Von news.de-Redakteurin Anne Meyer-Gatermann - Uhr

Märchen-Parodie: Schlägerei mit Rotkäppchen

Großeinsatz im Knusperhäuschen: Das Rotkäppchen-Ultimatum brüht die Idee des Vorgängerfilms wieder auf und schickt Märchenfiguren in einen überdrehten Actionfilm. Und das deutsche Publikum muss dabei ganz stark sein.

Mit diesem Rotkäppchen ist nicht zu spaßen. (Foto) Suche
Mit diesem Rotkäppchen ist nicht zu spaßen. Bild: Kinowelt

Rotkäppchen holt zu einem formvollendeten Ninja-Kick aus. Das Mädel trägt zwar die rote Kappe aus dem Märchen, hat aber sonst mit dem kulleräugigen Mädchen, das sich schüchtern an ihr Körbchen klammert, nicht viel gemeinsam. Red ist schlagfertig und sie kämpft für das Gute.

Im Kinofilm Das Rotkäppchen-Ultimatum sollen diesmal Hänsel und Gretel befreit werden. Nachdem die Märchenfiguren sich im Vorgängerfilm Die Rotkäppchen-Verschwörung mit dem klassischen Rotkäppchen-Fall beschäftigt und einen Rezepte-Dieb entlarvt hatten, gibt es diesmal einen Großeinsatz im Knusperhäuschen: Sniper belagern das Pfefferkuchenhaus, weil eine Hexe dort zwei pausbäckige deutsche Kinder gefangen hält. Der bärbeißige Wolf und das schlagfertige Mädchen Red liefern sich dabei bissige Wortgefechte, äugeln sich aber auch heimlich an.

Die Idee, Märchenfiguren in einen Actionthriller zu stecken, ist eigentlich gut, auch wenn sie sich mit dem ersten Film schon etwas abgenutzt hat. Leider aber hat sich der Regisseur Mike Disa zu allzu albernen Einfällen hinreißen lassen. Der Film gerät dabei zu einer einzige Nummernrevue, die Story ist dabei viel zu dünn, um das Sammelsurium an Gags zu einem überzeugenden Paket zu schnüren. Die Macher verlassen sich auf die Strategie vermeintlich niedliche Märchenfiguren zu coolen Helden zu stilisieren und ihnen lustige Sprüche zu verpassen. Leider reicht das nicht, um aus Das Rotkäppchen-Ultimatum einen guten Film zu machen.

Plumpe Animationen, deutsche Stereotypen

Darüber hinaus hangelt sich die Story von einem Filmzitat zum nächsten: Da kämpft Rotkäppchen gegen einen tumben Riesenoger und Szenen aus Psycho, Das Schweigen der Lämmer oder Stirb langsam werden ziemlich uninspiriert wieder aufgekocht. Das unterhält nicht, sondern nervt auf die Dauer gewaltig.

Auch die Animationen können nicht überzeugen: Die Figuren laufen holprig, Licht und Schatten sind viel zu plump gesetzt. Das Geld für ein Ticket einer 3D-Vorführung sollte man sich in jedem Fall sparen. Richtig ärgerlich wird es für das hiesige Publikum, wenn sich die Macher an deutschen Stereotypen abarbeiten: In der englischen Fassung radebrechen Hänsel und Gretel ein Stakkato-Englisch, das mit stumpfen Einwürfen wie «Jaaa, genauuu» gespickt ist.

Und weil hier alle Klischees von Trachten bis hin zu Gaskammern bemüht werden, kann einem schon mal das Lachen im Hals stecken bleiben. Dass Heidi Klum dann auch noch ihre Stimme für ein riesenbrüstiges Kampfweib hergibt, ist zusätzlich enttäuschend.

Es ist schade, dass sich die Macher erst bei deutschen Märchen bedienen, deren Helden in ein amerikanisiertes Gewand zwängen und dann solche Klischees des stumpfen, trachtentragenden und bösartigen Deutschen bemühen. Ach, ja: Humorlos sind sie ja auch noch die Deutschen. Vielleicht ist der Film ja in Wahrheit unfassbar witzig.

Titel: Das Rotkäppchen-Ultimatum
Regie: Mike Disa
Sprecher (englisch): Hayden Panettiere, Bill Murray, Bill Hader, John Cusack, Glenn Close
FSK: ab sechs Jahren
Filmlänge: 86 Minuten
Verleih: Kinowelt
Kinostart: 21. Juli 2011

juz/news.de

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