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Coronavirus-News aktuell am 16. Dezember: Triage-Äußerungen im Klinikum in Zittau, Spahn verteidigt Vorgehen bei Impfungen

Deutschland geht am heutigen Mittwoch in den harten Lockdown - gleichzeitig hat die Zahl der Covid-19-Todesfälle einen traurigen Rekord gebrochen. Indes zeichnen sich weitreichende Beschränkungen bis Ostern 2021 ab.

Zum Beginn des harten Lockdowns in Deutschland sind die Zahlen der Coronavirus-Neuinfektionen und Todesfälle aufgrund von Covid-19 erneut in die Höhe geschnellt. (Foto) Suche
Zum Beginn des harten Lockdowns in Deutschland sind die Zahlen der Coronavirus-Neuinfektionen und Todesfälle aufgrund von Covid-19 erneut in die Höhe geschnellt. Bild: picture alliance/dpa | Paul Zinken

Die Zahl der verzeichneten Todesfälle in Zusammenhang mit dem Coronavirus ist sprunghaft gestiegen und hat einen neuen Höchststand erreicht. Binnen eines Tages übermittelten die deutschen Gesundheitsämter dem Robert Koch-Institut (RKI) 952 neue Todesfälle, wie aus den RKI-Zahlen vom Mittwochmorgen hervorgeht. Außerdem sind 27.728 Neuinfektionen verzeichnet worden.

Coronavirus-News am 16.12.2020: Knapp 27.800 Neuinfektionen, 952 Tote wegen Covid-19

Allerdings waren in den Daten von Dienstag keine Zahlen aus Sachsen enthalten gewesen, weswegen in den neuen Zahlen auch Nachmeldungen enthalten sein könnten, wie es hieß. Vergangenen Mittwoch (9.12.) waren 20.815 Neuinfektionen und 590 Todesfälle gemeldet worden. Die bisherigen Höchstwerte von 29.875 gemeldeten Fällen und 598 Toten waren am Freitag erreicht worden.

Drastischer Anstieg der Corona-Tode in Deutschland: Bislang mehr als 23.400 Tote wegen Covid-19

In der Tendenz war die Zahl der täglichen Todesfälle zuletzt nach oben gegangen, was nach dem steilen Anstieg bei den Neuinfektionen auch erwartet wurde. Am Dienstag lag die Zahl der neu gemeldeten Todesfälle bei 500 und somit auch ohne die fehlenden sächsischen Daten beim bis dahin dritthöchsten Wert seit Beginn der Pandemie. Die Gesamtzahl der Menschen, die an oder unter Beteiligung einer nachgewiesenen Infektion mit Sars-CoV-2 gestorben sind, stieg bis Mittwoch auf 23.427.

Traurige Rekorde: 7-Tage-Inzidenz liegt aktuell bei 179,8

Die zur Lagebeurteilung entscheidende 7-Tage-Inzidenz - die gemeldeten Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner innerhalb von sieben Tagen - erreichte mit 179,8 ebenfalls einen neuen Höchststand. Am Dienstag lag dieser Wert bei 173,7. Die fehlenden Daten aus Sachsen beeinflussten den Wert nur geringfügig, hieß es vom RKI.

Das RKIzählt seit Beginn der Pandemie 1.379.238 nachgewiesene Infektionen mit Sars-CoV-2 inDeutschland (Stand: 16.12., 00.00 Uhr). Nach Schätzungen sind rund 1.025.000 Menschen inzwischen genesen.

Der bundesweite Sieben-Tage-R-Wert lag laut RKI-Lagebericht vom Montag bei 1,06 (Vortag: 1,12). Das heißt, dass 100 Infizierte rechnerisch 106 weitere Menschen anstecken. Am Dienstagabend gab das RKI den Wert mit 0,98 an, er sei aber aufgrund von noch ausstehenden Datenermittlungen nur eingeschränkt verwertbar. Der Wert bildet jeweils das Infektionsgeschehen vor 8 bis 16 Tagen ab. Erst wenn er für längere Zeit unter 1 liegt, flaut dieses ab.

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+++Spahn verteidigt Vorgehen bei Corona-Impfungen ++

Bundesgesundheitsminister Jens Spahn hat das geplante Vorgehen bei Corona-Impfungen in Deutschland gegen Kritik verteidigt. "Impfen ist der Weg raus aus dieser Pandemie. Und wir sind auf diesem Weg gut vorbereitet", sagte der CDU-Politiker am Mittwoch im Bundestag. Es gebe sehr bewusst keine Impfstoff-Notzulassung, sondern eine ordentliches, gründliches Prüfungsverfahren und europäische Solidarität. Für anfangs nötige vorrangige Impfungen gefährdeter Gruppen habe der Bundestag auch eine gesetzliche Grundlage gelegt.

