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Coronavirus-News am 18.02.2021: Thüringen verlängert Lockdown bis Mitte März

Über Wochen hinweg sank die Zahl der Coronavirus-Neuinfektionen in Deutschland - am 18.02 wurden jedoch wieder mehr als 10.000 Fälle binnen 24 Stunden registriert. Thüringen hat den Lockdown bereits bis Mitte März verlängert.

Die Zahl der in Deutschland registrierten Coronavirus-Neuinfektionen stagniert - deutliche Rückgänge sind auch am 18.02.2021 nicht zu erkennen. (Foto) Suche
Die Zahl der in Deutschland registrierten Coronavirus-Neuinfektionen stagniert - deutliche Rückgänge sind auch am 18.02.2021 nicht zu erkennen. Bild: picture alliance/dpa | Sebastian Gollnow

Die Gesundheitsämter in Deutschland haben dem Robert Koch-Institut (RKI) binnen eines Tages 10.207 Corona-Neuinfektionen gemeldet - kaum weniger als vor einer Woche. Zudem wurden innerhalb von 24 Stunden 534 weitere Todesfälle verzeichnet, wie aus Zahlen des RKI vom Donnerstag hervorgeht. Die Daten geben den Stand der RKI-Fallzahlen-Tabelle von 07.27 Uhr wieder, nachträgliche Änderungen oder Ergänzungen sind möglich.

Coronavirus-News aktuell am 18.02.2021: Mehr als 10.000 Neuinfektionen binnen 24 Stunden gemeldet

Am Donnerstag vergangener Woche hatte das RKI binnen eines Tages 10.237 Neuinfektionen und 666 neue Todesfälle verzeichnet. Der Höchststand von 1.244 neu gemeldeten Todesfällen war am 14. Januar erreicht worden. Bei den binnen 24 Stunden registrierten Neuinfektionen war mit 33.777 am 18. Dezember der höchste Wert erreicht worden, er enthielt jedoch 3.500 Nachmeldungen.

Kein deutlicher Rückgang bei Sieben-Tage-Inzidenz

Die Zahl der binnen sieben Tagen gemeldeten Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner (Sieben-Tage-Inzidenz) lag laut RKI am Mittwochmorgen bundesweit bei 57,1 - und damit geringfügig höher als am Vortag (57,0). Schon in den Tagen zuvor hatte es keinen deutlichen Rückgang der Inzidenz mehr gegeben.

Kein Rückgang bei Corona-Neuinfektionen! Sind die Virus-Mutationen schuld?

Droht der seit Wochen beobachtete Rückgang der Infektionszahlen zum Erliegen zu kommen? Eine Einschätzung wird erst in einigen Tagen möglich sein. Experten geben zu bedenken, dass wegen der Witterungsverhältnisse manche Menschen zuletzt später als sonst üblich einen Arzt oder eine Teststelle aufgesucht haben könnten und neue Infektionen darum verzögert erfasst wurden. Noch nicht absehbar ist die Entwicklung im Zuge der Ausbreitung der ansteckenderen Variante B.1.1.7.

Vor vier Wochen, am 21. Januar, hatte die Inzidenz noch bei 119,0 gelegen. Ihr bisheriger Höchststand war am 22. Dezember mit 197,6 erreicht worden. Das RKI zählte seit Beginn der Pandemie 2.293.908 nachgewiesene Infektionen mit Sars-CoV-2 in Deutschland (Stand: 18.02., 07.27 Uhr). Die tatsächliche Gesamtzahl dürfte deutlich höher liegen, da viele Infektionen nicht erkannt werden. Die Gesamtzahl der Menschen, die an oder unter Beteiligung einer nachgewiesenen Infektion mit Sars-CoV-2 gestorben sind, stieg auf 66.698.

Sieben-Tage-R-Wert stagniert: Wert liegt bundesweit bei 0,85

Der bundesweite Sieben-Tage-R-Wert lag laut RKI-Lagebericht vom Mittwochabend bei 0,85 (Vortag 0,84), auch hier gibt es derzeit Stagnation statt weiteren Rückgang. Der Wert bedeutet, dass 100 Infizierte rechnerisch 85 weitere Menschen anstecken. Der Wert bildet jeweils das Infektionsgeschehen vor 8 bis 16 Tagen ab. Liegt er für längere Zeit unter 1, flaut das Infektionsgeschehen ab.

