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Coronavirus-News aktuell Donnerstag: Wie lange denn noch? Mediziner fordern Lockdown bis April

Nicht nur die Zahl der Corona-Neuinfektionen ist am Donnerstag im Vergleich zur Vorwoche gestiegen, auch die Gesamt-Inzidenz steigt in Deutschland mittlerweile wieder. Angesichts der schwindenden Disziplin bei der Umsetzung der Corona-Maßnahmen zeigt sich Karl Lauterbach besorgt. Auch Christian Drosten meldet sich zu Wort. Die Corona-News von Donnerstag.

Jens Spahn spricht sich für lokale Lockerungen aus. (Foto) Suche
Jens Spahn spricht sich für lokale Lockerungen aus. Bild: dpa

Die Zahl der Corona-Neuinfektionen ist am Donnerstag im Vergleich zur Vorwoche erneut deutlich gestiegen. Leider steigt auch die Gesamt-Inzidenz (Sieben-Tage-Inzidenz) in Deutschland. Angesichts der schwindenden Disziplin der Deutschen bei der Umsetzung der Corona-Maßnahmen zeigte sich Karl Lauterbach besorgt. Auch Christian Drosten meldete sich indirekt zur dritten Welle zu Wort. Alle Coronavirus-Zahlen und -News von Donnerstag, dem 25.2.2021 erfahren Sie hier.

Coronavirus-News aktuell: Neuinfektionen, Inzidenz, Tote, R-Wert laut RKI

Neuinfektionen:Die Gesundheitsämter inDeutschland haben dem Robert Koch-Institut (RKI) binnen eines Tages 11.869 Corona-Neuinfektionen gemeldet - und damit 1.662 mehr als genau vor einer Woche, am 18. Februar. Das geht aus Zahlen des RKI vomDonnerstag hervor.

Inzidenz: Auch die Zahl der binnen sieben Tagen gemeldeten Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner (Sieben-Tage-Inzidenz) lag am Donnerstagmorgen mit bundesweit 61,7 höher als am Vortag (59,3).

Todesfälle: Zudem wurden innerhalb von 24 Stunden 385 weitereTodesfälle verzeichnet. Das ist weniger als vor genau einer Woche: Damals hatte das RKI binnen eines Tages 10.207 Neuinfektionen und 534 neue Todesfälle verzeichnet. Die Daten geben den Stand des RKI-Dashboards von Donnerstag, 03.10 Uhr, wieder, nachträgliche Änderungen oder Ergänzungen sind möglich.

Vorwoche: Die Sieben-Tage-Inzidenz hatte vor vier Wochen, am 28. Januar, noch bei 98 gelegen. Ihr bisheriger Höchststand war am 22. Dezember mit 197,6 erreicht worden.

Höchststand: Der Höchststand von 1244 neu gemeldeten Todesfällen war am 14. Januar erreicht worden. Bei den binnen 24 Stunden registrierten Neuinfektionen war mit 33.777 am 18. Dezember der höchste Wert erreicht worden - er enthielt jedoch 3500 Nachmeldungen.

Gesamtzahlen: Das RKI zählte seit Beginn der Pandemie 2.414.687 nachgewiesene Infektionen mit Sars-CoV-2 in Deutschland (Stand: 25.02., 03.10 Uhr). Die tatsächliche Gesamtzahl dürfte deutlich höher liegen, da viele Infektionen nicht erkannt werden. Die Zahl der Genesenen gab das RKI mit etwa 2. an. Die Gesamtzahl der Menschen, die an oder unter Beteiligung einer nachgewiesenen Infektion mit Sars-CoV-2 gestorben sind, stieg auf 69 125.

R-Wert: Der bundesweite Sieben-Tage-R-Wert lag laut RKI-Lagebericht vom Mittwochabend bei 0,98 (Vortag ebenfalls 0,98). Das bedeutet, dass 100 Infizierte rechnerisch 98 weitere Menschen anstecken. Der Wert bildet jeweils das Infektionsgeschehen vor 8 bis 16 Tagen ab. Liegt er für längere Zeit unter 1, flaut das Infektionsgeschehen ab. Die RKI-Daten geben den Stand des RKI-Dashboards von 18.00 Uhr wieder, nachträgliche Änderungen oder Ergänzungen sind möglich.

