Von Maximilian Haupt - Uhr

Jetzt spricht ein Koma-Experte: Was bekommt Schumi von seiner Umwelt mit?

Seit drei Monaten liegt Formel-1-Legende Michael Schumacher im Koma - jetzt zeigt der 45-Jährige offenbar erste Anzeichen des Aufwachens. Doch wie viel bekommt Schumi tatsächlich von seiner Umwelt mit? Mediziner Andreas Ferber erläutert, was ein Langzeitkoma für die Patienten bedeutet.

Weltweit hoffen und bangen Menschen mit dem verunglückten Michael Schumacher. Drei Monate liegt der ehemalige Formel-1-Weltmeister nach einem schweren Skiunfall bereits im Koma, erste Anzeichen für ein beginnendes Aufwachen lassen Schumis Fans in aller Welt neue Hoffnung schöpfen. Was Michael Schumacher auf dem langen Weg seiner Genesung bevorsteht und was er im Koma von seiner Umwelt mitbekommt, erklärt Neurologe Andreas Ferbert, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Neurointensiv- und Notfallmedizin (DGNI), im Interview mit der Nachrichtenagentur dpa.

Das bekommt Schumi im Koma wirklich mit

Was bedeutet es, wenn Komapatienten Bewusstsein entwickeln? Was bekommen Sie dann von ihrer Umgebung mit?

Andreas Ferbert: Wer im Koma, also in der Bewusstlosigkeit ist, kann nicht bewusste Gedankeninhalte haben. Es gibt für die Zeit des Komas praktisch immer eine Erinnerungslücke. Ob es darüber hinaus Ansätze für Bewusstsein gibt, lässt sich schwer überprüfen. Das will ich nicht ganz ausschließen.

Kann Michael Schumacher womöglich mitbekommen, dass Menschen im Raum sind, dass er berührt wird?

Andreas Ferbert: Wir betrachten den Unterschied zwischen Koma und Wachbewusstsein dadurch, dass die Augen auf sind. Wer die Augen zu hat und auch durch Schüttelreize, durch lautes Ansprechen die Augen nicht aufmacht, ist bewusstlos. Und wenn jemand mit offenen Augen im Bett liegt, sprechen wir von Wachbewusstsein. Das heißt noch lange nicht, dass, wenn man die Augen auf hat, man alles versteht, was das Gegenüber sagt. Aber zumindest ist eine Wachheit da. Das ist die Voraussetzung für bewusstes Wahrnehmen.

So geht es Patienten im Wachkoma

Die Chance, dass Patienten wie Schumacher in einer solchen Phase etwas wahrnehmen, ist also da?

Andreas Ferbert: Das kann sein, ja. Es gibt den Begriff des Wachkomas, ich mag den Begriff zwar nicht, weil das irgendwie ein Widerspruch in sich ist, aber gemeint ist damit, dass Patienten zwar wach sind und die Augen offen haben, aber doch nicht bewusst wahrnehmen, dass andere Menschen mit ihnen sprechen und auch nicht reagieren und auch nicht antworten können.

Michael Schumacher ist seit Januar in der Aufwachphase. Seither sind etwa neun Wochen vergangen. Lässt dieser Zeitraum grundsätzlich Rückschlüsse zu auf seinen Zustand oder den von Patienten, die in einer ähnlichen Situation sind?

Andreas Ferbert: Ich muss betonen, dass ich nicht weiß, ob Herr Schumacher die Augen auf hat. Und ich weiß auch nicht, ob man mit ihm in Kontakt treten kann. Aber: Patienten, die so lange im Koma waren, die durchlaufen nicht selten das Stadium eines Apallischen Syndroms, das heißt sie können die Augen aufhaben und haben zunächst einmal eine zumindest extrem eingeschränkte Wahrnehmung ihrer Umgebung. Das ist also nicht so, dass man vom Koma in ein volles Wachbewusstsein von heute auf morgen übergeht.

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