Alle Coronavirus-News am 18.02.2021 im News-Ticker

+++ Thüringen verlängert Lockdown bis Mitte März +++

Die Menschen in Thüringen müssen sich auf noch wochenlang anhaltende Einschränkungen wegen der Corona-Pandemie einstellen. Eine neue Verordnung, die am Freitag in Kraft tritt, sieht eine Verlängerung des Lockdowns mit Kontaktbeschränkungen und Ladenschließungen bis 15. März vor. Nach Angaben des Gesundheitsministeriums sei es aber jederzeit möglich, die Geltungsdauer bei Bedarf auch zu verkürzen. Die Verordnung enthält auch Lockerungen.

Fahrschulen sollen der Verordnung nach wieder öffnen dürfen und auch Prüfungen durchführen können. Friseure können ab 1. März ihre Dienste wieder anbieten und Baumschulen, Gartenmärkte, Gärtnereien- und Floristikbetriebe können öffnen. Bei den Kontaktbeschränkungen gibt es Lockerungen für Familien. Mitglieder des eigenen Haushaltes und Menschen, für die ein Sorge- oder Umgangsrecht besteht, dürfen sich etwa treffen. Auch Lockerungen im Bildungssektor sind geplant. Ab Montag sollen Grundschulen und Kindergärten im eingeschränkten Regelbetrieb wieder öffnen. Die Klassen fünf und sechs sollen ab 1. März folgen.

+++ Astrazeneca: Nebenwirkungen bei Impfstoff wie erwartet +++

Der Pharmakonzern Astrazeneca hat keine Kenntnis über schwere Nebenwirkungen seines Impfstoffs. "Derzeit fallen die beschriebenen Reaktionen so aus, wie wir sie aufgrund der Informationen aus unseren klinischen Tests erwartet hatten", teilte ein Sprecher in Cambridge mit. Dazu zählten vorübergehende Schmerzen und Druckempfindlichkeit an der Injektionsstelle, leichte bis mittelschwere Kopfschmerzen, Müdigkeit, Schüttelfrost, Fieber, Unwohlsein und Muskelschmerzen. Nebenwirkungen träten meistens am Tag nach der Impfung auf und seltener nach der zweiten Dosis.

"Es wurden keine schwerwiegenden unerwünschten Ereignisse im Zusammenhang mit der Impfung mit dem Covid-19-Impfstoff von AstraZeneca bestätigt", betonte der Sprecher. Das Unternehmen beobachte die Situation genau. "Alle Chargen des Impfstoffs unterliegen strengen und gründlichen Qualitätsstandards und -kontrollen." Das Mittel sei in mehr als 50 Ländern auf vier Kontinenten zugelassen worden. In Deutschland hat die Ständige Impfkommission das Vakzin nur für unter 65-Jährige empfohlen. In den vergangenen Tagen hatten sich Beschwerden von Geimpften über starke Reaktionen, Krankschreibungen und geplatzte Impftermine gehäuft. Bis zum 12. Februar wurden dem für die Sicherheit von Impfstoffen zuständigen Paul-Ehrlich-Institut (PEI) 20 Verdachtsfälle von Nebenwirkungen oder Impfkomplikationen nach Verabreichung des Astrazeneca-Impfstoffs direkt gemeldet. Das Nutzen-Risiko-Profil bewertet das PEI nach eigener Aussage als positiv.

+++ Maas: Bundesländer wollen keine Schließung der Grenze zu Frankreich +++

Außenminister Heiko Maas (SPD) will für Frankreich verschärfte Einreiseregeln wie an den Grenzen zu Tschechien und Tirol vermeiden. "Während die Grenzländer zu Österreich und zu Tschechien die Bundesregierung aufgefordert haben, die Grenzen zu schließen und und zu kontrollieren, ist das bei den Bundesländern, die an der französischen Grenze liegen - Baden-Württemberg, das Saarland und Rheinland-Pfalz - komplett umgekehrt", sagte Maas am Donnerstag in Paris. "Dort ist man gegen diese Grenzschließungen."