"Für die weitere Ausgestaltung gibt es ein transparentes Verfahren", erläuterte Spahn mit Blick auf eine vorgesehene Empfehlung der Ständigen Impfkommission. Auf dieser Basis plane er dann noch eine Verordnung, die Impfprioritäten festschreibe. Es gebe doch "einen großen Konsens", besonders verwundbare Bevölkerungsgruppen wie etwa über 80-Jährige zuerst zu impfen.

Redner der Opposition forderten teils eine stärkere Einbeziehung des Bundestags über ein weiteres Impfgesetz. FDP-Fraktionsvize Stephan Thomae sagte, wer wann geimpft werde, könne eine Frage auf Leben und Tod sein. Die Impfstrategie sei daher eine Grundrechtsfrage, über die das Parlament entscheiden müsse. Gesine Lötzsch (Linke) kritisierte, dass die Regierung den Bundestag vor vollendete Tatsachen stelle. Impfen sei Vertrauenssache, und Vertrauen schaffe man nur mit Transparenz und demokratischer Willensbildung.

+++ Kretschmer: "Wortmeldung aus Zittau ist ein Hilferuf" +++

Nach dem Wirbel um die Triage-Äußerungen eines Mediziners aus Zittau hat Ministerpräsident Michael Kretschmer auf die "geltenden ethischen und medizinrechtlichen Standards" verwiesen. Danach werde in Zittau und überall in Sachsen gearbeitet, sagte der CDU-Politiker am Mittwoch in Dresden. Es gebe keine Covid-19-Regeln die davon abweichen würden. Der medizinischen Behandlung liege immer eine individuelle Abwägung zugrunde.

Der Ärztliche Direktor des Oberlausitzer Bergland-Klinikums, Mathias Mengel, hatte Berichten zufolge am Dienstagabend in einem Online-Forum von Triage gesprochen und damit für Wirbel gesorgt. Triage bedeutet, dass Mediziner aufgrund von knappen Ressourcen entscheiden müssen, wem sie zuerst helfen.

"Die Wortmeldung aus Zittau ist ein Hilferuf", sagte Kretschmer. Der Arbeitsalltag in deutschen Krankenhäusern sei "extrem angespannt". Schutzmaßnahmen machten die Arbeit schwieriger, es gebe Personalausfall wegen Erkrankungen oder Quarantäne.

"Ich bin Bundesministerin Annegret Kramp-Karrenbauer für ihre Zusage dankbar, dass die Bundeswehr auch über den Jahreswechsel hinaus weiter im Krankenhaus helfen wird", so Kretschmer. Am Mittwoch hatte er im Landtag erklärt, dass derzeit in Sachsen zur Bekämpfung der Corona-Pandemie rund 700 Soldaten der Bundeswehr im Einsatz seien. Zudem sollen in den nächsten Wochen verstärkt niedergelassene Ärzte für die Versorgung eingebunden werden.

+++ Mehr als 24 Millionen Corona-Warn-App-Nutzer +++

Ein halbes Jahr nach Bereitstellung der Corona-Warn-App hat die Bundesregierung die Menschen in Deutschland aufgerufen, die App zu laden und Testergebnisse zu hinterlegen. Mehr als 24 Millionen mal sei die App inzwischen heruntergeladen worden, sagte Regierungssprecher Steffen Seibert am Mittwoch in Berlin. Die vergangenen Tage seien noch einmal viele hinzugekommen. "Jeder, der hinzukommt, hilft", sagte Seibert. 171 von 180 Testlabore seien an die Warn-App angeschlossen. Über 5,6 Millionen Testergebnisse seien übermittelt worden, über 130.000 User hätten positive Ergebnisse über die App geteilt - dies seien allerdings erst 54 Prozent der entsprechend Getesteten.

