Von news.de-Redakteurin Mara Schneider - Uhr

Edda Schönherz: Nach einem zweitägigen Verhör in der Zentrale des Ministeriums für Staatssicherheit (MfS) in Berlin-Lichtenberg wurde Edda Schönherz nach Berlin-Hohenschönhausen transportiert, der zentralen Untersuchungshaftanstalt der Stasi. Nach vier Stunden Fahrt quer durch die Hauptstadt, ein beliebtes Mittel zur Desorientierung der Häftlinge, kam die damals 30-Jährige ahnungslos in der Gefängnisschleuse an. «Plötzlich gingen die Scheinwerfer an und wir mussten einzeln aus dem Auto raus. Vom Dunkeln ins Scheinwerferlicht, ohne zu wissen, was los ist, wo du bist. Wir mussten den Kopf unten lassen, durften uns nicht umschauen», erinnert sich Schönherz. Was es zu DDR-Zeiten bedeutete, ein politischer Häftling zu sein, bekam sie schnell zu spüren. «Man legte mit Betreten der Haftanstalt seinen Namen, alle Grundrechte und die Menschenwürde ab. Man war allem ausgeliefert, hatte keine Wehrmöglichkeiten. Wir mussten uns ausziehen, vollkommen nackt. Dabei hat doch jeder Mensch ein Schamgefühl. Wir wurden einer Körperuntersuchung unterzogen. Wir mussten Kniebeugen machen und uns bücken, dabei wurden alle Körperöffnungen mit Gummihandschuhen untersucht. Diese Erniedrigung. Uns wurde gezeigt, was ein Mensch hier wert ist.» Intime Minuten, Zeit für sich, hatte Edda Schönherz in Hohenschönhausen nicht. Sie stand unter ständiger Beobachtung. In der Zelle, etwa zwei mal drei Meter, war sie entweder allein oder mit einer weiteren Gefangenen untergebracht. «Alle fünf Minuten ging der Spion auf und das Licht an, wir durften uns nicht hinlegen, nur sitzen, aber nicht anlehnen. Wenn man doch mal eingeschlafen war, wurde heftig an die Tür geklopft. Das Eisen schepperte so laut», berichtet sie. Der Haftalltag brachte kaum Abwechslung. Wecken um 6 Uhr, danach Frühstück. Anschließend mussten die Zellen von den Häftlingen mit Lappen und Kernseife gereinigt werden. Je nach Belieben der Wärter durfte der tägliche Rundgang von bis zu einer halben Stunde auf dem Hof gemacht werden. Bettruhe war um 22 Uhr.

Edda Schönherz verbrachte drei Jahre im Gefängnis, weil sie die DDR verlassen wollte. (Foto) Suche
Edda Schönherz verbrachte drei Jahre im Gefängnis, weil sie die DDR verlassen wollte. Bild: news.de
Lesen Sie auf Seite 3, wie das Urteil gegen die 30-Jährige lautete

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