Er hoffe nun, dass Deutschland aufgrund der Entwicklung in Frankreich und der Corona-Maßnahmen, die dort ergriffen worden seien, um entsprechende Maßnahmen an der Grenze zu Frankreich herumkommen werde, so Maas weiter. "Ich glaube, effektiv wird man solche Maßnahmen sowieso nur umsetzen, wenn die Bundesländer an der Grenze mitziehen." In den Bundesländern gebe es dazu aber keine Bereitschaft. Die Haltung der Länder sei für die Entscheidung in der Bundesregierung von ganz besonderer Bedeutung.

+++ Lindner: Schon kommende Woche Öffnungsperspektive vorstellen +++

FDP-Partei- und Fraktionschef Christian Lindner hat Bund und Länder aufgefordert, bereits in der kommenden Woche eine Öffnungsperspektive etwa für den Handel vorzustellen. Lindner verwies am Donnerstag auf ein "deutlich rückläufiges Infektionsgeschehen".

Er erklärte laut FDP nach Beratungen der Bundestagsfraktion mit Vertretern des Handels: "Der Handel braucht jetzt Liquidität und eine Öffnungsperspektive - und keine Durchhalteparolen. Um eine Insolvenzwelle noch abzuwenden, müssen jetzt Öffnungen regional differenziert und mit den anspruchsvollen Hygienekonzepten des Handels beginnen." Es brauche einen bundesweit einheitlichen und verlässlichen Fahrplan für einen geordneten Weg aus dem Lockdown.

Der Hauptgeschäftsführer des Handelsverbands Deutschland, Stefan Genth, erklärte laut FDP, der Einzelhandel brauche eine realistische und zeitnahe Ausstiegsperspektive aus dem Lockdown. "Mit den entsprechenden Hygienekonzepten sind Pandemiebekämpfung und geöffnete Geschäfte kein Widerspruch. Das zeigen die Erfahrungen vor dem Lockdown sowie die unauffälligen Erkrankungszahlen im geöffneten Lebensmittelhandel."

+++ Corona-Ausbruch in Leipziger Heim - fast jeder vierte Bewohner stirbt +++

Nach einem größeren Corona-Ausbruch in einem Leipziger Pflegeheim ist fast ein Viertel der Bewohner gestorben. Der Ausbruch begann wenige Tage, nachdem es erste Impfungen der Bewohner gegeben hatte, wie die Stadt am Donnerstag mitteilte. Es sei jedoch nicht nachvollziehbar, ob sich die Menschen vor oder nach dem Impftermin angesteckt haben. Für Corona-Impfungen sind zwei Termine nötig, damit sie ihren vollständigen Schutz entfalten. Zuvor hatte die "Leipziger Volkszeitung" darüber berichtet.

Der Ausbruch habe am 18. Januar begonnen, am 14. begannen die Erstimpfungen. 70 Menschen lebten laut Stadt in dem Pflegeheim. 46 Bewohner und 21 Beschäftigte steckten sich an. 16 Bewohner starben. Das Heim sei unter Quarantäne gestellt worden, die am 10. Februar wieder aufgehoben wurde. Aktuell seien alle Bewohner negativ getestet.

+++ Bayerische Landräte und OBs fordern Kurskorrekturen in Corona-Politik +++

Vor einer Schalte mit Kanzlerin Angela Merkel (CDU) und Ministerpräsident Markus Söder (CSU) fordern mehrere bayerische Landräte und Oberbürgermeister Kurskorrekturen in der Anti-Corona-Politik: unter anderem klarere Öffnungsperspektiven und eine Orientierung nicht mehr nur an Sieben-Tage-Inzidenzwerten. Vor allem Kommunen mit konstant niedrigen Corona-Infektionszahlen wollen raschere Lockdown-Lockerungen insbesondere für den Einzelhandel. Die Videoschalte mit der Kanzlerin ist für diesen Freitag angesetzt.

