Von news.de-Mitarbeiter Ayke Süthoff - Uhr

Hausarbeiten: Einfach schreiben in zehn Schritten

Ob Hausarbeit, Bachelor- oder Magisterarbeit - wissenschaftlich zu schreiben ist für Studenten problematisch. Dabei sind solche Arbeiten nicht schwer, wenn sie richtig angegangen werden. News.de hilft, gut durchdacht und schnell das Ziel zu erreichen.

Studenten sitzen in der Bibliothek an Hausarbeiten. Diese sind gar nicht so schwer, wenn ein paar Regeln beachtet werden. (Foto) Suche
Studenten sitzen in der Bibliothek an Hausarbeiten. Diese sind gar nicht so schwer, wenn ein paar Regeln beachtet werden. Bild: dpa

Anfangen ist oft das Schwierigste. Denn auf den ersten Eindruck wirkt Schreiben so viel einfacher als beispielsweise eine Klausur oder gar eine mündliche Prüfung - das Wissen wird nicht in kürzester Zeit abgefragt, die Stresssituation fällt weg und es muss nicht wochenlang für wenige Minuten Prüfung gelernt werden. Klingt gut, ist aber trotzdem schwierig.

Meist läuft schon, bevor es überhaupt um das tatsächliche Schreiben geht, alles aus dem Ruder: Das Thema ist nicht klar definiert, die Struktur schon gar nicht, es werden unsystematisch Bücher gewälzt - wochenlang kommt nichts zustande. Um den Knoten platzen zu lassen, sollte zu allererst die thematische Fragestellung geklärt werden.

Schritt 1: Fragen formulieren. Meist ist das Thema vorgegeben. Nun müssen aus den schwammigen Vorgaben klare Fragen abgeleitet werden. Diese sollten Sie vor der Recherche klar formulieren: Finden Sie die zentrale Frage. Daraus ergeben sich bestenfalls vier bis fünf Unterfragen, auf die Sie Antworten finden müssen, was letztlich auch die Ursprungsfrage beantworten sollte. Merke: je konkreter die Fragen, desto besser.

Schritt 2: Strukturieren. Auch die Grundstruktur der Arbeit sollte früh stehen. Das muss kein starres Inhaltverzeichnis sein, sondern ein OutlineFormale Skizze der Hausarbeit, auch ein erster Entwurf des Inhaltsverzeichnisses. aus Ideen für einzelne Kapitel. Der Weg dahin ist einfach: Die Fragen aus Schritt 1 nehmen, in etwa abschätzen, wie viel Platz für die Beantwortung benötigt wird, schon steht die Gliederung. Aus Fragen werden später die Kapitel oder Abschnitte des Hauptteils. Das funktioniert schon, bevor inhaltlich gearbeitet wird, sollte aber nicht zu streng gesehen werden - vielleicht zeigt sich später, dass sich Kapitel zusammenfassen lassen oder es ergeben sich neue Komplexe.

Schritt 3: Deadline. Eine fehlende Deadline ist ein großes Problem - denn ohne festen Abgabetermin wird die Arbeit immer wieder verschoben. Obwohl es viele Professoren nett meinen, wenn sie auf einen strengen Abgabetermin verzichten, ist es nicht sinnvoll: Fleiß benötigt Druck. Den müssen sich viele Studenten folglich selbst machen, hilfreich sind Abmachungen mit Kommilitonen. Nehmen Sie sich gemeinsam etwas Tolles für den Tag vor, an dem Sie die Arbeit einreichen wollen, und erinnern Sie sich so gegenseitig an die Einhaltung der Frist!

Schritt 4: Zeitliche Planung. Zwei Seiten sind an einem konzentrierten Tag ein gutes Schreibpensum - macht bei zehn Seiten Hausarbeit fünf Tage reinen Schreibens. Plus einen Tag zum Formatieren und noch mal die gesamte Zeit vorweg für die Recherche: mit ein bisschen Spiel zwei Wochen. Diese Rechnung lässt sich für jede Arbeit von fünf bis 80 Seiten aufmachen, sie passt fast immer. Seitenzahlen festzulegen, lohnt sich auch für einzelne Kapitel - so behalten Sie immer den Überblick. Wichtig sind auch feste Uhrzeiten zum Schreiben. Optimal ist ein Wochenplan, in den Sie Schreibzeiten eintragen. Die können von Tag zu Tag variieren, falls Sie zum Beispiel jobben, sollte aber wöchentlich in etwa gleich bleiben. Auch Pausen sollten fest eingerechnet werden.

Schritt 5: Einlesen. Damit wird es endlich ernst. Viele lesen ziemlich planlos vor sich hin, ohne dabei wirklich voranzukommen. Besser ist es, wenn Sie sich auf die Beantwortung der in Schritt 1 formulierten Fragen konzentrieren. Machen Sie sich klar, welche Antworten Sie von dem Text wünschen, alles andere ist unwichtig. Das führt zu einer zielorientierten Recherche, in der Sie sich nicht im Literaturdschungel verlaufen.

