Von Stefanie Heitmüller - Uhr

Rentner-Wettbewerb: «Pimp my Rollator» im Altenheim

Ein rosaroter Rollator mit Strass-Steinchen: Die «Pink Lady» ist eine Kreation von Bewohnern eines Altenheims in Hannover. Unter dem Motto «Pimp my Rollator» wetteiferten die rüstigen Rentner beim Gehhilfe-Tuning.

Unter dem Motto «Pimp my Rollator» wetteiferten die rüstigen Rentner um die am verrückteste Gehhilfe. (Foto) Suche
Unter dem Motto «Pimp my Rollator» wetteiferten die rüstigen Rentner um die am verrückteste Gehhilfe. Bild: dapd

Behutsam streicht Ilse Köhler über den flauschig weichen pinkfarbenen Stoff der Ablage- und Sitzfläche. Gemeinsam mit anderen Bewohnern des Altenheims in der Bachstraße in Langenhagen bei Hannover hat sie schließlich mehrere Stunden daran gebastelt. Strasssteinchen an den Seiten der Räder und der großen Grünpflanze in dem farbigen Korb hat es Köhler besonders angetan. Am wichtigsten sei es gewesen, «dass alles pink ist», sagt sie. Das sei doch «eine schöne moderne Farbe». Die Ideen, wie der Rollator am Ende aussehen könne, seien erst nach und nach gekommen. Es habe «wirklich Spaß gemacht», sich einbringen zu können, sagt die Seniorin.

Und auch eine andere, an Demenz erkrankte Bewohnerin, erinnert sich beim Anblick des Gehwagens an die Bastelaktion. «Ich habe die Steine aufgeklebt. Sieht doch gut aus», sagt die Seniorin. Eine andere im Seniorenheim entstandene Gehhilfe erinnert an eine Frühlingswiese. Ein knalliges Grün dominiert den Rollator. Ein kess schauender kleiner Gartenzwerg hat es sich auf Kunstrasen gemütlich gemacht und Blumen runden das Erscheinungsbild ab.

Rollator-Tuning bringt Spaß und Beschäftigung

Die Idee zu «Pimp my Rollator» hatte der Geschäftsführer des Seniorenheimes, Gregor Brill, bei der Vorbereitung zu einer Wirtschaftsschau. «Wir haben uns überlegt, wie wir uns präsentieren können, und wollten uns von der Masse abheben», sagt er. Die Rollatoren umzubauen, sei lediglich eine fixe Idee gewesen, die aber gut angekommen sei. Schließlich spielten Gehhilfen bei vielen älteren Menschen eine große Rolle. Zugleich sei die Gestaltung eine gute Therapie, sagt Beschäftigungstherapeutin Klara Kirsch.

Normale Rollatoren gebe es nur in drei Standardfarben, sagt Brill. Da sei es manchmal für die Bewohner schon schwierig, ihren eigenen nach einem Aufenthalt im Speisesaal wiederzufinden. Wer etwas mehr Geld investiere, könne aber auch schon vom Hersteller eine personalisierte Gehhilfe bekommen. Vom Schirmständer über Beleuchtung, integrierten Handwärmern, Spiegel oder Navigationssystem könne alles bestellt werden.

Die Rollatoren, aus denen die Senioren die kleinen Kunstwerke gemacht haben, gehören jedoch dem Seniorenheim und sind nur noch bedingt alltagstauglich. Denn Rollatoren sind anerkannte Hilfsmittel, die von der Krankenkasse zur Verfügung gestellt beziehungsweise bezuschusst werden. Aus Haftungsgründen dürfe deshalb normalerweise nicht so viel daran verändert werden, sagt Brill.

Rollator ist ständiger Begleiter

Die Senioren jedenfalls sind auf den Geschmack gekommen. Schließlich seien die Gehhilfen normalerweise nicht wirklich hübsch, sagt Köhler. «Da habe ich es mir wenigstens ein bisschen schick gemacht», sagt die 90-Jährige, die ohne ihren Rollator gar nicht mehr gehen darf. Mit ihrem durch bunte Steine und Schleifen unverwechselbar aufgepeppten Gefährt könne sie sogar noch tanzen, sagt die 90-Jährige und wippt zum Beweis hin und her.

Wenn der Rollator mal nicht gebraucht wird, finden sich dafür im Seniorenheim gar eigene «Parkplätze». Kennzeichenschilder und aufgezeichnete Parkbuchten sowie Hinweise zu Parkzeiten und Abschlepphinweise prangen dort in großer farbiger Schrift. «Muss ja alles seine Richtigkeit haben», sagt Beschäftigungstherapeutin Kirsch mit einem Augenzwinkern.

jag/boi/news.de/dapd

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