Niemand wolle das Erreichte allzu leichtfertig aufs Spiel setzen, gerade mit Blick auf die Ausbreitung der Virusmutationen, sagte etwa der Kemptener Oberbürgermeister Thomas Kiechle (CSU) der Deutschen Presse-Agentur. Kempten habe aber seit Tagen eine Inzidenz von etwa 20. Wenn sich dieser Trend verstetige und auch im Umland sichtbar sei, werde man langsame Öffnungen einfordern. "Unter klaren Hygienekonzepten müssen kulturelle Veranstaltungen, Kinovorführungen, Zugang zum Einzelhandel und auch zur Gastronomie bei definierter Zugangsbeschränkung wieder möglich sein", erklärte Kiechle.

Der Unterallgäuer Landrat Alex Eder (Freie Wähler) forderte einen "zügigen, kontrollierten Ausstieg" aus dem Lockdown. Er verlangte zudem, die Sieben-Tage-Inzidenz als "alleiniger Auslöser" von grundrechtseinschränkenden Maßnahmen müsse überdacht werden. Ausschlaggebend müsse daneben auch die gesundheitliche Lage sein, also die Schwere der Erkrankungen und die Situation in den Kliniken.

Auch der Schweinfurter Oberbürgermeister Sebastian Remelé (CSU) sagte: "Aus meiner Sicht ist es nicht sinnvoll, sich ausschließlich an Zahlenwerten, also festgelegten Inzidenzwerten zu orientieren. Wichtig wäre meiner Meinung nach, die Lage vor Ort, insbesondere aber die Leistungsfähigkeit des Gesundheitswesens zu betrachten und danach die Situation einzuordnen und entsprechende Maßnahmen zu treffen."

Der Bayreuther Landrat Florian Wiedemann (Freie Wähler) erklärte: "Selbstverständlich braucht es auch weiter Vorsicht und Umsicht. Wichtig ist aber auch, dass wir unseren Bürgerinnen und Bürgern Zuversicht geben, indem Öffnungsstrategien aufgezeigt werden."

+++ Ärzte rufen Pfleger zum Impfen auf - 107.000 Astrazeneca-Impfungen durchgeführt +++

Die großen Organisationen der Ärzteschaft haben die Pflegerinnen und Pfleger eindringlich aufgerufen, sich impfen zu lassen. "Wer nicht geimpft ist, hat ein deutlich höheres Risiko, an Covid-19 zu erkranken." Alle zugelassenen Impfstoffe, auch der von Astrazeneca, "helfen, schwere Krankheitsverläufe und Krankenhausaufenthalte zu vermeiden". Zunächst niedrige Zahlen bei den Astrazeneca-Impfungen waren am Donnerstag teilweise auch darauf zurückgeführt worden, dass Impfberechtigte Zweifel an der Wirksamkeit hätten. Binnen eines Tages stiegen die Zahlen am Donnerstag deutlich an.

Inzwischen wurden laut Robert Koch-Institut (RKI) knapp 107.000 Astrazeneca-Dosen in Deutschland verimpft. Am Vortag waren von fast 740.000 an die Länder gelieferten Dosen knapp 90.000 verimpft worden.

Den Impfstoff erhalten sollen zunächst vor allem Pflegekräfte in Heimen und Personal in Intensivstationen, Notaufnahmen sowie Rettungsdiensten. Sie gehören zur ersten von drei vorrangig zu impfenden Gruppen. Ungefähr zum Ende des ersten Quartals soll diese Gruppe geimpft sein. Auch Pflegeheimbewohner und die Über-80-Jährigen insgesamt zählen dazu.

Die Ärzteverbände betonen: "Wir unterstützen diese Strategie, weil dadurch die hohe Anzahl schwerer Krankheitsverläufe und Sterbefälle schneller gesenkt werden kann und gleichzeitig medizinischem und pflegerischem Personal auf Intensivstationen, in Notaufnahmen und Rettungsdiensten frühzeitig eine Impfung gegen SARS-CoV-2 ermöglicht werden kann." Für jeden Covid-19-Impfstoff, für den eine Zulassung erteilt werde, müssten Qualität, Wirksamkeit und Unbedenklichkeit in klinischen Prüfungen nachgewiesen und ein günstiges Nutzen/Risiko-Profil bescheinigt werden.

Dass die Impfzahlen je nach Bundesland unterschiedlich sind, hängt laut Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) auch damit zusammen, dass nicht alle am ersten Tag der Lieferung mit Impfungen begonnen haben - etwa wegen nötiger organisatorischer Vorbereitungen.