+++ Menschen mit Corona-Impfung können Nebenwirkungen online melden +++

Zum Start der Corona-Impfung voraussichtlich in der kommenden Woche sollen geimpfte Menschen mögliche Nebenwirkungen auch per App melden können. Ein Sprecher von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) bekräftigte am Mittwoch in Berlin, "dass wir absolut transparent umgehen werden mit Meldungen über Nebenwirkungen". Sie müssten dazu bekannt gemacht werden. Die vom Paul-Ehrlich-Institut (PEI) programmierte App werde zum Start der Impfung in App-Stores heruntergeladen werden können. Eine andere Möglichkeit, Nebenwirkungen zu melden, sei die bestehende Website https://nebenwirkungen.bund.de. Terminvereinbarungen zum Impfen sind über die neue App nicht möglich, eine Verbindung zur Corona-Warnapp bestehe auch nicht.

Laut PEI und Robert Koch-Institut gibt es bei den neuen Impfungen nur die etwa auch bei Grippe-Impfungen möglichen kurzfristigen Nebenwirkungen: vorübergehende Kopfschmerzen, Müdigkeit, Schmerzen an der Injektionsstelle, leichtes Fieber, Muskelschmerzen. Langzeiterfahrungen gibt es zwar nicht, aber auf spätere schwerere Nebenwirkungen deutet laut PEI auch nach intensiven Überlegungen und auf Basis von Studien nichts hin.

+++ Merkel: Auch Versand von FFP2-Masken an Risikogruppen geplant +++

Die vom Bund organisierten FFP2-Masken für Menschen aus Corona-Risikogruppen sollen nach Angaben von Kanzlerin Angela Merkel (CDU) im neuen Jahr auch zugeschickt werden - um Schlangen beim Abholen in Apotheken zu vermeiden. Auf eine Frage der FDP, ob ein Versand angesichts der hohen Corona-Infektionszahlen nicht besser gewesen wäre, sagte Merkel am Mittwoch im Bundestag: "Das wird in einem zweiten Schritt auch geschehen."

Die am Dienstag gestartete Abgabe von zunächst drei kostenlosen Masken in Apotheken habe - mit Ausnahmen - im Großen und Ganzen gut geklappt. "Wir standen vor der Frage, vor Weihnachten nichts zu tun oder dies zu tun", erläuterte Merkel. Der vorgesehene Rest der Masken solle im Januar dann auch anderweitig verteilt werden. FFP2-Masken filtern Partikel besonders wirksam aus der ein- oder ausgeatmeten Atemluft, sie bieten aber auch keinen 100-prozentigen Schutz. Den Bund kostet die Aktion rund 2,5 Milliarden Euro.

+++ Wirbel um Triage-Äußerungen - Klinikum Zittau in kritischer Lage +++

Nach den Triage-Äußerungen eines Mediziners aus Zittau hat das Klinikum Oberlausitzer Bergland bestätigt, dass die Corona-Lage dort kritisch ist. Die Intensivmedizin im Klinikum Oberlausitzer Bergland stoße "an die Grenzen des Leistbaren", teilte der Träger, das Gesundheitszentrum des Landkreises Görlitz, am Mittwoch mit. Die Kapazität der beiden eigens eingerichteten Corona-Infektionsstationen von insgesamt 100 Betten in den beiden Standorten des Klinikums könne nicht ausgeschöpft werden, weil Personal fehle.

Allerdings betonte die Einrichtung, dass alle Patienten, die in die beiden Krankenhäuser kommen, "die bestmögliche Therapie" erhielten. Sollten die Corona-Stationen keine Patienten mehr aufnehmen können, würden die Erkrankten in die umliegenden Krankenhäuser geflogen. Sollte das auch nicht mehr möglich sein, verschärfe sich die ohnehin angespannte Situation deutlich.

Der Ärztliche Direktor des Oberlausitzer Bergland-Klinikums, Mathias Mengel, hatte Berichten zufolge am Dienstagabend in einem Online-Forum von Triage gesprochen. Triage bedeutet, dass Mediziner aufgrund von knappen Ressourcen entscheiden müssen, wem sie zuerst helfen. Dem Nachrichtenportal t-online erklärte Mengel: "Wir waren in den vergangenen Tagen schon mehrere Male in der Situation, dass wir entscheiden mussten, wer Sauerstoff bekommt und wer nicht."

Es werde versucht, die Patienten, für die es keine Versorgung gibt, in eine andere Klinik zu verlege. "Aber wir sind im Epizentrum, manche Häuser nehmen gar nicht mehr auf." Die Entscheidung könne auch bedeuten, dass es für einen nicht verlegungsfähigen Patienten dann keine entsprechende Hilfe mehr gebe.