Coronavirus-News aktuell von Donnerstag im Ticker

Die aktuellen Coronavirus-News vom 25. Februar 2021 Deutschland erfahren Sie hier in unserem Ticker.

+++ Schlimme Szenarien: Mediziner fordern Lockdown bis April +++

Die Sorge vor einer schweren dritten Welle in der Corona-Pandemie lässt Intensivmediziner eine Verlängerung des bundesweiten Lockdowns über den 7. März hinaus fordern. Es sei nötig, drei weitere Wochen bis Anfang April durchzuhalten, um mehr Zeit für Impfungen insbesondere der Risikogruppen zu haben, sagte der Präsident der Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (Divi), Gernot Marx, am Donnerstag in einer Videoschalte. Danach solle langsam geöffnet werden.

Entscheidende Faktoren für die Auslastung der Intensivstationen sind nach Divi-Berechnungen unter anderem die Ausbreitung der ansteckenderen Corona-Variante B.1.1.7 und das Tempo beim Impfen der Menschen über 35 Jahre. Nach einem neuen Divi-Prognosemodell, das mit verschiedenen Szenarien rechnet, könnte ein Öffnen im März die Zahlen schwer kranker Corona-Patienten in Kliniken im schlimmsten Fall exorbitant in die Höhe treiben, hieß es. Gerechnet werde bei frühen Lockerungen im ungünstigsten Szenario bereits Mitte Mai mit bis zu 25.000 Covid-19-Intensivpatienten, ein extrem hoher Wert, der Intensivstationen überfordern würde. Der bisherige Höchststand habe im Januar bei 6000 solchen Patienten gelegen, im Moment seien es rund 2900. Das entspreche etwa dem Höhepunkt der ersten Welle im Frühjahr 2020. Diese Lage sei beherrschbar.

+++ Spahn für lokale Corona-Lockerungen - aber auch Verschärfungen +++

In der Debatte um mögliche weitere Lockerungen von Corona-Beschränkungen hält Bundesgesundheitsminister Jens Spahn flexiblere lokale Lösungen für sinnvoll. "Im Herbst war es wegen der hohen und diffusen Infektionslage wichtig, bundeseinheitlich das öffentliche Leben herunterzufahren", sagte der CDU-Politker "Zeit Online" (Donnerstag). Er sei immer noch dafür, die Marke von 35 Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner in sieben Tagen bundesweit als Richtwert zu nehmen - aber auch zusätzliche Variablen zu betrachten.

So sei das Infektionsgeschehen in den Kommunen inzwischen sehr unterschiedlich. Deshalb sollte man auch unterschiedlich vorgehen. "Das kann bedeuten, lokal zu öffnen, aber eben auch wieder zu verschärfen, wenn es sein muss." Ziel müsse es sein, einen Alltag zu ermöglichen, «der Sicherheit bietet, aber auch praktikabel ist. Und da kommen Tests ins Spiel.» Neben PCR-Labortests als «Goldstandard" seien dies mehr Schnelltests und bald auch Selbsttests. Die ersten drei Laien-Selbsttests zur Anwendung zuhause wurden am Mittwoch zugelassen.

Spahn betonte, für geplante Gratis-Schnelltests durch geschultes Personal für alle Bürger liege eine fertige, abgestimmte Verordnung vor. Er hatte den Start eigentlich für 1. März angekündigt, Kanzlerin Angela Merkel (CDU) will über die Teststrategie jedoch erst noch am 3. März mit den Ministerpräsidenten beraten. Spahn sagte, wichtiger als der pünktliche Start sei, dass Bund und Länder geschlossen hinter dem Instrument der Schnelltests stünden. "Daher ist es auch vertretbar, wenn es jetzt etwas länger dauert."