Der Astrazeneca-Impfstoff hat mit mindestens 70 Prozent eine geringere Wirksamkeit als die Mittel von Biontech/Pfizer und Moderna - bezogen darauf, wie viele Geimpfte in Studien im Vergleich zu Nicht-Geimpften erkranken.

+++ Tausende Impftermine in Sachsen frei +++

In Sachsen sind mehr als 2500 Impftermine in dieser Woche noch frei. Probleme bereiten die Impfungen mit dem Produkt von Astrazeneca, das für über 65-Jährige nicht geeignet ist und daher für medizinisches und Pflegepersonal vorgesehen ist, wie Kai Kranich vom Deutschen Roten-Kreuz Sachsen am Donnerstag sagte. "Wir vermuten, dass diese Zielgruppe noch nicht ausreichend darüber informiert ist, dass es für sie freie Termine gibt." Es sei eine Herausforderung, diejenigen zu finden, die jetzt an der Reihe seien und noch kein Angebot erhalten hätten. Zuvor hatte die "Sächsische Zeitung" berichtet.

Das DRK Sachsen schließt nicht aus, dass es außerdem eine Verunsicherung wegen der geringeren Wirksamkeit des Impfstoffes von Astrazeneca gibt. Das Astrazeneca-Präparat hat eine geringere Wirksamkeit als die Mittel von Biontech/Pfizer und Moderna - bezogen darauf, wie viele Geimpfte in Studien im Vergleich zu Nicht-Geimpften erkranken. In 50 von 1.000 Fällen in Sachsen wurde dieser Impfstoff abgelehnt, wie Kranich erklärte. Immunologen halten den Astrazeneca-Impfstoff für nicht weniger geeignet als die anderen.

+++ Lauterbach lässt sich kommende Woche mit Astrazeneca impfen +++

Der SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach arbeitet Ende kommender Woche als Impfarzt in einem Leverkusener Impfzentrum und bekommt dabei den Impfstoff von Astrazeneca verabreicht. "Ich werde mich dort, wie alle Mitglieder des Impfzentrums, natürlich mit Astrazeneca impfen lassen", sagte der Mediziner und Bundestagsabgeordnete dem "Tagesspiegel" (Freitag)." Wir wollen ein klares Bekenntnis zu Astrazeneca abgeben, das ist ein sicherer und guter Impfstoff."

Lauterbach sprach sich trotz der verbreiteten Skepsis im Zusammenhang mit dem Astrazeneca-Impfstoff dagegen aus, die Impfreihenfolge zu ändern oder nicht sofort verwendete Dosen nur Freiwilligen zu spritzen. "Das würde bedeuten, dass die größten Risikogruppen, also auch Ärzte und Pfleger unter 65 Jahren, länger gefährdet sind."

Die Empfehlung der Ständigen Impfkommission, diesen Impfstoff nur für unter 65-Jährige einzusetzen, "hat offenkundig dem Impfstoff geschadet, viele sehen ihn unberechtigterweise als Impfstoff zweiter Klasse", kritisierte Lauterbach.

Um angesichts der Coronavirus-Mutationen und einer möglichen dritten Welle mit den Impfungen schneller voranzukommen und die älteren Bürger schneller zu schützen, machte Lauterbach einen ungewöhnlichen Vorschlag: "Ab dem 14. Tag nach der ersten Dosis von Biontech/Pfizer und Moderna liegt der Schutz bei rund 92 Prozent. Dass der Schutz in den Wochen danach absinkt, ist extrem unwahrscheinlich. Daher könnte man überlegen, die zweite Dosis erst nach sechs oder zwölf Wochen zu setzen." Dies würde dann viel mehr Menschen der größten Risikogruppen schützen und könnte Tausende Leben in Deutschland retten.

Das Vektor-basierte Astrazeneca-Mittel ist in der EU ein wichtiger Baustein in der Impfstrategie, da es vergleichsweise günstig ist und weniger hohe Anforderungen an Transport und Lagerung stellt als die mRNA-Impfstoffe von Biontech/Pfizer und Moderna. Für den Weg hin zu Impfungen in Arztpraxen ist das entscheidend. Es geht um Millionen Dosen, die bald in Deutschland verabreicht werden sollen - etwa an jüngere Menschen mit relevanter Vorerkrankung und für bestimmte Berufsgruppen mit erhöhtem Ansteckungsrisiko.

