Erstellt von Pierre Pawlik - Uhr

Amine Harit verurteilt: Deutsches Gericht wendet Scharia nach Horror-Unfall an

Der Schalker Fußball-Profi Amine Harit steht unter Schock, sein Verein Schalke 04 ist bestürzt. In seiner Heimat Marokko war der 21-Jährige, der auch bei der WM in Russland zum Einsatz kam, in einen tödlichen Verkehrsunfall verwickelt. Jetzt hat ihn ein deutsches Gericht unter anderem nach Scharia-Recht verurteilt.

Der Schalker Fußball-Profi Amine Harit wurde in seiner Heimat Marokko in einen Unfall mit Todesfolge verwickelt. (Foto) Suche
Der Schalker Fußball-Profi Amine Harit wurde in seiner Heimat Marokko in einen Unfall mit Todesfolge verwickelt. Bild: Tim Rehbein / dpa

Der Schalker Profi Amine Harit ist in seiner Heimat Marokko nach einem folgenschweren Autounfall zu vier Monaten auf Bewährung verurteilt worden. Zudem soll der 21-Jährige 8600 Dirham - knapp 780 Euro - zahlen sowie 10.000 Euro Blutgeld an die Familie des Opfers.

Scharia findet auch in Deutschland bei Amine Harit Anwendung

Der Fußball-Bundesligist bestätigte bereits am Mittwoch vergangene Woche (01.08.2018) einen entsprechenden Bericht der unabhängigen marokkanischen Nachrichtenseite "Hespress". Das Urteil des Gerichts in Marrakesch wurde am späten Dienstagabend in erster Instanz gesprochen und kann angefochten werden. Der FC Schalke geht jedoch davon aus, dass das Verfahren damit abgeschlossen ist.

Dass Harit auch 10.000 Euro Blutgeld (Diya) an die Familie des getöteten Mannes (28) zahlen muss, basiert auf dem Scharia-Recht. Das findet auch in Deutschland täglich Anwendung und müsse von deutschen Richtern sogar berücksichtigt werden, wie Jörn Thielmann, Islamwissenschaflter am Erlanger Zentrum für Islam und Recht in Europa, gegenüber "Welt" erklärt. Wurde etwa eine Ehe in Marokko nach islamischem Recht geschlossen, müsse sie bei einer Scheidung vor einem deutschen Gericht auch nach marokkanischem Recht behandelt werden. Das Blutgeld, das Harit zahlen muss, ist im deutschen Recht mit einer Schadensersatzzahlung vergleichbar.

Schalke-04-Profi Amine Harit in Unfall mit Todesfolge verwickelt

Harit war am 29. Juni in der Heimat seiner Eltern in einen Unfall verwickelt, bei dem nach Angaben der Behörden ein 28 Jahre alter Mann tödlich verletzt worden war. Harit hatte erklärt, dass er selbst am Steuer des Wagens gesessen hatte und es sich um einen tragischen Unfall gehandelt habe. In einem Gespräch mit Schalkes Sportvorstand Christian Heidel schilderte der 21-Jährige einen Tag nach dem Unfall die schlimmen Ereignisse der Nacht. Der Fußballprofi stand zu dem Zeitpunkt immer noch unter Schock.

"Mit großer Bestürzung hat der FC Schalke am Samstag von einem schweren Verkehrsunfall mit einem Todesopfer Kenntnis bekommen, der sich in der vorherigen Nacht in Marrakesch (Marokko) ereignete und an dem Mittelfeldspieler Amine Harit beteiligt war", heißt es in der Mitteilung des Fußball-Bundesligisten. "Er habe als Fahrer des Unglückswagens keine Möglichkeit gehabt, den tragischen Unfall zu verhindern", wird Harits Schilderung darin wiedergegeben.

Amine Harit überfährt bei schlechter Sicht 28-Jährigen in Marrakesch, Marokko

Nach ersten Berichten der Polizei hatte Harit in der Nacht zu Samstag in Marrakesch bei schlechter Sicht einen 28-Jährigen überfahren, der eine stark befahrene Straße überquerte. Der Fußballer wurde nach Angaben der Polizei festgenommen und nach Klärung des Sachverhalts wieder auf freien Fuß gesetzt. Die Behörden haben angeordnet, dass der Pass von Amine Harit eingezogen wird.

Zunächst kursierende Berichte, wonach Harits erst 14 Jahre alter Bruder während des Unfalls am Steuer gesessen haben soll, wies ein leitender Polizeioffizier, der nicht genannt werden wollte, am Samstag gegenüber der Deutschen Presse-Agentur zurück.

Staatsanwalt ermittelt gegen den Schalke-04-Profi wegen fahrlässiger Tötung

Zunächst hatten die Behörden in Marokko Harit die Papiere abgenommen. Die Staatsanwaltschaft hatte Ermittlungen wegen fahrlässiger Tötung, Nicht-Einhaltung der vorgeschriebenen Geschwindigkeit und Herbeiführens eines Verkehrsunfalls eingeleitet.

Gut zwei Wochen nach seinem folgenschweren Verkehrsunfall ist der marokkanische WM-Teilnehmer Amine Harit wieder in das Training beim Fußball-Bundesligisten FC Schalke 04 eingestiegen. Der Verein bestätigte Mitte Juli die Rückkehr des Profis ins Training und verwies darauf, dass sich der 21-Jährige zu dem Vorfall nicht äußern werde.

Die bisherige Karriere des Schalker Publikumslieblings und Leistungsträgers

Der gebürtige Franzose Harit wechselte im vergangenen Sommer für rund acht Millionen Euro vom französischen Erstligisten FC Nantes zum Revierclub. Bei Schalke 04 unterschrieb der 21-Jährigen einen Vertrag bis 2021 und entwickelte sich schnell zum Leistungsträger und Publikumsliebling. Erst vor wenigen Wochen hatte die Deutsche Fußball Liga ihn mit dem "Rookie Award" ausgezeichnet - dem Fan-Preis für den besten U23-Spieler der Saison.

Mit Frankreich hatte Harit 2016 noch die U 19-Europameisterschaft in Deutschland gewonnen. Anschließend entschied er sich aber, in der A-Nationalmannschaft für Marokko, das Heimatland seiner Eltern, aufzulaufen. Bei der WM kam der 21-Jährige für die Nordafrikaner zu seinem siebten Ländespieleinsatz, er stand bei der 0:1-Niederlage gegen den Iran in der Startelf. Marokko schied als Letzter der Gruppe B in der Vorrunde aus. Zum Trainingsauftakt der Schalker am Sonntag war Harit nach seinem WM-Einsatz noch nicht vorgesehen. Er hat planmäßig Sonderurlaub.

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pap/news.de/dpa

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