Spahn erläuterte, es würden viele Tests gebraucht. "Aber: Konzerne, vom Weltkonzern bis zum deutschen Mittelständler, werden zügig den Bedarf an Schnell- und Selbsttests decken, indem sie die Produktion ankurbeln. Die Marktwirtschaft funktioniert. Selbst Supermärkte und Discounter werden über kurz oder lang Selbsttests anbieten." Das werde die Preise senken. Sinnvoll sei dann, zuerst in bestimmten "Lebenswelten" regelmäßig zu testen - am Arbeitsplatz, in Schulen und Kitas. "Vielleicht zunächst einmal die Woche, später sogar öfter." Testen sei vor Ort zu organisieren, auch mit Betriebsärzten, Praxen und Apotheken. "Wir können das nicht top-down als Bund regeln."

+++ Forderungen nach kostenlosen Corona-Selbsttests im Bundestag +++

Mit Blick auf die geplante deutliche Ausweitung von Corona-Tests sind im Bundestag Rufe nach mehr kostenlosen Angeboten laut geworden. Der Grünen-Gesundheitsexperte Janosch Dahmen forderte die Bundesregierung am Donnerstag auf: "Geben Sie jedem Bürger jede Woche zwei kostenlose Selbsttests." Um deren großes Potenzial für den Kampf gegen die Pandemie auszuschöpfen, müssten Hürden niedrig sein. Die Bundesregierung handele aber zu spät und zu langsam.

Der Linke-Fachpolitiker Achim Kessler sprach von «Totalversagen» der Regierung und forderte ebenfalls kostenlose Angebote. "Es gibt gar keine andere Möglichkeit, Lockerungen herbeizuführen als durch massenhafte Schnelltests." Menschen, die sich privat selbst testeten, bewiesen Verantwortungsbewusstsein. Auch der Schutz am Arbeitsplatz müsse gesichert werden. Es sei aber versäumt worden, Kassiererinnen oder Zusteller im Kundenkontakt mit Schnelltests auszustatten.

Hilde Mattheis (SPD) sagte, die ersten zugelassenen Selbsttests böten einen "Einstieg in die Normalität". Sie seien eine Ergänzung der anderen Maßnahmen, die kostenlos angeboten werden müsse. Sie schlug vor, Schüler sollten sich eine Wochenration in Apotheken abholen können. Kinder sollten Tests morgens neben ihrer Zahnbürste liegen haben. Wichtig seien hohe Kapazitäten, Planung und Aufklärung der Regierung, um damit verbundene hohe Erwartungen nicht zu zerstören.

Der FDP-Abgeordnete Andrew Ullmann forderte mehr Tempo. Mit den Ländern solle geprüft werden, inwieweit Restaurants, Hotels oder Kinos mit Nachweisen negativer Testergebnisse und Hygienekonzepten öffnen könnten, auch als eine Art 24-Stunden-Tagespass.

Stephan Pilsinger (CSU) betonte, Schnelltests seien gezielt etwa in Pflegeheimen, Kitas oder Schulen sinnvoll, aber nicht ins Blaue hinein. Angesichts der neuen, ansteckenderen Virus-Varianten seien auf absehbare Zeit keine kompletten Lockerungen möglich. "Jetzt auf ungezielte Massentests zu bauen, kann gefährlich sein." Selbsttests bräuchten verständliche Gebrauchshinweise, denn falsch angewendete Test brächten in der Regel ein negatives Ergebnis.

Der AfD-Abgeordnete Detlev Spangenberg sagte, ein Schnelltest könne einen PCR-Test nicht ersetzen. Häufige regelmäßige Selbsttests mit ungenauem Ergebnis führten im Falle falsch positiver Ergebnisse aber zu Verunsicherung.

Die ersten drei Selbsttests für zu Hause sind am Mittwoch zugelassen worden und sollen in Kürze in Apotheken oder auch in Supermärkten frei zu kaufen sein. Daneben gibt es Schnelltests, die aber geschultes Personal abnehmen muss.

+++ Maas: Impfstoff-Beschaffung hätte besser laufen können +++

Vor dem EU-Videogipfel hat Bundesaußenminister Heiko Maas eingeräumt, dass bei der Beschaffung von Corona-Impfstoffen durch die Europäische Union Fehler gemacht wurden. Trotzdem verteidigte er das gemeinsame Vorgehen am Donnerstag im Bundestag.

