #Gendergaga und Boykott. Das muss wohl diese #CancelCulture sein," scherzt noch einer. 

Audi-Boykott wegen Toleranz? Twitter ungläubig: "Ist das echt so?"  

Dieser Herr reibt sich beim Blick auf die heutigen Twittertrends ungläubig die Augen. "Kann mich mal jemand zum Trend aufklären? -Leute wollen nun keine Audis mehr kaufen, weil der Konzern Mitarbeitern EMPFIEHLT sich Audiander_innen zu bezeichnen? Aus Toleranz gegenüber deren Sexualität. Ist das echt so? #Audi #Gendergaga #Gendern #Geschlechter", möchte er wissen. In der Tat hört sich der Aufruf zum Boykott aus solchen Gründen schon ziemlich albern an. 

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/bua/news.de

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