Zu diesen Aussagen äußerte sich das Klinikum nur indirekt. Triage sei ein Begriff aus der Notfallmedizin, der ein Verfahren zur Einschätzung des Schweregrades von Erkrankungen und Verletzung beschreiben, hieß es. Die deutlichen Sätze des Mediziners dementierte die Klinik nicht.

+++ Merkel hält Nachsteuerungen bei Corona-Impfstrategie für möglich +++

Bei den geplanten Corona-Impfungen in Deutschland sind nach Angaben von Kanzlerin Angela Merkel (CDU) Nachsteuerungen etwa je nach Zulauf der verschiedenen Impfstoffe möglich. Das Vorgehen hänge auch davon ab, was die Zulassungsbehörden zur Eignung der Impfstoffe für welche Gruppe feststellten, sagte Merkel am Mittwoch im Bundestag. "Deshalb kann man eine Impfstrategie auch nicht einfach einmal als Gesetz festlegen." Vielmehr müsse immer wieder geschaut werden. Beispielsweise für Kinder lägen auch noch keine Daten vor.

Die Bundesregierung setzt auf eine europäische Zulassung des ersten Impfstoffes kurz vor Weihnachten, noch vor dem Jahreswechsel könnten Impfungen starten. Merkel erläuterte, dass bei sechs Herstellern Impfstoffe gebucht wurden. Bei Impfungen werde es zunächst eine Priorisierung besonders gefährdeter Gruppen geben. Wenn alle Stoffe in ausreichender Menge da seien, werde es sicherlich auch möglich sein zu sagen, dass man einen bestimmten haben möchte. Es gehe aber auch darum, welcher Stoff für welche Gruppe am besten geeignet sei.

Merkel erläuterte, Ziel sei eine "Herdenimmunität", wofür laut Experten 65 bis 70 Prozent der Bevölkerung geimpft werden müssten - eines Tages auch weltweit. Falls mehr als 40, 50 oder 60 Prozent der Menschen sich nicht impfen lassen wollten, "dann werden wir noch sehr lange eine Maske tragen müssen". Dann sei die Herdenimmunität nicht zu erreichen. Die Kanzlerin bekräftigte erneut: "Wir wollen keine Impfpflicht einführen."

+++ Umfrage: Drei Viertel der Deutschen finden harten Lockdown richtig +++

Fast drei Viertel der Deutschen finden den seit Mittwoch geltenden harten Lockdown zur Eindämmung der Corona-Pandemie richtig. In einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov im Auftrag der Deutschen Presse-Agentur unterstützten 73 Prozent die weitgehende Schließung von Geschäften, Schulen und Kitas. Nur 20 Prozent lehnen die Maßnahmen ab, sieben Prozent machten keine Angaben.

Selbst von den Wählern der AfD, die Corona-Beschränkungen besonders kritisch sieht, ist eine knappe Mehrheit von 51 Prozent für den harten Lockdown, nur 43 Prozent sind dagegen. Am größten ist die Unterstützung für die drastischen Maßnahmen unter den Wählern der Grünen (90 Prozent) von den Anhängern der CDU/CSU (86 Prozent), der SPD (85 Prozent), der Linken (72 Prozent) und der FDP (71 Prozent).

+++ 61 Mitarbeiter im Amazon-Verteilerzentrum in Bayreuth mit Corona infiziert +++

Wie "BR24" am Mittwoch berichtet, wurden 61 Mitarbeiter im Amazon-Verteilerzentrum in Bayreuth positiv auf Covid-19 getestet. Dies sei Rund ein Viertel der Belegschaft, heißt es. Das Unternehmen und das Landratsamt Bayreuth haben die Zahlen mittlerweile bestätigt.

+++Kretschmer: Sachsen sind trotz Corona-Regeln zu viel unterwegs +++

Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) hat weitere Maßnahmen zur Bekämpfung der Corona-Pandemie nicht ausgeschlossen. Im Landtag berief er sich am Mittwoch auf jüngste Auswertungen des Robert-Koch-Instituts (RKI) und der Humboldt-Universität, wonach Thüringen und Sachsen deutschlandweit die sogenannte Binnenmobilität anführten. Wenn viele Menschen unterwegs seien, sei das "pures Gift" für die Bekämpfung der Pandemie. Kretschmer kündigte an, die Situation in den nächsten Tagen weiterhin auszuwerten und möglicherweise über weitere Maßnahmen zu entscheiden. Sonst drohe eine "extreme Notlage".