"Die Beschaffung der Impfstoffe hätte besser laufen können. So etwas einzugestehen, ist auch eine unumgängliche Voraussetzung, um aus Fehlern für die Zukunft zu lernen", sagte der SPD-Politiker. Die Alternative sei aber ein europäisches Wettrennen um knappe Impfstoffe gewesen, der wenige durchgeimpfte Länder mitten in einem krisengeschüttelten Kontinent zum Ergebnis gehabt hätte. "Es hätte die Europäische Union zerrissen, davon bin ich fest überzeugt», betonte Maas.

Bundeskanzlerin Angela Merkel und ihre EU-Kollegen beraten am Donnerstagnachmittag (ab 15.00 Uhr) über den gemeinsamen Kampf gegen die Pandemie. Dabei geht es insbesondere um die Beschleunigung der Corona-Impfungen und ein Abbremsen der gefürchteten Virusvarianten. Thema soll auch der Streit über verschärfte Grenzkontrollen Deutschlands und anderer Länder sein. Der EU-einheitliche Corona-Impfpass steht ebenfalls auf der Tagesordnung.

+++ Handel fordert rasche Öffnung der Geschäfte ab dem 8. März +++

Der Einzelhandel fordert eine rasche Öffnung der wegen der Corona-Krise geschlossenen Geschäfte ab dem 8. März. "Wir brauchen jetzt den Einstieg in den Ausstieg aus dem Lockdown", verlangte der Hauptgeschäftsführer des Handelsverbandes Deutschland (HDE), Stefan Genth, am Donnerstag in Berlin. Bund und Länder müssten auf der nächsten Ministerpräsidentenkonferenz am 3. März eine transparente, verbindliche und evidenzbasierte Öffnungsstrategie mit konkreten Maßnahmen beschließen.

Die Wiedereröffnung der Innenstädte dürfe nicht vom Erreichen einer Inzidenz von 35 Neuinfektionen pro 100 000 Einwohnern in 7 Tagen abhängig gemacht werden, verlangte Genth. "Es muss mehr geben als "Geschlossen" bis 35." Genth plädierte für eine «Wiedereröffnung in Stufen". Bei höheren Inzidenzen könnten strengere Vorgaben für Kundenzahl und Hygiene gelten, die dann bei sinkenden Infektionszahlen gelockert würden.

Die Lage im Handel sei dramatisch betonte Genth unter Berufung auf eine aktuelle Umfrage des Verbandes unter mehr als 2000 Händlern. Mindestens 50 000 Unternehmen seien akut in Insolvenzgefahr und jeder weitere Tag des Lockdown werde diese Zahl erhöhen. Rund 250 000 Jobs seien akut gefährdet.

Eine Ursache dafür liege in den nach wie vor oft zu bürokratischen und zu langsamen staatlichen Hilfen. Im Schnitt hätten die vom Lockdown betroffenen Händler im vergangenen Jahr lediglich 11 000 Euro an Unterstützung erhalten. "Der Handel stirbt häufig leise: Kleine Unternehmen verschwinden, große verkleinern ihr Filialnetz. Das findet jetzt schon statt", sagte Genth.

Inzwischen plant der HDE-Umfrage zufolge mehr als ein Viertel der Bekleidungshändler, gegen die Schließung des eigenen Geschäfts vor Gericht zu ziehen. Klagen wollen auch Deutschlands größte Buchhandelskette Thalia und der Textilhändler Ernsting's family, wie die Firmenchefs Michael Busch und Timm Homann in Berlin ankündigten. Busch betonte: "Es gibt keine Argument gegen die Öffnung des Handels." Er sei kein Infektionshotspot. Das beweise jeden Tag der Lebensmittelhandel. Homann sagte mit Blick auf den Lockdown: "Diese politische Irrfahrt muss jetzt enden."

+++ Steinmeier: Aussuchen eines Impfstoffes ein "ziemliches Luxusproblem" +++

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat die Bundesbürger aufgefordert, beim Impfen gegen das Coronavirus weniger wählerisch zu sein. "Alle von der Europäischen Union zugelassenen Impfstoffe sind wirksam, sind verträglich", sagte Steinmeier am Donnerstag in einer Online-Veranstaltung vor Mitarbeitern aus dem Gesundheitswesen in Bayern.

