Von news.de-Redakteur Sebastian Haak - Uhr

Mazda 3 MPS: Erst der Schock, dann die Erleichterung

Trotz seines durchzugsstarken Motors lässt sich der Mazda 3 MPS auch ganz alltagstauglich bewegen. Wenn man den Verstand einschaltet. Spaß macht der Wagen dann immer noch.

Der Mazda 3 MPS punktet bei flotter Fahrt genauso wie im Alltag - und das zu einem günstigen Preis. (Foto) Suche
Der Mazda 3 MPS punktet bei flotter Fahrt genauso wie im Alltag - und das zu einem günstigen Preis. Bild: auto.de

Der Mazda 3 MPS ist giftig. Das merkt der Fahrer sofort, wenn er auch nur den Rückwärtsgang einlegt, die Kupplung kommen lässt und das Gaspedal sanft betätigt. Die wenigen Zentimeter nach hinten sind mehr ein Satz als ein langsames Rangieren. Da fragt man sich direkt beim Ausparken, wie es wohl werden wird, einen 260 PS Fronttriebler bei winterlichen Straßenverhältnissen zu bewegen.

Freilich kann einem schon das Begleitbuch des Mazdas Respekt einflößen. Da steht: Die 260 PS Leistung holt sich der Wagen aus einem Vier-Zylinder-Motor mit Turboaufladung. Hubraum: 2,3 Liter. Das sorgt für ein maximales Drehmoment von 380 Newtonmetern bei 3000 Umdrehungen. Und wie gesagt: Der Wagen wird über die Frontachse angetrieben. Nur über die Frontachse. Und dann das Drehen am Zündschlüssel. Der Satz nach hinten.

Doch der Golf-GTI- und Astra-OPC-Konkurrent zeigt sich trotz Eis und Schnee erstaunlich zahm. Nicht, dass der Wagen keinen Durchzug hätte. Ganz im Gegenteil. Der Mazada beschleunigt aus nahezu allen Lagen souverän, drückt Fahrer und Mitfahrer bestimmt in die Sitze und zeigt den sonstigen Verkehrsteilnehmern die beiden mächtigen Auspuffrohre. Doch wer das Gaspedal mit ein wenig Verstand und Verständnis betätigt - dem gehen die Vorderräder auch nicht durch.

Jene, die mit solch hochgezüchteten Aggregaten nicht umgehen können, seien getröstet: Auch optisch macht der MPS einiges her. Von außen ist der Wagen mit seiner breiten Front, dem nicht zu übersehenden Heckspoiler und den 18-Zoll-Alufelgen ganz klar auf Sportlichkeit getrimmt. Der Innenraum dagegen ist - sieht man von den Alupedalen ab - weniger sportlich.

Viele Schalter, intuitiv zu bedienen

Solide verarbeitet, passen die Armaturen, Schalter und Knöpfe ebenso in diesen Kompaktwagen, wie sie in andere Modelle der Klasse - Sportlichkeit hin oder her - passen würden. Zwar kann man sich auf den ersten Blick schnell zwischen den Radio-Knöpfen, den Tempomat-Tasten und den Bedienelementen für Bord-Computer, Klimaautomatik, Sitzheizung, Navi und Front- und Heckscheibenheizung verirren. Doch nach dem ersten Schock folgt auch hier die Erleichterung. Alles lässt sich einfach und intuitiv bedienen. Ganz ohne Blick ins Handbuch. Mit der Bedienung ist es ein bisschen wie mit den Fahreigenschaften.

Apropos Fahreigenschaften. Völlig unüberraschend fühlt sich der Mazda MPS auf der Autobahn am wohlsten. Mag es auch noch so verführerisch scheinen, bei jedem Ampelsprint erster zu werden. Immer und immer wieder zu bremsen und zu schalten, ist dann auch nervig. Auf der Autobahn dagegen kann der Mazda seine Sprintstärke und seine Elastizität voll ausspielen. Natürlich alles im sechsten Gang. Zwischen 120 und 220 Stundenkilometern hat der Wagen jederzeit genügend Power, sehr souverän an allen anderen vorbei zu ziehen. Das schließt auch großvolumige Oberklasselimousinen ein. Die Höchstgeschwindigkeit des Mazada ist mit 250 Kilometern pro Stunde angegeben. «Elektronisch abgeregelt», steht im Begleitheft.

Kompaktwagen, kein Langstreckenfahrzeug

Doch trotz der schier unendlichen Leistung liegt die auf Dauer fahrbare Höchstgeschwindigkeit des Autos «nur» zwischen 180 und 200 Stundenkilometern. Jenseits der letzten Marke werden die Außengeräusche unangenehm. Außerdem merkt man dem Wagen den im Vergleich zur Oberklasse kürzeren Radstand an, was sich in der Laufruhe durchaus niederschlägt. Der Mazda ist und bleibt eben ein Kompaktwagen.

Über diese kleinen Defizite täuscht auch das Sportfahrwerk nicht hinweg, das zwar verhältnismäßig gut mit langen Bodenwellen kann, den Fahrer bei kurzen Fahrbahnunebenheiten aber ziemlich durchschütteln. Ein Langstreckenwagen ist der Mazda deshalb nur für die ganz Harten, die ihren ersten Bandscheibenvorfall noch vor sich haben.

Womit wir bei der Frage wären, wer so ein Auto braucht. Die erste Antwort ist naheliegend: Jeder, der sich vorstellen kann, einen GTI oder Vergleichbares zu fahren. Die zweite ist allgemeiner: Wer einen durchaus alltagstauglichen Kompaktwagen sucht, beim Fahren Spaß haben will, trotzdem das Hirn beim Gasgeben nicht ausschaltet und das nötige Kleingeld für Anschaffung und den Sprit mitbringt. Genauer: Für SuperPlus.

An der Tankstelle nämlich zeigt sich, dass der MPS die etwa 300 Kilometer Stadtverkehr, Überland und vor allem Autobahn mit einem Durchschnittsverbrauch von 12,5 Litern pro 100 Kilometern bewältigt hat. Wer jetzt aber auf das übliche Gejammer wartet, dass das doch ganz schön viel sei, dass man eine eigene Ölquelle oder starke Nerven an der Zapfsäule brauche, für den sind die letzten beiden Sätze dieses Textes eine Enttäuschung. Sie lauten: Im Schnitt 12,5 Liter sind für ein Auto vom Donnerschlag des Mazada 3 MPS absolut in Ordnung. Kraft kommt eben doch von Kraftstoff.

sgo/ivb/news.de

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