Die Corona-Lage in Sachsen spitzt sich unterdessen deutlich zu. Das Robert Koch-Institut (RKI) meldete am Mittwoch 5.603 neue Infektionen im Vergleich zum Vortag. Dazu kommen 153 neue Todesfälle. Die Zahl der Neuerkrankungen je 100.000 Einwohner binnen einer Woche - die sogenannte Sieben-Tages-Inzidenz - kletterte damit auf 407,1. Das ist nach wie vor mit Abstand der höchste Wert aller Bundesländer.

+++ Bundesregierung einigt sich bei Sonderurlaub für Eltern +++

Die Bundesregierung soll sich darauf geeinigt haben, wie der Corona-Sonderurlaub für Eltern umgesetzt werden soll. Das Kabinett hat bei einer Sitzung an diesem Mittwoch eine entsprechende Formuliergshilfe beschlossen. Laut Kabinettsbeschluss, der dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND/Mittwoch) vorliegt, soll Paragraph 56 Absatz 1a des Infektionsschutzgesetz um einen Halbsatz ergänzt werden. Eltern sollen künftig auch dann einen Anspruch auf Entschädigung bei Lohneinbußen wegen Kinderbetreuung haben, wenn in Schulen die Präsenzpflicht ausgesetzt wird. Bislang bestand der Entschädigungsanspruch nur bei einer behördlichen angeordneten Schließung der Schule. 67 Prozent des Verdienstausfalls werden erstattet, höchstens 2016 Euro im Monat.

+++ Sächsische Klinik prüft Berichte zu Triage bei Corona-Patienten +++

Das Oberlausitzer Bergland-Klinikum im sächsischen Zittau prüft Berichte zu einer möglichen Triage bei Corona-Patienten. Triage kann grob gesagt bedeuten, dass Mediziner bei knappen Ressourcen entscheiden müssen, wem sie zuerst helfen. Derzeit könne noch nichts zu den Aussagen gesagt werden, die der Ärztliche Direktor der Klinik in einem Online-Bürgerforum am Dienstagabend gemacht haben soll, sagte eine Sprecherin des Gesundheitszentrums des Landkreises Görlitz, zu dem das Krankenhaus gehört, der Deutschen Presse-Agentur.

Ein Reporter des Deutschlandfunks hatte getwittert, dass der Ärztliche Direktor Mathias Mengel in dem Forum gesagt habe, im Klinikum Zittau haben schon mehrfach triagiert werden müssen, weil nicht genug Beatmungsbetten zur Verfügung stünden. Dem Nachrichtenportal t-online erklärte der Mediziner: "Wir waren in den vergangenen Tagen schon mehrere Male in der Situation, dass wir entscheiden mussten, wer Sauerstoff bekommt und wer nicht."

Es werde versucht, die Patienten, für die es keine Versorgung gibt, in eine andere Klinik zu verlegen, sagte Mengel demnach. "Aber wir sind im Epizentrum, manche Häuser nehmen gar nicht mehr auf." Die Entscheidung könne auch bedeuten, dass es für einen nicht verlegungsfähigen Patienten dann keine entsprechende Hilfe mehr gebe.

Der Landkreis Görlitz, in dem die Klinik liegt, gehört zu den absoluten Corona-Hotspots in Deutschland. Nach Angaben des sächsischen Sozialministerium lag die Sieben-Tages-Inzidenz dort am Dienstag bei über 500.

+++ Bovenschulte mahnt mehr Corona-Impfdosen für Deutschland an +++

Bremens Regierungschef Andreas Bovenschulte hat davor gewarnt, dass nach einer Zulassung des Corona-Impfstoffes zu wenige Dosen in Deutschland zur Verfügung stehen könnten. "Nach neuesten Meldungen soll es für Deutschland nur etwa drei bis vier Millionen Dosen bis Ende Januar geben", sagte der SPD-Politiker am Mittwoch in seiner mittlerweile fünften Regierungserklärung in der Bremer Bürgerschaft zur Corona-Pandemie seit dem Frühjahr.

Auf das Bundesland Bremen heruntergerechnet bedeute dies 30.000 bis 40.000 Impfdosen und damit Impfstoff für 15.000 bis 20.000 Menschen. "Da hatte ich mir viel mehr erhofft. Das darf eindeutig nicht das letzte Wort des Bundesgesundheitsministers sein. Wir brauchen eine wesentlich bessere Versorgung", unterstrich Bovenschulte. Es dürfe nicht passieren, dass Europa, Deutschland und damit Bremen und Bremerhaven nur sehr zögerlich die notwendigen Impfdosen bekämen, die an anderer Stelle der Welt schon verwendet würden.

