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Coronavirus-Lockdown-News: Deutschland zweifelt! Macht Merkels Dauer-Shutdown überhaupt Sinn?

Noch bis zum 7. März verharrt Deutschland im Lockdown. Ob es danach endlich Lockerungen geben wird, das bleibt abzuwarten. Doch macht Merkels Lockdown-Verlängerung mit Blick auf die Corona-Mutationen überhaupt Sinn? Ein Virologe klärt auf!

Angela Merkel hält wegen der Corona-Mutationen an ihren harten Lockdown-Plänen fest. (Foto) Suche
Angela Merkel hält wegen der Corona-Mutationen an ihren harten Lockdown-Plänen fest. Bild: dpa

Die einen haben weiter Furcht vor den Virus-Varianten - die anderen sehnen sich nach einer Rückkehr zu einem normalen Leben ohne Einschränkungen oder Schul- und Kita-Schließungen. So richtig zufrieden sind mit den Beschlüssen zum Lockdown nur wenige. So hatte Kanzlerin Angela Merkel am Mittwochabend im Anschluss an den Corona-Gipfel eine vorläufige Verlängerung der Corona-Maßnahmen bis zum 7. März verkündet. Für die Deutschen bedeutet das: mindestens drei weitere Wochen Lockdown.

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Coronavirus-News: Wegen Mutationen! Angela Merkel hält an Lockdown fest

Kanzlerin Merkel begründete ihre harte Entscheidung vor allem mit Blick auf die Corona-Mutationen. "Noch ist nicht alles auserforscht, aber wir tun gut daran, an den Annahmen vieler Expertinnen und Experten aus dem In- und Ausland nicht zu zweifeln, wenn sie uns erklären, alle drei Mutationen sind deutlich aggressiver, also ansteckender, übertragen sich leichter als das Ursprungsvirus", sagte sie am Donnerstag. Zeitgleich warnte Merkel auch davor, dass die Zeitspanne zwischen jetzt und Mitte März "existenziell" sei, da die Mutationen in dieser Zeit über das bisherige Virus "die Oberhand gewinnen könnten". Doch stimmt Merkels Rechnung überhaupt? Sind diese drei Wochen wirklich entscheidend, um die Mutationen zu stoppen? "Bild" hat die Lockdown-Begründung der Kanzlerin einmal genauer unter die Lupe genommen und einen Virologen mit den jüngsten Aussagen der Kanzlerin konfrontiert.

Kanzlerin verlängert Shutdown! DAS sagen Experten zu Merkels Lockdown-Begründung

"Ich kann nur sagen: Leider hat die Kanzlerin recht", stellt Virologe Prof. Dr. Bernhard Fleckenstein im Gespräch mit "Bild" klar. Aktuell gehe man davon aus, "dass die sogenannten Nelly-Mutationen zwischen fünf und zehn Prozent in Deutschland vorhanden sind", so der Experte. "Und das ist in der Tat eine kritische Phase." Auch Fleckenstein geht daher davon aus, dass sich die Zahlen aufgrund der größeren Ansteckungsrate in den nächsten Monaten verdoppeln könnten. So käme man im schlimmsten Fall bereits nach drei bis vier Monaten auf 80 Prozent.

Virologe Prof. Dr. Bernhard Fleckenstein stützt Merkels Aussagen über neue Virus-Varianten

"Damit wären die Varianten in einem Vierteljahr dominant und hätten wirklich die Oberhand gewonnen", sagt Virologe Prof. Dr. Bernhard Fleckenstein. Wie auch Kanzlerin Merkel hält er die nächsten vier Wochen für "gravierend und entscheidend". Seiner Meinung nach wurde die Kanzlerin richtig beraten, den Lockdown zu verlängern. Er weist jedoch auch darauf hin, dass sich die ansteckenderen Varianten dadurch nicht komplett stoppen lassen. "Dennoch gilt es, sie so gut es geht einzudämmen", sagt der Virologe.

Sind Lockerungen trotz Ausbreitung der Mutationen denkbar?

Auch auf die Frage danach, wie es mit dem Lockdown weitergehen könnte, sollte die Ausbreitung der Mutationen am 7. März weiterhin bei fünf bis zehn Prozent oder sogar darüber liegen, hat der Virologe eine Antwort. Wie Dr. Bernhard Fleckenstein erläutert, könne man dennoch Lockerungen in Betracht ziehen. So spielen im Infektionsgeschehen auch andere Werte und Faktoren eine Rolle, wie wir in den vergangenen Monaten gelernt haben. So sei beispielsweise auch der R-Wert entscheidend, sagt der Virologe. "Bleibt der bei 0,7 oder darunter, könnten wir vielleicht trotz gelockerter Maßnahmen mit den bestehenden Mutationen zurechtkommen."

Inzidenzwert entscheidet über mögliche Lockdown-Lockerungen

Ebenfalls wichtig bei der Entscheidung über mögliche Lockerungen ist der Inzidenzwert. Der von Angela Merkel angepeilte Wert liegt mittlerweile bei 35. Er gilt als neuer Corona-Richtwert, der darüber entscheidet, ob Beschränkungen schrittweise gelockert werden. Die gute Nachricht ist: Der Gießener Virologe Friedemann Weber hält es für möglich, diesen Wert bereits Anfang März zu erreichen. "Ich kann mir vorstellen, dass man bis dahin auf den Zielwert von 35 kommt – wenn sich alle weiter an die verordneten Maßnahmen halten", sagte er am Donnerstag der Deutschen Presse-Agentur.

Sieben-Tage-Inzidenz fällt bundesweit auf 64 laut RKI

Am Freitag lag die Zahl der in sieben Tagen gemeldeten Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner (Sieben-Tage-Inzidenz) laut RKI bundesweit bei 64. Trotz rückläufiger Zahlen warnt Prof. Dr. Bernhard Fleckenstein im Gespräch mit "Bild" vor den Corona-Mutationen: "Denn wir befinden uns in einem Wettlauf mit dem Virus, das uns immer wieder überraschen kann. Wir können daher nur hoffen, schnell mit den Impfungen voranzukommen. Das ist der einzige Lichtblick am Ende des Tunnels."

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/sig/news.de/dpa

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