+++ Kretschmann regt sich auf: Höre immer nur öffnen, öffnen, öffnen +++

Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) hat dünnhäutig auf Forderungen aus der Wirtschaft nach Öffnungsperspektiven reagiert. "Ich hör natürlich immer öffnen, öffnen, öffnen", sagte er bei einer Diskussion mit dem baden-württembergischen Landesverband des Wirtschaftsrats der CDU am Donnerstag. "Ich hör immer nur öffnen. Ich möchte mal einen erleben, der mal sagt, jetzt machen Sie mal ein bisschen was schärfer. Das hör ich nie!" Er müsse spiegeln, was eine Öffnung für Konsequenzen für die Pandemie habe. "Wir schließen die Geschäfte nicht, weil wir jetzt autoritäre Gelüste haben." Eine dritte Welle, die noch schlimmer sei als die zweite, könne nicht im Interesse der Wirtschaft sein. "Dann machen wir einen richtigen Lockdown - den gab es bisher ja gar nicht."

+++ Polizei beendet Geburtstagsparty mit 32 Gästen in Zwickau +++

Die Polizei hat in Zwickau eine Geburtstagsparty mit 32 Gästen beendet. Die Beamten seien am Mittwochabend wegen Lärms zu einem Haus gerufen worden, teilte die Polizei am Donnerstag mit. Dort trafen sie auf 16 Erwachsene und 18 Kinder, die einen Geburtstag feierten. Sie stammten aus neun verschiedenen Haushalten. Gegen alle volljährigen Feiernden sei eine Anzeige wegen Verstoßes gegen die Corona-Schutzverordnung gestellt worden. Der Lärm habe außerdem noch für den 22 Jahre alten Gastgeber Konsequenzen.

+++ Polizei beendet Feier mit elf Erwachsenen und sieben Kindern +++

Die Polizei hat in Gelsenkirchen in einer Wohnung eine Party mit elf Erwachsenen und sieben Kindern gestoppt. Um 22.05 Uhr hatten Nachbarn sich am Mittwoch über Lärm beschwert. "Schon beim Eintreffen nahmen die Beamten die laute Musik aus einer der Wohnungen wahr", so die Polizei am Donnerstag. Insgesamt habe man dann 18 Personen angetroffen - und das mitten in der Pandemie. "Die Polizeibeamten erteilten allen nicht dort wohnhaften Gästen einen Platzverweis und schrieben Anzeigen wegen des Verstoßes gegen die Coronaschutzverordnung."

+++ Biontech-Impfstoff neutralisiert südafrikanische Virusvariante +++

Der Biontech-Impfstoff schützt einer aktuellen Untersuchung zufolge wahrscheinlich auch vor der südafrikanischen Virusvariante - allerdings ist die Zahl der dagegen gebildeten Antikörper wohl geringer. Das berichten Wissenschaftler im "The New England Journal of Medicine". Sie hatten im Labor überprüft, inwieweit sich mit dem Blutserum geimpfter Personen Viren mit verschiedenen Mutationen neutralisieren lassen. Bei der südafrikanischen Variante war die Zahl der neutralisierenden Antikörper geringer, die Neutralisierungsrate des Impfstoffs um etwa zwei Drittel reduziert.

Es sei noch unklar, welchen Effekt dies genau für die Wirkung der Impfung gegen die südafrikanische Virusvariante habe, schreiben die Wissenschaftler von der University of Texas Medical Branch. Für die Schutzwirkung eines Impfstoffes ist nicht allein die Menge der gebildeten Antikörper wichtig, das Immunsystem zeigt nach einer Impfung weitere schützende Reaktionen, etwa die Bildung von T-Zellen.