+++ Lage in Sachsen immer schlimmer - 7-Tage-Inzidenz aktuell über 400 +++

Die Corona-Lage in Sachsen spitzt sich weiter zu. Am Mittwochmorgen lag die 7-Tage-Inzidenz im Bundesland Sachsen laut RKI-Zahlen mit 407,1 am höchsten. Im Vergleich zum Vortag (328,7) ist sie deutlich gestiegen. 15 Kreise überschreiten laut Lagebericht des RKI vom Montag eine Inzidenz von 405,4 Fällen pro 100.000 Einwohner. Davon liegen drei über 600, fünf weitere über 500. Drei Landkreise weisen eine Inzidenz von über 600 auf. Im sächsischen Landkreis Bautzen beträgt sie 631,2. Im bayerischen Landkreis Regen bei 617,5. Im Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge liegt die Inzidenz bei 600,2.

Dahinter folgen vor allem viele ostdeutsche Landkreise, darunter der Landkreis Zwickau, hier liegt die Inzidenz bei 596,8, der Erzgebirgskreis mit einem Wert von aktuell 549,9 und der Landkreis Oberspreewald-Lausitz mit einem Wert von 539,4. Die Inzidenz von 500 überschreiten zudem die Landkreise Görlitz (532,6) und Meißen (509,3). Die Landkreise Speyer (484,6), Altenburger Land (467,6), Mittelsachsen (456,8), Hildburghausen (438,3), Hof (421,2), Nordsachsen (410,1) und Sonneberg (405,4) überschreiten die 400er-Inzidenz.

+++ Corona: Von der Leyen für europaweiten Impf-Start am selben Tag +++

EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen hat einen gemeinsamen Start der Impfungen gegen das Corona-Virus in der gesamten Europäischen Union vorgeschlagen. "Lasst uns so bald wie möglich gemeinsam mit dem Impfen anfangen, zusammen, als 27, mit einem Start am selben Tag", sagte von der Leyen am Mittwoch im Europaparlament. "Lasst uns zusammen und geeint mit der Ausrottung dieses furchtbaren Virus beginnen."

Die Europäische Arzneimittelbehörde EMA hatte am Dienstag bekannt gegeben, dass sie am 21. Dezember ihr Gutachten zum Impfstoff der Firmen Biontech und Pfizer abgeben will - acht Tage früher als zuvor geplant. Von der Leyen ließ keinen Zweifel, dass sie mit einem positiven Bescheid rechnet. «Endlich wird binnen einer Woche der erste Impfstoff zugelassen werden, damit Impfungen sofort beginnen können», sagte sie. Weitere Vakzine kämen nächstes Jahr hinzu.

Die EU-Kommission habe das weltweit breiteste Sortiment an künftigen Impfstoffen zusammengestellt und insgesamt mehr als genug Vakzine für alle Europäer eingekauft, fügte sie hinzu.

+++ Hans: Gesundheitssystem erstmals kurz vor Überlastung +++

Zum ersten Mal in der Corona-Pandemie steht das Gesundheitssystem laut Saarlands Ministerpräsidenten Tobias Hans (CDU) "ernsthaft kurz vor der Überlastung". Krankenhäuser hätten "die Grenzen ihrer Belastbarkeit" erreicht, beim Pflegepersonal gebe es bereits "erhebliche Engpässe", sagte er am Mittwoch in einer Regierungserklärung im Landtag in Saarbrücken. "Wenn wir verhindern wollen, dass zu viele Menschen sterben, wenn wir verhindern wollen, dass unsere Ärztinnen und Ärzte, unsere Pflegekräfte vor der Entscheidung stehen, wen sie noch behandeln können, dann müssen wir jetzt handeln."

Der seit Mittwoch geltende coronabedingte Shutdown sei daher unumgänglich gewesen. "Wir müssen jetzt auf die Bremse treten", unterstrich Hans. Ziel sei eine Sieben-Tagen-Inzidenz von 50 und weniger: "Erst dann haben wir die Pandemie unter Kontrolle." Und erst dann könnten Einschränkungen wieder gelockert werden.