Das Aussuchen eines bestimmten Impfstoffs sei "ein ziemliches Luxusproblem», sagte der Bundespräsident. "Erst recht bei den Menschen aus den Ländern, die im ganzen Jahr nicht die Aussicht haben, eine Impfung zur Verfügung zu bekommen.» Er habe nur wenig Verständnis für die zuletzt wahrgenommene Zurückhaltung gegen bestimmte Impfstoffe, sagte Steinmeier. Das Gebot der Stunde laute: "Schneller impfen!" Er selbst und seine Frau würden sich auf alle Fälle impfen lassen.

Der Start der Impfkampagne in Deutschland sei nicht perfekt gewesen, räumte das Staatsoberhaupt ein. "Aber eine Tatsache sollten wir nicht vergessen: Die Impfungen werden die Wende bringen im Kampf gegen das Virus». Jede einzelne Impfung bedeute, schwere Krankheit abzuwenden und Menschenleben zu schützen. «Jede einzelne Impfung bringt uns dem Alltag, nach dem wir uns sehnen, näher", sagte Steinmeier.

+++ Chef der Impfkommission warnt vor Impfung nach Gutsherrenart +++

Der Chef der Ständigen Impfkommission in Deutschland, Thomas Mertens, hat vor einer Vergabe der Corona-Impfungen nach Gutsherrenart gewarnt. Seit Mittwoch können Grundschullehrkräfte und Kita-Erzieherinnen vorrangig geimpft werden. Dies weiche von der Impfreihenfolge ab, die die Impfkommission aufgrund wissenschaftlicher Kriterien empfohlen habe, sagte Mertens am Donnerstag dem rbb-Sender Radioeins. "Ich warne davor, eine Priorisierung nach diesen evidenzbasierten Kriterien ganz aufzugeben, weil dies (...) zu einem Chaos und einer Vergabe von Impfungen nach Gutsherrenart führen würde."

Für Menschen mit Vorerkrankungen sei es zum Teil schwer verständlich, wenn sie durch eine geänderte Priorisierung auf eine Impfung, auf die sie warten, nun noch länger warten müssten, sagte Mertens. Lehrkräfte und Erzieherinnen hätten kein höheres Risiko für eine schwere Covid-Erkrankung - außer wenn sie selbst unter einer Vorerkrankung litten. Dann könnten sie aber schon nach den bisherigen Plänen vorrangig geimpft werden. Bei Beibehaltung der bisher gültigen Impfreihenfolge könnten auch die meisten Todesfälle vermieden und insgesamt die meisten Lebensjahre in der Bevölkerung gewonnen werden, sagte Mertens.

Die Länder haben es selbst in der Hand, die Impfreihenfolge auf Basis der am Vortag geänderten Impfverordnung sowie den Empfehlungen der Impfkommission zu bestimmen. Beispielsweise in Baden-Württemberg können seit Wochenbeginn nun auch das pädagogische Personal in Schulen und Kitas, viele medizinisch Beschäftigte und Menschen mit einer geistigen Behinderung Termine in Impfzentren vereinbaren - nicht aber Patienten mit Krebs oder anderen schweren Vorerkrankungen.

Bereits bisher war vorgesehen, dass über 70-Jährige in Gruppe zwei geimpft werden - und Menschen mit Demenz oder geistiger Behinderung, nicht ruhendem Krebs, chronischen Lungen-, Leber- oder Nierenkrankheiten, schwerer Diabetes, Adipositas sowie Kontaktpersonen von Schwangeren und Pflegebedürftigen zuhause. Auch Polizisten, Angehörige bestimmter Gesundheitsberufe sowie Menschen, die in Obdachlosen- und Asylbewerberunterkünften untergebracht sind, zählen zur Gruppe zwei.

Mit der jüngsten Änderungen kamen nun auch die Grundschullehrkräfte sowie die Erzieherinnen und Erzieher dazu. Zwar liegen mit dem Vakzin von Astrazeneca hunderttausende Impfdosen bei den Ländern auf Halde, die nun eingesetzt werden können. Dennoch ist der Impfstoff weiterhin so knapp, dass nun weiter entschieden werden muss, wer auch innerhalb der Gruppe zwei zuerst geimpft wird.

