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Coronavirus-News aktuell: Ansteckender und tödlicher? DAS ist bislang über die Mutationen bekannt

Sie haben kryptische Bezeichnungen und dürften die Eindämmung der Pandemie erschweren: Corona-Mutationen bereiten der Politik derzeit trotz sinkender Fallzahlen Sorgen. Was ist bislang bekannt?

Wie gefährlich sind die Corona-Mutationen? (Foto) Suche
Wie gefährlich sind die Corona-Mutationen? Bild: AdobeStock / Jürgen Fälchle

Lange wurde in Deutschland kaum danach gesucht. Doch seit einigen Wochen registrieren Labore immer häufiger Varianten des Corona-Erregers. Zwar steckt Deutschland noch mitten im Lockdown, doch die Neuinfektionen sinken. Der Ruf nach Lockerungen wird lauter. Doch die Angst vor den Mutationen versetzt die Politik in Schockstarre. Dabei ist noch völlig unklar, wie gefährlich, tödlich und ansteckend die neuen Corona-Varianten sind.

Coronavirus-Mutationen verbreiten sich in Deutschland! Wie gefährlich sind sie?

Bei RNA-Viren verändert sich das Erbgut ständig. "In einem Tröpfchen Spucke eines akut Infizierten findet man vermutlich Tausende Virus-Mutanten, die sich an einer oder mehreren Stellen im Genom voneinander unterscheiden", sagt der Virologe Ralf Bartenschlager vom Uniklinikum Heidelberg. "Sie entstehen jede Sekunde, in jedem Patienten." Längst nicht alle Mutationen sind Grund zur Beunruhigung.

Die allermeisten haben keinen Effekt oder sind von Nachteil für das Virus. Einige helfen aber auch. So ist das ursprüngliche Coronavirus, das in Wuhan auftrat, bereits Anfang 2020 von einer Variante verdrängt worden, wie Bartenschlager sagt. In einer Art Wettlauf unter Varianten setzen sich jene durch, die dem Virus einen Vorteil verschaffen: Das kann eine beschleunigte Verbreitung sein oder die Fähigkeit, Antikörpern des Wirts zu entgehen. Was wissen wir bislang über die Mutationen?

35 Prozent ansteckender! DAS ist über die britische Corona-Variante B.1.1.7 bekannt

Über die britische Variante B.1.1.7 hieß es zunächst, sie steigere die Übertragbarkeit um 50 bis 70 Prozent im Vergleich zu früheren Formen. Mittlerweile sei anhand einer robusteren Datenbasis davon auszugehen, dass der Wert eher bei circa 22 bis 35 Prozent liege, sagte der Berliner Virologe Christian Drosten kürzlich. Auch dieser Prozentsatz dürfte eine erheblich erschwerte Eindämmung der Pandemie bedeuten. Ob die Variante tatsächlich mit einer erhöhten Sterblichkeit einhergeht, wie jüngst vom britischen Premierminister Boris Johnson verkündet, gilt aber noch als fraglich.

Schützen die Impfstoffe vor Corona-Mutationen?

Das Robert Koch-Institut (RKI) schreibt im Internet über die Variante: "Hinweise auf eine verringerte Wirksamkeit der Impfstoffe gibt es bislang nicht." Bartenschlager versichert: "Wer eine Corona-Infektion durchgemacht hat oder geimpft ist, hat nach aktueller Datenlage eine Immunantwort, die in der Lage ist, die britische Variante zu kontrollieren und zu neutralisieren." Auch gegen die anderen Mutationen sollen die mRNA-Impfstoffe wirken. "Die mRNA-Impfstoffe, wie die von Biontech und Moderna, wirken gegen die neuen Varianten", sagt Dr. Martin Stürmer, Virologe aus Frankfurt, gegenüber der "Bild". "Im Moment sieht es nicht danach aus, dass die Wirkung der Impfstoffe beeinträchtigt wird. Wenn genug Mutationen im Virus auftreten, könnte es zu einer Abschwächung kommen, ich sehe das im Moment aber nicht", zitiert die "Bild" Prof. Peter Kremsner von der Uni Tübingen.

DAS ist über die südafrikanische Corona-Mutation B.1.351 bekannt

Die Corona-Variante B.1.351 wurde im Dezember entdeckt. Vermutet wird, dass sie entstand, weil ein hoher Anteil der Bevölkerung schon eine Corona-Infektion durchgemacht hatte. Drosten erklärte im NDR-Podcast einmal die Infektionslage in südafrikanischen Townships, wo Menschen in Armut eng zusammenleben und ein hoher Anteil von ihnen bereits Antikörper aufweist: "Das ist langsam eine Herdenimmunität. Das ist etwas, wo das Virus gegen Antikörper kämpfen muss, wenn es wieder neue Leute infizieren will, wenn es eine Zweitinfektion setzen will, beispielsweise. Gegen diesen Immundruck würde sich so ein Virus möglicherweise mit so einer Mutation verteidigen." Fachleute sprechen von Escape-Mutation (Fluchtmutation).

"Erste Daten weisen in die Richtung, dass Genesene Antikörper haben, die nicht mehr gegen die Südafrika-Variante funktionieren", fasst Bartenschlager zusammen. "Antikörper sind nicht alles, es gibt auch noch eine zelluläre Immunität." Dem Präsidenten der Deutschen Gesellschaft für Virologie zufolge könnte diese Immunantwort eine zweite Infektion abschwächen, so dass diese milder verläuft. Bisher sehe es so aus, dass die Immunantwort nach einer Impfung besser ausfalle als nach einer natürlichen Infektion. "Selbst eine Escape-Variante würde in diesem Fall nach der Impfung von der Immunantwort noch halbwegs kontrolliert."

Das bedeutet, dass die neuen Waffen wohl nicht auf einen Schlag stumpf werden. Und man kann nachschärfen: Der Hersteller Moderna hat angekündigt, einen Auffrischungsimpfstoff gegen B.1.351 zu entwickeln. Auch Pfizer und Biontech halten Anpassungen für möglich, sollte es in Zukunft nötig werden.

DAS ist über die brasilianische Corona-MutationB.1.1.28P.1 bekannt

B.1.1.28P.1 - entdeckt in Japan, aus Brasilien kommend: Über diese Variante existieren relativ wenige Daten. Sie ähnelt laut RKI der südafrikanischen. Dass sie besser übertragbar ist, werde "als denkbar erachtet". Der Intensivmediziner Uwe Janssens sprach in Interviews von großen Sorgen wegen der Variante, weil sich Genesene offenbar erneut ansteckten.

Brasilien gehört zu den am stärksten von der Pandemie betroffenen Ländern. Für die Metropole Manaus ergab eine Studie, dass sich mehr als 70 Prozent der Bevölkerung bis Oktober 2020 infiziert hatten. Seit Mitte Dezember wird dort wieder eine steigende Zahl von Fällen und Krankenhausaufnahmen beobachtet, das Gesundheitssystem ist kollabiert.

Bislang zeigen die Daten jedoch noch nicht, wie viel ansteckender die Corona-Varianten wirklich sind. Auch ist unklar, ob sie schwerere Krankheitsverläufe auslösen und somit tödlicher sein könnten. Eines steht jedoch fest: Auch hier können die AHA-Regeln vor einer Infektion schützen.

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/fka/news.de/dpa

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