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Drama bei Sat.1: Wenn Prügel und Vergewaltigung zum Ehe-Alltag wird

Häusliche Gewalt ist immer noch ein Tabu-Thema. Im Sat.1-Drama "Die Ungehorsame" spielt Felicitas Woll eine geschlagene Ehefrau. Wie Sie den Fernsehfilm der Woche als Wiederholung in der Sat.1-Mediathek sehen, erfahren Sie hier.

Leonie (Felicitas Woll) wird regelmäßig von ihrem Mann Alexander (Marcus Mittermeier) geschlagen. (Foto) Suche
Leonie (Felicitas Woll) wird regelmäßig von ihrem Mann Alexander (Marcus Mittermeier) geschlagen. Bild: @Sat.1

"Sie haben nicht die geringste Vorstellung davon, wie sehr man sich dafür schämt." So antwortet Leonie (Felicitas Woll) in Untersuchungshaft auf die Frage ihrer jungen Pflichtverteidigerin. Die Frage, warum sie bei den vielen Verletzungen durch ihren prügelnden Ehemann nie einem Arzt die Wahrheit gesagt habe. Leonie schiebt hinterher: "Und wie dankbar es andere aufnehmen, wenn man ihnen vom Fahrradunfall oder vom Unfall im Haushalt erzählt."

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"Die Ungehorsame" - Drama um häusliche Gewalt am 31. März bei Sat.1

Sat.1 zeigte das Drama mit Felicitas Woll und Marcus Mittermeier in der Hauptrolle am Dienstagabend um 20.15 Uhr.

"Die Ungehorsame" TV-Drama bei Sat.1 - Wiederholung in der Sat.1-Mediathek

Das Thema häusliche Gewalt wird in der Gesellschaft weitestgehend gemieden. Im Drama "Die Ungehorsame" überzeugt Schauspielerin Felicitas Woll als betroffene Ehefrau, die in einem Teufelskreis gefangen ist. Es lohnt sich daher, den Film "Die Ungehorsame" auch im Anschluss an die TV-Erstausstrahlung als Wiederholung in der Mediathek bei Sat.1 noch einmal anzusehen.

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"Die Ungehorsame": Drama bei Sat.1 mit Starbesetzung - Erschreckende Wahrheit überzeugend gespielt

Das Sat.1-Drama "Die Ungehorsame" am Dienstag um 20.15 Uhr zielt ins Herz familiärer Finsternis: Es geht darin um Unterdrückung, Kontrolle und Demütigung. Um körperliche und verbale Gewalt. Und um Vergewaltigung. Das alles in einem gutbürgerlichen, schick gestylten Haus, hinter dessen Fassade kaum einer so etwas vermuten möchte.

Es ist leider ein Alltagsthema. So sollen nach der Studie "Lebenssituation, Sicherheit und Gesundheit von Frauen in Deutschland" (2004) rund 25 Prozent der Frauen im Alter von 16 bis 85 Jahren mindestens einmal in ihrem Leben Gewalt durch Partner erlebt haben. Das zieht sich durch alle Gesellschafts- und Bildungsschichten. Allein in Berlin rückt die Polizei 35 Mal pro Nacht zu entsprechenden Einsätzen aus. Auch ist die Scheu, sich gegenüber anderen zu offenbaren, nach wie vor weit verbreitet.

Der Privatsender Sat.1 arbeitet daher mit dem Bundesministerium für Familie, Senioren, Jugend zusammen und verweist im Abspann auf dessen Hilfetelefon "Gewalt gegen Frauen", das Betroffenen, Angehörigen und Fachkräften anonym, kostenfrei und rund um die Uhr Rat bietet. Unter der Nummer 0800 0116 016 sowie im Internet unter www.hilfetelefon.de.

Im wahrsten Sinne schlicht und ergreifend, mit überaus einfühlsamen Darstellern - allen voran Woll sowie Marcus Mittermeier als Ehemann - schildert Regisseur Holger Haase nach dem Drehbuch von Michael Helfrich Jahre einer fundamental gestörten Verbindung bis zum tödlichen Ende. Denn "häusliche Gewalt entsteht nicht in drei Monaten", wie Ivo-Alexander Beck, Ideengeber und mit Ninety Minute Film GmbH Berlin auch Produzent, im Presseheft erklärt.

Ausgehend vom Prozess gegen die Goldschmiedin, die ihren Mann, einen Kardiologen, mit einem Küchengerät erstochen hat, ist in Rückblicken der launige Beginn ihrer Liebesgeschichte auf einer Silvesterparty ebenso zu erleben wie andere glückliche Momente des Paares, zu dem noch Leonies Sohn aus einer früheren Beziehung gehört.

Liebe ist ironischerweise bis zuletzt im Spiel - was es der Frau erschwert, aus ihrer Ehehölle zu fliehen. Stattdessen wirft Leonie sich vor, alles falsch zu machen. Und sieht voller Mitleid in ihrem Peiniger auch das Kind von einst, das regelmäßig vom Vater misshandelt wurde, während die Mutter zusah.

"Die Ungehorsame" bei Sat.1 - Felicitas Woll: "Ich habe die Rolle angenommen, um darauf aufmerksam zu machen, wie weit es nicht gehen darf"

Die in kühler Ästhetik verpackte Geschichte richtet sich zwar an ein breites Publikum, lässt es dennoch nicht an psychologischer Feinheit vermissen. "Ich habe die Rolle angenommen, um darauf aufmerksam zu machen, wie weit es nicht gehen darf", sagte Leonie-Darstellerin Felicitas Woll ("Berlin, Berlin", "Schneewittchen muss sterben") im Sat.1-Interview. Die Scheu vieler geschundenen Frauen, sich Hilfe zu holen, erklärt sich die im Film fast ungeschminkt agierende 35-jährige Woll - privat alleinerziehende Mutter - mit deren fataler Gefühls-Gemengelage. "Angst lähmt. Man hat das Gefühl, sich nicht mehr bewegen zu können. (...) Und man fühlt sich ab einem bestimmten Punkt selbst für die Situation verantwortlich. Und hofft immer wieder, dass alles besser wird."

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ife/loc/news.de/dpa

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