Vor Gruppe zwei waren - und sind teils noch - die Hochbetagten über 80, Pflegebedürftige und Pflegekräfte in Heimen, Beschäftigte ambulanter Pflegedienste, auf Intensivstationen und Rettungssanitäter an der Reihe.

+++ Coronaschutz: Länger stehen bleiben in Düsseldorfs Altstadt verboten +++

Die Stadt Düsseldorf hat ein "Verweilverbot" für die berühmte Altstadt und das nahe Rheinufer an den Wochenenden bis zum 14. März verhängt. Man darf in dem Bereich fast den ganzen Tag nicht mehr länger stehen bleiben, sich hinsetzen oder auf eine Wiese legen. Hintergrund: Am vergangenen Wochenende hielten sich Zehntausende Menschen bei bestem Wetter in den Gassen der Altstadt und vor allem an der Rheinpromenade auf. Laut Stadt wurde der Mindestabstand immer wieder missachtet. Die neue Allgemeinverfügung trat am Donnerstag in Kraft. Sie gilt von freitags 15 Uhr bis 1 Uhr nachts sowie samstags und sonntags von morgens 10 Uhr bis nachts um 1 Uhr. Zudem gilt seit Donnerstag an der Rheinpromenade Maskenpflicht.

+++ Karl Lauterbach besorgt: "Die Disziplin sinkt deutlich" +++ 

Der SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach zeigt sich besorgt über die sinkende Disziplin der Deutschen beim Umsetzen der Corona-Maßnahmen. Bei Twitter schrieb der Pandemie-Experte: "Die Disziplin sinkt deutlich. Das gute Wetter trägt dazu bei, dass die Leute auch drinnen unvorsichtiger werden. Wenn ich aus meinem Bundestagsbüro jetzt aus dem Fenster schaue sind viele Büros schon wieder recht voll besetzt..."

Bei Markus Lanz im ZDF-Talk warnte der Epidemiologe am Mittwochabend vor Ungeduld und zu frühen Lockerungen: "Ich kann doch jetzt nicht, auf den letzten Metern, eine gigantische dritte Welle zulassen, weil ich die Nerven verliere. Wenn wir zu früh lockern, ist das rettende Ufer weit weg."

+++ Charité-Virologe Christian Drosten über dritte Welle +++

Der Chef der Virologie an der Berliner Charité Christian Drosten äußerte sich auf Twitter indirekt zur dritten Welle zu Wort. Der Virologe und Experte für Coronaviren teilte einen Tweet einer Nutzerin, die schrieb: "1. Die Impfung wirkt, die Inzidenz ü80 geht zurück. 2. KEINE andere Altersklasse hatte diese Woche einen Rückgang. Keine. Das ist erschreckend! 3. Die 3.Welle läuft in u80 an." Christian Drosten kommentierte dazu: "Sehr gut beobachtet. Vor allem Punkt 1 ist hervorzuheben."

+++ Länder wollen Impfkapazitäten bis April stark ausbauen +++

Mit der Ankunft von mehr Impfstoffen rechnen die Bundesländer bis Anfang April mit einem deutlichen Fortschritt bei den Impfungen gegen das Coronavirus. In mehreren Ländern könnten die Impfkapazitäten bis dahin verdoppelt werden, wie aus einer Umfrage der Deutschen Presse-Agentur hervorgeht. Bayern meldete beispielsweise eine Kapazität von zuletzt rund 46 000 Impfungen am Tag. Sie soll angesichts der angekündigten Liefermengen bis April auf rund 111 000 ausgebaut werden.

Erhebliche Zuwächse bis hin zur Verdopplung oder gar Vervielfachung der Kapazitäten sind nach Länderangaben auch in Bremen, Baden-Württemberg, Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern, Rheinland-Pfalz, Schleswig-Holstein, dem Saarland oder Thüringen möglich. Viele Bundesländer gaben fehlende Impfstoffmengen als Grund für die bisher niedrige Auslastung der Impfzentren an. Personal sei hingegen ausreichend vorhanden gewesen.

Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hatte zuletzt auf ein höheres Impftempo bei den Ländern gedrängt und betont, jetzt sei genug Impfstoff da. Bis Ende April kündigten die drei Hersteller Biontech, Moderna und Astra

+++ Mai Thi Nguyen-Kim würde sich sofort mit Astrazeneca impfen lassen +++

Die mehrfach ausgezeichnete TV-Moderatorin, Wissenschaftsjournalistin und promovierte Chemikerin Mai Thi Nguyen-Kim würde sich sofort mit Astrazeneca gegen das Coronavirus impfen lassen. «Wenn es heißt: Keine Impfung oder Astrazeneca, dann ist das überhaupt keine Frage. Ich würden nicht zögern», sagte die 33-Jährige, die auf YouTube und im Fernsehen einem Millionenpublikum wissenschaftliche Zusammenhänge erklärt, der Deutschen Presse-Agentur in Mainz. "Wir sind überhaupt nicht in irgendeiner Situation, gerade mit den Mutanten, uns da solche Luxusprobleme selbst zu machen." Andere Länder wünschten sich, sie hätten den Impfstoff, sagte die YouTuberin ("maiLab") und Trägerin des Bundesverdienstkreuzes. "Jetzt liegen da bei uns irgendwo Impfdosen rum. Das ist unglaublich."

"Habe ich je den Arzt gefragt, bevor ich meinen Arm für die Tetanus-Spritze frei gemacht habe, welcher Impfstoff das ist, von welchem Hersteller und zu wie viel Prozent er wirkt?", fragte Nguyen-Kim, die auch Autorin ist. "Mir fällt ein Stein vom Herzen, sobald meine Eltern geimpft sind, auch wegen unserer kleinen Tochter." Ihre Eltern seien auch unsicher gewesen. Sie habe ihnen geraten: «Ihr nehmt den Impfstoff, den ihr angeboten bekommt. Das ist eine Empfehlung der Ständigen Impfkommission (Stiko)."

Es sei gut, wenn Menschen das hinterfragten und sie verstehe auch die Verunsicherung. "Bei Astrazeneca wurde aber jeder kleiner Hinweis zur Schlagzeile", stellt die Journalistin des Jahres 2020 fest. "Und es ist schwierig, wenn man sich sonst auch nicht mit der Sicherheit von Impfstoffen beschäftigt und damit, was es heißt, wenn die Stiko einen Impfstoff empfiehlt", sagte Nguyen-Kim. "Es ist einfach eine sehr durchwachsene mediale Zeit." Die Journalistin und Autorin ("Komisch, alles chemisch!") wuchs an der Bergstraße auf und wohnt heute mit Mann und Kind im Rhein-Main-Gebiet. Am 1. März erscheint ihr neues Buch: "Die kleinste gemeinsame Wirklichkeit".

+++ Spahn weist Kritik wegen schleppender Zulassung von Tests zurück +++

Bundesgesundheitsminister Jens Spahn hat Kritik am Tempo der Zulassung von Corona-Selbsttests in Deutschland zurückgewiesen. Die Zuverlässigkeit solcher Tests müsse genau geprüft werden, sagte der CDU-Politiker am Mittwochabend im ZDF-«heute journal». Man dürfe sich dabei nicht allein auf die Angaben der Hersteller verlassen und Menschen «in falscher Sicherheit wiegen». «Zu viele falsche Ergebnisse können fatale Folgen haben», sagte Spahn. «Wenn man zum Beispiel nur 90 Prozent richtiges Ergebnis hätte, dann wären das bei einer Million Tests ziemlich viele falsch-negative.»

Die ersten drei Selbsttests sind seit Mittwoch vom Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte zugelassen. Sie sollen in Kürze in Apotheken oder auch in Drogeriemärkten frei zu kaufen sein. Für diese Tests müssen Proben mit einem Abstrich im vorderen Nasenbereich genommen werden. In anderen Ländern sind sie schon seit längerer Zeit auf dem Markt.

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/news.de/dpa

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