Von news.de-Redakteurin Franziska Obst - Uhr

Deutsche Kassen zahlen!: Ein dunkles Kapitel: Hetzjagd auf Schwule in Deutschland

Dabei sollte man annehmen, Deutschland habe sich seit den 1960er Jahren weiterentwickelt. Denn vor 50 Jahren, was viele nicht wissen, veranstaltete die deutsche Polizei eine regelrechte Hetzjagd auf Homosexuelle. Bis Ende der 1960er wurden gut 50.000 Männer rechtskräftig verurteilt. Ihr Vergehen: Unzucht.

«Eine Verletzung der Menschenwürde»

Klaus Beer, zu dieser Zeit Richter in Deutschland, sprach selbst sechs Männer aufgrund ihrer Homosexualität schuldig. Wenn er sich heute das Gerichtsurteil noch einmal durchliest, fällt ihm dazu nur ein Wort ein: Erbarmunglos. «Eine Verletzung der Menschenwürde», sagt Beer jetzt dazu. Das Schlimme: Die Urteile haben noch heute Bestand und die Männer werden noch immer als Straftäter gehandelt.

Doch nicht nur damalige Gesetze legten Homosexuellen Stolpersteine in den Weg. Auch heutzutage tauchen im Alltag immer wieder ungeahnte Hindernisse auf. So wollte sich der NDR-Reporter Christian Deker bei der DKMS, der Deutschen Knochenmarkspenderdatei, typisieren lassen, um im Falle eines Falles, sollte er als Spender in Frage kommen, Menschenleben retten zu können. Doch Schwule gehören zu einer sogenannten Risikogruppe und werden von vornherein von der Typisierung ausgeschlossen, weil sie Sex mit anderen Männern haben. Denn statistisch gesehen sind Schwule häufiger an Infektionskrankheiten wie HIV erkrankt. Doch selbst der Reporter, der nachweislich HIV negativ und auch sonst kerngesund ist, darf sich nicht typisieren lassen.

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