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VW Tiguan 2.0 TSI: Schick, schnell, durstig

Es muss nicht immer Downsizing sein: Für komfortables Reisen stehen dem VW Tiguan zwei Liter Hubraum ausgesprochen gut. Der Benziner mit 170 PS ist ein kraftvoller Reisebegleiter, verlangt aber an der Zapfsäule seinen Tribut.

Die Vereinigung von Tiger und Leguan macht sich gut auf der Straße und schlecht an der Tanktelle. (Foto) Suche
Die Vereinigung von Tiger und Leguan macht sich gut auf der Straße und schlecht an der Tanktelle. Bild: pi

Diese Mischung aus Tiger und Leguan bleibt ein Hingucker. Das Auto ist seit mehr als zwei Jahren auf dem Markt, doch noch immer erntet es an der Tankstelle oder auf dem Supermarkt-Parkplatz neugierige Blicke. Er trifft offenbar einfach den Massengeschmack und bleibt die Nummer Eins bei den Geländewagen, zuletzt im April mit 3041 Neuzulassungen und einem Marktanteil von 13,8 Prozent im Segment.

Leistungen von 140 bis 200 PS

Unter der Haube hat der Tiguan drei Motorenfamilien zur Auswahl: Den 2.0 TDI mit 140 oder 170 PS, den Einstiegsbenziner 1.4 TSI mit 150 PS oder den Zweiliter-Benziner mit 170 bis 200 PS. Für Vielfahrer bleibt zwar ein Dieselmotor die bessere Option, deutlich agiler gibt sich der Tiguan allerdings mit dem Zweiliter-Turbobenziner. Der Vierzylinder-Direkteinspritzer leistet 170 PS und entwickelt ein maximales Drehmoment von 280 Newtonmetern ab 1700 Touren. Damit kommt das leer 1,6 Tonnen schwere SUV in der City bei jeder Ampel schnell vom Fleck, und auf der Landstraße freut man sich über große Reserven beim Überholen.

Herunterschalten ist selten nötig, der elastische Motor bietet oberhalb von 1500 Touren reichlich Schwung. Das ganze geht leise und kultiviert vonstatten, auch bei Vollgas wirkt das Aggregat nie angestrengt. Das automatische Doppelkupplungsgetriebe DSG erhöht natürlich den Komfort, doch durch die großen Reserven des Motors lässt sich der Tiguan mit seinem präzise abgestuften manuellen Sechsganggetriebe ausgesprochen schaltfaul bewegen. Der Allradantrieb 4Motion, bei dem sich die Hinterräder bei Bedarf zuschalten, ist in Kombination mit dem Zweiliter-Benziner serienmäßig an Bord.

Fiasko an der Tankstelle

Der Tiguan 2.0 TSI beschleunigt in 8,5 Sekunden von 0 auf 100 Km/h. Oberhalb der Autobahn-Richtgeschwindigkeit wird es etwas zäher, für das Maximaltempo von 201 Km/h braucht der Wolfsburger Anlauf. Als angenehmer Reisebegleiter ist der Wagen mit 170 PS aber gut gerüstet. Die Enttäuschung folgt an der Tankstelle: Schon der offizielle Durchschnittsverbrauch von 8,5 Litern pro 100 Kilometer würde bei den heutigen Spritpreisen für große Augen beim Blick auf das Zählwerk sorgen, in der Praxis ließ sich dieser Wert aber nicht verwirklichen. Bei zurückhaltender Fahrweise sind immerhin Werte um 9 Liter drin. Im Stadtverkehr muss man mit 12 bis 14 Litern rechnen, bei zügiger Autobahnfahrt fließen 10 bis 11 Liter durch die Leitungen.

Das Fahrverhalten des Tiguan ist durchweg unproblematisch. Die Dynamik-Einstellung des adaptiven Fahrwerks sorgt vor allem auf der Autobahn für eine etwas knackigere Straßenlage, doch im normalen Verkehrsalltag fallen die unterschiedlichen Einstellungen kaum ins Gewicht. Der Federungskomfort ist gut, die Lenkung leichtgängig, aber nicht schwammig. Eine Tendenz zum Aufschaukeln in Kurven zeigt der Wagen dank der eher straffen Grundabstimmung nicht.

Im Alltag zeigt der Tiguan die typischen Vorteile und Schwachstellen eines SUV: Man sitzt hoch über dem Verkehr und genießt die gute Übersicht, in Parkhäusern und beim Rangieren braucht man dafür immer etwas mehr Platz als andere. Die optionale Rückfahrkamera des Tiguan ist eine schöne Rangierhilfe, das automatische Einparksystem zum Längsparken ist aber mit Vorsicht zu genießen. Die Technik nimmt einem zwar die gesamte Lenkarbeit ab, hat aber die Tendenz, den Wagen zu weit weg vom Bordstein zu platzieren. Vor allem muss man durch wohl dosierten Gaseinsatz für eine gleichmäßige Geschwindigkeit beim Rückwärtsfahren sorgen, damit die Lenkautomatik optimal arbeiten kann. Wer Schwierigkeiten beim Einparken hat, sollte besser auf dem Parkplatz üben als sich auf die Elektronik zu verlassen.

Ein teurer Spaß

Cockpit und Innenraum des Tiguan geben keinen Anlass zur Klage. Das Design wirkt etwas altbackener als etwa beim BMW X1, dafür gibt es viele praktische Ablagen und Flaschenhalter, die nicht schon bei einer Literflasche die Waffen strecken müssen. Sowohl vorn als auch im Fond finden die Insassen reichlich Raum vor, der Kofferraum fasst 505 Liter, mehr als die meisten Konkurrenten. Störend ist die hohe Ladekante des Tiguan.

Der Wolfsburger startet bei 26.050 Euro - mit magerer Ausstattung, Frontantrieb und 150 PS. Wenn man das VW-SUV zum Luxuskreuzer aufrüstet und viele Kreuzchen in der ellenlangen Aufpreisliste macht, sprengt der Tiguan mühelos die 40.000 Euro-Marke. Der Testwagen in der Ausstattungsversion Sport & Style (Grundpreis 30.300 Euro) verfügte unter anderem über die adaptive Fahrwerksregelung DCC (1045 Euro), Navigationssystem (2150 Euro), Lederausstattung mit Sportsitzen (2150 Euro), Xenonscheinwerfer mit Kurvenlicht (1295 Euro) und den Parklenkassistenten mit Rückfahrkamera (1070 Euro). Damit lässt der Wagen kaum Wünsche offen, auf dem Preisschild stehen dann allerdings imposante 42.281 Euro.

tfa/sgo/news.de/pi

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