Von news.de-Volontärin Ines Fedder - Uhr

Drogenkonsum im Künstlertum: Deutschland, Land der Dichter und Trinker

Das Leben eines Künstlers ist bunt, vielfältig und inspirierend. Häufig begeben sich die Kreativen Köpfe auf Abwege, um ihren Geist freien Lauf zu lassen. Schon Schiller und Goethe berauschten sich an Wein und anderen Drogen.

Ach wie stolz ist Deutschland doch auf die literarischen Wunder, die das Land vollbrachte. Beinahe jeder Deutsche kann beschwingt aus Goethes Faust zitieren und wer hat sich nicht schon einmal bei den schaurig schönen Geschichten von E.T.A. Hoffmann gegruselt.

Aber sind die Vermächtnisse der Großen auch wirklich aus eigener Feder entstanden, oder wurde etwa mit Stimulanzien nachgeholfen?

Schiller gedopt? Der Dichter und der faule Apfel

Dass Gerücht, dass Drogen und Alkohol angeblich ein Mittel zur Kreativitätssteigerung seien, hält sich hartnäckig. Schließlich ranken sich viele Mythen um den erhöhten Drogenkonsum im Künstlertum. Friedrich Schiller konnte angeblich nur mit einem faulen Apfel auf seinem Stehpult schreiben.

Durch die Ausdünstung des Ethylens, eine Vorstufe des Trinkalkohols, wurde vermutlich seine Denkvermögen angeregt. War der Dichter also im heutigen Sinne gedopt? Vermutlich schon.

Der Teufel hat den Schnaps gemacht ...

Dieses Zitat vom Udo-Jürgens-Hit hätte auch von Goethe sein können. Schillers Busenfreund war kein Kostverächter, wenn es um das ein oder andere anregende Getränk ging. Wie man aus vielen seiner anakreontischen Gedichte, bei denen es vornehmlich um Wein, Weib und Gesang geht, und den Geschichten seines Biographen entnehmen kann, war der Dichter ein Genussmensch, wenn es um leckeren Rotwein ging. Wenn es im Faust in Auerbachs Keller heiß her geht und Goethe seinen Mephisto euphorisch nach dem Getränk singen lässt: «Uns ist ganz kannibalisch wohl,/ als wie fünfhundert Säuen!» kann der Dichter also durchaus aus Erfahrung sprechen.

Literatur im Rauschzustand

Dass die Dichter und Lenker des Landes in ihrem Werken häufig ihre eigene Drogenerfahrungen reflektieren, ist bekannt: Kunst- und Literaturkritiker Walter Benjamin dokumentierte seine Erfahrungen mit Haschisch in seinen Texten.

Für ihn war das Experimentieren mit Gras eine Studie darüber, wie Drogen auf den Künstler einwirken. In seinen Erfahrungsberichten schreibt er: «Man geht die gleichen Wege des Denkens wie vorher. Nur scheinen sie mit Rosen bestreut.» Diese Erfahrung musste nicht nur Benjamin machen.

Auch der deutsche Schriftsteller Novalis soll unter Opium-Einfluss gestanden haben, als er seine berühmten «Hymnen an die Nacht» schrieb und Gottfried Benn war Zeit seines Lebens als Koksnase bekannt. In seinem Gedicht «Cocain» aus dem Jahre 1907 schrieb er vom «süßen und tiefersehnten Ich-Zerfall», den ihm das Kokain bescherte. Und wer glaubt, dass E.T.A. Hoffmann seine Gruselgeschichten vollkommen clean verfasste, ist leider auf dem Holzweg. Auch er dröhnte sich mit Opium zu.

Künstler im Drogenrausch: Auf der Suche nach neuer Inspiration

Braucht der Künstler den Stoff, damit seine Kreativität entfacht wird? Man könnte meinen, dass nur der Rausch das kreative Momentum zur Vollendung bringt. So versuchte auch Popliterat Benjamin von Stuckrad Barre seinen Erfolg als Autor mittels Drogen zu erzwingen.

Der Autor und Moderator, der mit seinem Bestseller Soloalbum großen Erfolg hatte, gab 2004 in einem Zeitungsinterview offen zu, dass er sich mit Kokain an den Rand des Abgrunds brachte, nur um genug Stoff für seinen neuen Roman zu haben. Damit steht er nicht alleine da. Rocksänger, Schriftsteller, Maler – sie alle greifen bevorzugt zu Bewusstseinsveränderten Mitteln.

Drogen als Antriebsstoff der Kreativität

Drogen beeinflussen das Bewusstsein und beeinträchtigen die Wahrnehmung. Wie sie sich auf das Gemüt auswirken, ist unterschiedlich: Dabei kommt es nicht nur auf das Mittel an, sondern auch auf die Häufigkeit und die Konzentration bei der Drogeneinnahme. Es gibt einen Unterschied zwischen Alkohol, Kokain und Haschisch, obgleich sie alle die Wahrnehmung trüben.

Wo Drogen geduldet werden
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Laut des Psychologen Morris Stein der Universität in New York kann Alkohol in kleinen Mengen tatsächlich die Kreativität fördern und auch Opium, Koks und Haschisch können manch wirrem Gedanken auf die Sprünge helfen. Jetzt muss aber nicht gleich jeder zum Alkoholiker und Drogenjunkie werden, wenn es mit der Kreativität einmal nicht mehr so richtig klappt.

Denn auch Kaffee wirkt sich laut dem Wissenschaftler Morris Stein positiv auf das Gehirn aus. In seinem Werk «Stimulating Creativity» lässt er sich ausdrücklich über die Beeinflussung von Drogen und die stimulierende Wirkung auf den Menschen aus, warnt aber auch vor den Folgen.

Kreativität um jeden Preis - wenn Drogen den Künstler ins Verderben stürzen

Drogen nehmen, nur um als Autor oder Künstler Erfolg zu haben? Was dem entgegen zu halten ist, ist nicht nur das Betäubungsmittelgesetz in Deutschland, sondern auch die tragischen Todesfälle großer Literaten, Künstler und Musiker – Klaus Mann, Walter Benjamin und Jimi Hendrix fanden nicht zuletzt auch wegen ihres erhöhten Drogenkonsums einen tragischen und frühzeitigen Tod.

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ife/news.de

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