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Coronavirus-Antikörpertest Elecsys Anti-Sars-CoV-2: Millionen Tests für Deutschland - doch wer übernimmt die Kosten?

In Kürze werden Millionen Coronavirus-Antikörpertests in Deutschland verfügbar sein. Ein paar Tropfen Blut genügen, um Klarheit zu schaffen. Doch wie kann man sich testen lassen, was kostet der Test und wer trägt die Kosten?

Ein neuartiger Coronavirus-Antikörpertest soll in Deutschland noch im Mai in millionenfacher Ausfertigung verfügbar sein. (Foto) Suche
Ein neuartiger Coronavirus-Antikörpertest soll in Deutschland noch im Mai in millionenfacher Ausfertigung verfügbar sein. Bild: Sven Hoppe / picture alliance / dpa

Ein paar Tropfen Blut sind alles, was benötigt wird, um Gewissheit zu schaffen: Bin ich bereits mit dem Coronavirus infiziert gewesen? Habe ich Antikörper im Blut und bin gegen Covid-19 immun? Ein neuartiger Antikörpertest des Schweizer Pharmariesen Roche soll in Deutschland bereits im Mai verfügbar sein.

Millionen Coronavirus-Antikörpertests auf dem Weg nach Deutschland

Rund drei Millionen der Elecsys Anti-Sars-CoV-2-Tests sollen in naher Zukunft an Gesundheitseinrichtungen in Deutschland ausgeliefert werden. Nach Angaben von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) sind für die Folgemonate fortlaufend Auslieferungen von jeweils fünf Millionen Tests vereinbart.

Ab Mai in Deutschland: Antikörpertest verrät, wer bereits Coronavirus hatte

"Der neue Test ist eine wichtige neue Wegmarke im Kampf gegen das Virus", sagte er am Montag im Roche-Werk im oberbayerischen Penzberg. Der Test zeige, wer eine Corona-Infektion schon durchgemacht habe. "So gewinnen wir Erkenntnisse über das tatsächliche Ausbruchsgeschehen", sagte Spahn. Deutschland arbeite dazu aber auch mit anderen Testherstellern wie Euroimmun zusammen.

Studie: Bereits mehr als 1,8 Millionen Coronavirus-Infizierte in Deutschland?

In Deutschland könnten sich laut der sogenannten Heinsberg-Studie inzwischen möglicherweise 1,8 Millionen Menschen mit dem Coronavirus infiziert haben. Dies ergebe eine Schätzung auf der Grundlage einer Modellrechnung, teilte die Universität Bonn am Montag mit.

Wie sicher ist der neue Coronavirus-Antikörpertest Elecsys Anti-Sars-Cov-2?

Der neuartige Bluttest soll aufgrund seiner hohen Zuverlässigkeit auch helfen, Unklarheiten zur Dunkelziffer beseitigen. Christoph Franz, Verwaltungsratspräsident von Roche, sprach von einem völlig "neuen Qualitätsniveau". Seinen Angaben zufolge verfügt der Test über eine Sensitivität von 100 Prozent und eine Spezifität von 99,8 Prozent. Erstere gibt den Prozentsatz der Betroffenen an, bei denen die Infektion tatsächlich erkannt wird. Letztere sagt aus, wie viele Gesunde von dem Test auch tatsächlich als gesund erkannt werden.

Wie funktioniert ein Antikörpertest und wo kann man sch testen lassen?

Um Sars-CoV-2-Antikörper im Blut nachzuweisen, ist die Entnahme einer geringen Menge an Blut beim Arzt oder im Krankenhaus erforderlich, da es sich bei dem Elecsys-Test nicht um eine Anwendung für den Hausgebrauch handelt. Um auf Nummer sicher zu gehen, ob die neuartigen Antikörpertests bereits verfügbar sind, sollten interessierte Patienten sich im Vorfeld bei ihrem Arzt oder Krankenhaus erkundigen. Mittels spezieller Diagnosegeräte, die stündlich bis zu 300 Ergebnisse liefern, können Blutserum und -plasma auf Antikörper untersucht werden. Innerhalb weniger Stunden soll das Testergebnis vorliegen.

Bedeutet ein Nachweis von Antikörpern Immunität gegen das Coronavirus?

Unklar ist noch, ob der Nachweis von Antikörpern auch mit einer Immunisierung der Betroffenen einhergeht. Franz sagte, es gebe eine "sehr hohe Wahrscheinlichkeit", dass nachgewiesene Antikörper auch eine immunisierende Wirkung hätten. Der Nachweis als auch diese Erkenntnis seien wichtige Faktoren zur Wiederöffnung der Gesellschaft in der laufenden Pandemie solange es keinen Impfstoff gebe.

Wie teuer ist ein Antikörpertest - und übernimmt die Krankenkasse die Kosten?

"Sobald gesicherte Erkenntnisse über eine mögliche Immunität nach durchgemachter Infektion vorliegen, werden die Tests noch größere Bedeutung gewinnen", betonte Spahn. Derzeit erarbeitet sein Haus noch die Grundlagen, für welche Bevölkerungsgruppen - etwa Mitarbeiter in Medizin und Pflege sowie Risikogruppen - der Test zunächst primär zur Verfügung stehen solle. Geklärt würde auch noch, in welchen Fällen die Gesetzlichen Krankenkassen die Kosten übernehmen. Generell könne sich aber sofort jeder auf eigene Kosten testen lassen. Laut Franz würden die Tests weniger als "mehrere Hundert Euro" kosten.

Antikörpertest Elecsys Anti-Sars-CoV-2 von Roche: Forschung soll verstärkt werden

 

Um die Produktionskapazitäten für den neuen serologischen Test Elecsys Anti-Sars-CoV-2 auszubauen, will Roche seine biochemischen Anlagen in Penzberg für rund 170 Millionen Euro erweitern. Zusätzlich verkündete der Konzern, weitere 250 Millionen Euro in Penzberg zu investieren, damit Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten für diagnostische Tests zusammengeführt und gebündelt werden können.

Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) sprach von einem "Meilenstein" im internationalen Kampf gegen das Virus. Er lobte zugleich die Investitionen in das Werk, welches so zu einem der größten biotechnischen Forschungszentren in Deutschland werde. Bayern beteilige sich mit 40 Millionen Euro daran. Söder und Spahn betonten, wie wichtig es für Deutschland nach den jüngsten Erfahrungen in der Krise sei, dass die Pharmaindustrie in Deutschland und Europa forsche und produziere. Zu große Abhängigkeit "von einer Region oder einem Land kann uns in Schwierigkeiten bringen", sagte Spahn.

Roche entwickelte Antikörpertest dank Notfallgenehmigung

Das Unternehmen hat nach eigenen Angaben eine Notfallgenehmigung der US-Gesundheitsbehörde FDA für den Test bekommen. Diese ist einem Sprecher zufolge für alle Länder gültig, die die CE-Kennzeichnung für Produkte akzeptieren, dazu zählt auch die Europäische Union.

Laut Franz werde Roche Millionen Tests "im hohen zweistelligen Bereich" herstellen und diese weltweit überall dort zur Verfügung stellen, wo Bedarf bestehe. Es gebe aber "strategische Kooperationen mit den Ländern, in denen wir unsere Wertschöpfung betreiben". Spahn unterstrich in dem Zusammenhang, dass Deutschland bereit sei, andere Länder bei den Tests zu unterstützen. Neben den Tests sind für die Auswertung spezielle Geräte des Unternehmens erforderlich.

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/news.de/dpa

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