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Angela Merkel: Gesundheitsminister Spahn entmachtet? Kanzlerin nimmt Impfbeschaffung selbst in die Hand

Die Impfungen gegen das Coronavirus laufen in Europa schleppend an. Nun nimmt Kanzlerin Angela Merkel das Heft des Handelns selbst in die Hand und erklärt die Beschaffung von Impfstoffen kurzerhand zur Chefsache. Macht sie Gesundheitsminister Spahn damit obsolet?

Wurde Gesundheitsminister Jens Spahn beim Thema Impfstoff-Beschaffung etwa von Kanzlerin Angela Merkel wirklich entmachtet? (Foto) Suche
Wurde Gesundheitsminister Jens Spahn beim Thema Impfstoff-Beschaffung etwa von Kanzlerin Angela Merkel wirklich entmachtet? Bild: picture alliance/dpa/Reuters/Pool | Hannibal Hanschke

Die Euphorie war groß, als Ende 2020 bekannt wurde, dass mit der Kooperation von Biontech und Pfizer bereits ein erster hochwirksamer mRNA-Impfstoff gegen das neuartige Coronavirus entwickelt wurde. Obwohl seitdem weitere Impfstoffkandidaten, darunter von Moderna und von Astrazeneca, Hoffnung auf ein baldiges Ende der Pandemie machen, ist die Impfeuphorie in Deutschland wieder verpufft. Grund dafür ist der schleppende Impfbeginn, der vor allem auf die Lieferschwierigkeiten der Impfstoffentwickler zurückzuführen ist. Damit es mit den Impfungen in Deutschland und dem Rest der EU endlich vorangeht, soll Bundeskanzlerin Angela Merkel nun das Impfheft des Handelns selbst in die Hand genommen haben. Wurde Jens Spahn etwa entmachtet?

Angela Merkel beruft Arbeitsgruppe zur Impfbeschaffung ein

Wie die "Bild"-Zeitung berichtet, möchte die Bundesregierung unter Führung von Kanzlerin Merkel bereits am Mittwoch einen Krisen-Gipfel zur Impfbeschaffung einberufen. Darin soll nach Lösungen für den Impfstoffmangel gesucht werden, zum Beispiel indem die der Impfstoff-Produktion hochgefahren wird.

Die neue Arbeitsgruppe, die am Montag ins Leben gerufen wurde, besteht aus bekannten Gesichtern: Neben Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) sitzen auch Wirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) sowie Vizekanzler und Finanzminister Olaf Scholz (SPD) mit im Gremium. Auch Kanzleramtschef Helge Braun (CDU), der als gelernter Arzt zum Thema Corona viel Know-how mitbringt, ist Teil der Arbeitsgruppe.

Keine Entmachtung von Gesundheitsminister Spahn durch Merkel

Von einer "Entmachtung" von Gesundheitsminister Jens Spahn durch Kanzlerin Merkel, die die "Bild"-Zeitung zur Rede brachte, kann also keine Rede sein. Die zusätzliche Unterstützung Spahns durch Braun, Scholz und Altmaier stärken dem Gesundheitsminister schließlich zusätzlich den Rücken.

Laut Spahn sei eine Hochfahrung der Biontech-Impfstoffproduktion durch die Schaffung eines neuen Werks in Marburg in Arbeit, das bereits innerhalb weniger Wochen in Betrieb genommen werden kann.

Zudem soll der Impfstoff des US-Pharmakonzerns Moderna am 6. Januar voraussichtlich in der EU zugelassen. Laut "Bild"-Zeitung besteht ein Vertrag über 20 Millionen Impfdosen des neuen Moderna-Impfstoffs.

Corona-Impfungen: Deutschland weltweit auf Platz sechs

Übrigens: Verglichen mit dem Rest der Welt macht Deutschland gar keine so schlechte Figur, was die Impfung seiner Bevölkerung angeht. Nur fünf bzw. sieben Länder weltweit stehen in Sachen Impfung besser da, darunter Bahrain, England und die USA. In den meisten Ländern läuft die Impfung schleppender an als bei uns, in den Niederlanden ist beispielsweise bislang noch niemand geimpft worden. Auch in Italien geht es nur langsam voran. Das berichtete der Nachrichtensender "Welt" am Dienstagmittag.

Putin und Merkel diskutieren über gemeinsame Impfstoff-Produktion

Wie die Deutsche Presseagentur am Mittwoch berichtet, sollen Kremlchef Wladimir Putin und Bundeskanzlerin Angela Merkel über eine engere Zusammenarbeit in der Corona-Pandemie gesprochen haben. Bei dem Telefonat beider Politiker sei es um mögliche Perspektiven für die gemeinsame Herstellung von Impfstoffen gegangen, teilte der Kreml am Dienstag in Moskau mit. Die Gesundheitsministerien beider Länder und Spezialisten sollten die Gespräche dazu fortsetzen. Details wurden zunächst nicht genannt.

Russland hatte Mitte August den Impfstoff "Sputnik V" für eine breite Anwendung in der Bevölkerung freigegeben. Mittlerweile wurde ein zweiter Impfstoff registriert. Die Impfungen in Russland laufen seit Anfang Dezember.

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/bos/news.de/dpa/

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