+++ Corona-Krise - Spahn erwartet Normalisierung im Sommer +++

Angesichts des bald erwarteten Impfstarts gegen das Coronavirus in Deutschland rechnet Gesundheitsminister Jens Spahn mit einer Normalisierung der Lage in einigen Monaten. "Ab dem Sommer können wir Zug um Zug in die Normalität zurückkehren", sagte der CDU-Politiker dem Sender RTL/ntv am Mittwoch. Dann gebe es genug Impfstoff für alle, die sich impfen lassen wollen. "So lange werden wir weiterhin aufeinander aufpassen und damit auch intensivste und schwerste Verläufe reduzieren müssen", betonte Spahn.

Auch Hygienemaßnahmen seien bis dahin weiter nötig. "Wir werden bis weit ins nächste Jahr hinein weiterhin auch diese Regeln brauchen." Spahn zufolge müssten sich 55 bis 65 Prozent der Bevölkerung impfen lassen, um die Ausbreitung des Virus zum Erliegen zu bringen. Lokale Ausbrüche seien zwar, wie bei anderen Viren auch, noch möglich, aber nicht mehr eine solche Infektionsdynamik. Er bezeichnete die Impfung als ein "Gebot der Vernunft".

+++ Montgomery hält Corona-Auflagen mindestens bis Ostern für nötig +++

Der Vorsitzende des Weltärztebundes, Frank Ulrich Montgomery, rechnet im Kampf gegen das Coronavirus mit harten Einschränkungen bis ins Frühjahr. "Auch wenn die Impfungen jetzt früher beginnen als erwartet, wird der Effekt nur allmählich zu einer Verbesserung der Lage beitragen. Wir werden mindestens noch bis Ostern mit verschiedenen Lockdown-Maßnahmen leben müssen", sagte Montgomery den Zeitungen der Funke Mediengruppe (Mittwoch).

Modellrechnungen zeigten, dass der harte Lockdown die Zahl der Neuinfektionen frühestens ab Ende Januar bundesweit unter den Wert von 50 Fällen pro 100.000 Einwohner in sieben Tagen drücken werde. Diesen Wert hat Kanzlerin Angela Merkel (CDU) als Zielmarke genannt. Die Bürger müssten sich daher auf eine Fortsetzung der strengen Regeln einstellen, die seit diesem Mittwoch gelten und vorerst auf dreieinhalb Wochen befristet sind: "Es wird eine Verlängerung des Lockdowns über den 10. Januar hinaus geben", sagte Montgomery.

Merkel hatte am Dienstag in einer Sitzung der Unionsfraktion erklärt, Januar und Februar würden nochmals richtig harte pandemische Monate werden. "Da dürfen wir uns keine Illusionen machen", wurde sie von Teilnehmern zitiert. Auch Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) sagte angesichts der hohen Infektionszahlen eine "lange Bremsspur" voraus. Der Präsident des Robert Koch-Instituts (RKI), Lothar Wieler, sagte: "Die Lage ist so ernst wie sie noch nie war in dieser Pandemie."

Montgomery warnte eindringlich vor überstürzten Lockerungen, falls sich die Infektionslage im neuen Jahr wieder entspanne. "Die Politik muss das Land nach dem harten Lockdown langsam wieder auftauen. Geht dieser Prozess zu schnell, ist die Gefahr groß, dass das Land kurz darauf in eine noch größere Pandemiewelle gerät." Mit jeder neuen Welle verbreite sich das Virus weiter in der Bevölkerung und müsse dann mit immer härteren Maßnahmen bekämpft werden. "Wir müssen einen Jojo-Effekt bei den Lockdown-Phasen vermeiden."

+++ Riechtest gegen Coronavirus für Ciesek "keine schlechte Idee" +++

Ein Geruchstest zum Nachweis einer Coronavirus-Infektion könnte nach Einschätzung der Frankfurter Virologin Sandra Ciesek ein weiterer Baustein zur Eindämmung der Pandemie sein. "Die Idee an sich finde ich gar nicht schlecht", sagte die Direktorin des Instituts für Medizinische Virologie am Universitätsklinikum Frankfurt am Dienstag im NDR-Podcast "Coronavirus-Update". Sie habe ihn zusammen mit ihrem Berliner Kollegen Christian Drosten auch schon selbst ausprobiert.

Der Test funktioniert ähnlich wie Duftproben zum Rubbeln von Parfümherstellern. Der Proband muss eine App herunterladen, die ihm anzeigt, welches Feld er freirubbeln soll. Danach muss er eintragen, was er riecht. Der Test weise nicht die Erkrankung selbst nach, sondern nur ein Symptom, betonte Ciesek - den Verlust des Geruchssinns, von dem aber immerhin rund 80 Prozent der Infizierten berichteten.