Schritt 6: Literatur verarbeiten. Parallel zum Einlesen legen Sie pro Kapitelfrage ein eigenes Textdokument an. Wann immer Sie beim Lesen auf (Teil-)Antworten stoßen, schreiben Sie den betreffenden Gedanken in eigenen Worten unter die jeweilige Frage. So haben Sie jederzeit den Überblick, wie weit Sie sind - ist die Frage ausreichend beantwortet? Würde ein Außenstehender verstehen, worum es geht? Wo bedarf es weiterer Recherche? Ganz wichtig ist die Quellenangabe, schreiben Sie sich Buchtitel, Autor und Seitenzahl immer dazu, damit Sie im weiteren Verlauf der Arbeit jederzeit das Buch wiederfinden.

Schritt 7: Textskelett. Wenn Sie glauben, ausreichend Antworten gefunden zu haben, drucken Sie die Dokumente aus und legen sie auf den Schreibtisch vor sich. Lesen Sie sich die Fragen und ihre geschriebenen Absätze erneut durch und überlegen Sie sich pro Kapitel vier oder fünf Gedanken, die Sie unbedingt im Text haben wollen. Stellen Sie sich einen außenstehenden Leser vor und überlegen Sie, in welcher Reihenfolge die Sätze gebracht werden sollten, damit er die Information voll aufnehmen kann. Kopieren Sie die Sätze in der gewählten Reihenfolge mit reichlich Abstand in ein neues Dokument - Sie erhalten das Skelett Ihres künftigen Hauptteils.

Schritt 8: Skelett füllen. Nun muss das Textskelett gefüllt werden. Formulieren Sie die Gedanken aus, füllen Sie die Leerzeilen zwischen den Kernsätzen mit Beispielen, Erklärungen oder Überleitungen. So bekommen Sie Absätze. Diese müssen noch inhaltlich und stilistisch angeglichen und so zu einem lesbaren Text verbunden werden.

Schritt 9: Einleitung und Schluss. In Stein gemeißelte Struktur einer Hausarbeit: Deckblatt, Inhaltsverzeichnis, Einleitung, Hauptteil, Schluss, Quellenverzeichnis. Davon müssen nun noch Einleitung und Schluss geschrieben werden. Beides bitte erst, wenn der Hauptteil fertig ist. Dann geht es auch doppelt so leicht: In die Einleitung kommen die Fragestellung (Schritt 1) und die geplante Vorgehensweise. Der Schluss enthält die Antwort auf die zentrale Frage und eine kurze Zusammenfassung. Schreibt sich wie von selbst.

Schritt 10: Deckblatt, Inhaltsverzeichnis, Quellenangaben. Oftmals nervige Fleißarbeit, die aber gemacht werden muss. Legen Sie für das Inhaltsverzeichnis eigens eine Tabelle an, das schafft Ordnung. Auch Formatvorlagen können helfen. Falls Sie sich mit Textprogrammen nicht gut auskennen, fragen Sie Kommilitonen oder googeln Sie nach Onlinehilfen. Wissenschaftliche Arbeiten haben meist strenge Formatvorgaben, die leider von Institut zu Institut variieren können. Also: Vor der Abgabe informieren, denn Professoren sind diesbezüglich oft pingelig. Dann das gesamte Dokument markieren, Zeilenabstand einstellen, richtige Schrift (bitte nicht Wingdings oder Comic Sans), Überschriften, Kopfzeile und vor allem Fußnoten anpassen. Viel Fummelei, für die vorher mindestens ein Tag eingerechnet werden sollte.

Copy & Paste. Wissenschaftliches Arbeiten 2011 funktioniert so: Studenten suchen sich bei Google Books oder Wikipedia passende Informationen, kopieren diese und fügen sie in die Hausarbeit ein. Grundsätzliches Problem: Diese Vorgehensweise ist ein Plagiat und damit verboten. Wer kopiert, kann fristlos von der Uni fliegen. Außerdem lernt, wer so arbeitet, überhaupt nichts, was die Idee des Studiums infrage stellt. Und die Hausarbeit wird stilistisch nicht gut, da zusammengewürfelte Textpassagen selten passen. Also besser Finger weg von «Apfel+C».

 

Dieser Artikel entstand in Zusammenarbeit mit Helga Esselborn-Krumbiegel. Die Autorin berät Kölner Studenten in Sachen wissenschaftliches Schreiben.

Lesetipps:

Richtig wissenschaftlich Schreiben - Wissenschaftssprache in Regeln und Übungen; UTB Verlag; 168 Seiten; 12,90 Euro.

Von der Idee zum Text - Eine Anleitung zum wissenschaftlichen Schreiben; UTB Verlag; 221 Seiten; 11,90 Euro.

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