"Bisher gibt es keinerlei klinischen Daten, die darauf hinweisen, dass die südafrikanische Virusmutante nicht von dem Impfstoff-induzierten Schutz gegen Covid-19 abgedeckt wird", heißt es in einer Mitteilung von Biontech und Pfizer zu den Studienergebnissen. Man beobachte aber die Entwicklung und bereite sich darauf vor, einen angepassten Impfstoff oder einen Booster-Impfstoff zu entwickeln, sollte eine Variante auftauchen, vor der der Impfstoff nicht ausreichend schützt.

Die südafrikanische Variante des Coronavirus gilt als ansteckender, auch in Deutschland ist sie bereits nachgewiesen worden.

+++ Patientenschützer: Weiter Corona-Impfungen in Pflegeheimen nötig +++

Corona-Impfungen in Pflegeheimen müssen aus Sicht von Patientenschützern auch nach der ersten Runde weitergehen. "Mit den jetzt zwei aufsuchenden Impfterminen ist es noch lange nicht getan", sagte der Vorstand der Deutschen Stiftung Patientenschutz, Eugen Brysch, der Deutschen Presse-Agentur. Auch ohne das Virus versterbe etwa ein Drittel der Heimbewohner im ersten halben Jahr nach Einzug. Es zögen also kontinuierlich neue Pflegebedürftige ein, die oft noch kein Impfangebot erhalten hätten. In diesem Jahr brauche es daher einmal im Monat Einsätze mobiler Teams in den 12.000 Einrichtungen.

Wegen besonderer Risiken für schwere Corona-Verläufe gehören Bewohner in Pflegeheimen zur ersten Gruppe, die sich derzeit mit der höchsten Priorität impfen lassen kann. Laut Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) sind mittlerweile mehr als 700.000 Heimbewohner einmal geimpft sowie 460.000 zum zweiten Mal. Auch in diesen Einrichtungen wollten sich etwa 80, 90 Prozent impfen lassen und nicht 100 Prozent. Daher dürften in diesen Tagen alle, die wollen, auch ein Impfangebot bekommen haben, hatte Spahn am Mittwoch gesagt.

Über die medizinische und pflegerische Versorgung in der Corona-Krise will sich am Donnerstag (11.00 Uhr) auch Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier informieren - in einer Videoschalte mit Mitarbeitern verschiedener Bereiche aus Sachsen.

+++ Kretschmer bleibt dabei: Kein Osterurlaub in diesem Jahr +++

Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer bleibt bei seiner Aussage, dass Urlaubsreisen zu Ostern in diesem Jahr unterbleiben sollten. "Das Virus hat sich nicht verändert. Im Gegenteil: Wir sehen diese Mutation, die wesentlich ansteckender ist. Wir müssen aufpassen, dass wir das, was wir bitter und teuer, auch psychisch schwierig erreicht haben, nicht leichtfertig aufs Spiel setzen", sagte der CDU-Politiker am Mittwoch in der ARD-Sendung "Maischberger. Die Woche".

Mit Blick auf Ostern stelle sich die Frage, ob das ganze Land in Bewegung sei und sich alles durchmische oder nicht. "Das wird eine große Auswirkung für den Rest des Jahres haben", warnte Kretschmer.

"Wir haben jetzt die Chance, es auszutreten oder wir werden die nächsten Monate verharren. Das ist auch die Frage, die wir uns Ostern stellen müssen", so der Ministerpräsident. Es tue ihm leid, wenn er Menschen Hoffnungen genommen habe. Er wolle das Gegenteil, sagte Kretschmer. "Dieser Weg wird länger sein. Aber wir werden ihn erfolgreich gestalten können", machte er deutlich.

Kretschmer fügte hinzu: "Dann haben wir die Chance, den Juni, den Juli, den August und dann den September mit großer Freude zu erleben und danach sind wir alle hoffentlich geimpft. Dann ist diese Pandemie sowieso viel kleiner, viel ungefährlicher als jetzt."

Kretschmer verteidigte zugleich die Öffnung von Schulen und Kitas in seinem Bundesland. "Wir haben das ganz bewusst entschieden, weil für uns die psychische Gesundheit von Kindern, Jugendlichen und Familien und der Bildungsaspekt eine so große Bedeutung hat", betonte der CDU-Politiker. Er fügte hinzu: "Und wenn man diese Priorität so setzt, dann gehen andere Dinge nicht."

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/news.de/dpa

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