Der Test sei billig, einfach, leicht zu verteilen, tue nicht weh "und schadet nichts", sagte Ciesek, "aber man muss auch sagen, dass das natürlich sehr unsicher ist." Der Test könnte ein "add on" (eine Ergänzung) sein, um Infizierte frühzeitig herauszufiltern. Wenn Menschen dieses Symptom frühzeitig bemerkten, könnten sie sich isolieren und einen aussagekräftigeren Test machen lassen.

+++ Corona-Tests für Reiserückkehrer nicht mehr kostenlos +++

Corona-Tests für Reiserückkehrer aus Risikogebieten mit hohen Infektionszahlen im Ausland sind seit diesem Mittwoch nicht mehr kostenlos. Dieser im Sommer eingeführte Anspruch ist am Dienstag ausgelaufen, wie eine kürzlich verkündete Verordnung des Bundesgesundheitsministeriums festlegt. Bisher konnten sich solche Urlauber gratis testen lassen, um eine bei der Rückkehr nach Deutschland verpflichtende Quarantäne zu verkürzen.

Damit werden die Regelungen weiter verschärft. Wer eine "vermeidbare Reise" in Risikogebiete macht, bekommt für die Zeit der Quarantäne auch schon keine Verdienstausfallentschädigung mehr. Ausgenommen sind "außergewöhnliche Umstände", etwa die Geburt eigener Kinder oder der Tod naher Angehöriger. Welche Länder für deutsche Urlauber als Risikogebiete gelten, ist auf einer Liste des bundeseigenen Robert Koch-Instituts (RKI) angegeben.

+++ Harter Lockdown beginnt: Öffentliches Leben wird heruntergefahren +++

In ganz Deutschland hat der harte Lockdown begonnen, um die Ausbreitung des Coronavirus einzudämmen. Von diesem Mittwoch an gelten vorerst bis zum 10. Januar entsprechende Verordnungen in den Bundesländern. Einzelhandelsgeschäfte müssen schließen, Ausnahmen gelten nur für Läden, die den täglichen Bedarf decken. Schulen bleiben grundsätzlich zu oder die Präsenzpflicht ist ausgesetzt. Auch Friseurgeschäfte und andere Dienstleister im Bereich der Körperpflege dürfen nicht mehr öffnen.

Mit den harten Einschränkungen wollen Bund und Länder erreichen, dass die Welle der Neuansteckungen in Deutschland gebrochen wird. Ziel ist es, die Zahl der Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner binnen einer Woche auf maximal 50 zu bringen, um die Kontaktnachverfolgung wieder möglich zu machen. Am Dienstag lag diese sogenannte Sieben-Tages-Inzidenz nach den Daten des Robert Koch-Instituts (RKI) bei 173,7. Mit der Senkung des Werts soll auch verhindert werden, dass die Kliniken überlastet werden, insbesondere die Intensivstationen.

Private Treffen sind vorerst weiterhin auf den eigenen und einen weiteren Haushalt begrenzt. Es dürfen höchstens fünf Personen zusammenkommen. Kinder bis 14 Jahre werden nicht mitgezählt. Nur vom 24. bis 26. Dezember gilt eine Sonderregelung. "Im engsten Familienkreis können Treffen mit 4 über den eigenen Hausstand hinausgehenden Personen (zzgl. Kinder bis 14 Jahre) möglich sein, auch wenn dies mehr als zwei Hausstände oder 5 Personen über 14 Jahre bedeutet", schreibt die Bundesregierung auf ihrer Webseite.

Die genaue Ausgestaltung ist aber wie immer Sache der Bundesländer, die das entsprechend in ihren jeweiligen Corona-Verordnungen regeln. Generell gilt: Die Schulen sind geschlossen oder die Präsenzpflicht ist ausgesetzt. Es wird eine Notfallbetreuung sichergestellt und Distanzlernen angeboten. Kitas bleiben ebenfalls geschlossen. Eine Notfallbetreuung ist möglich. Im Einzelhandel gelten Ausnahmen etwa für Lebensmittelgeschäfte, Apotheken und Poststellen.

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hatte sich am Sonntag angesichts der schnell steigenden Infektionszahlen mit den Ministerpräsidenten der 16 Bundesländer auf diese drastischen Schritte verständigt. Sie sind zunächst bis zum 10. Januar befristet. Am 5. Januar wollen Bund und Länder gemeinsam eine Bestandsaufnahme machen und über die weitere Marschroute beraten.

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/news.de/dpa

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